Maili Wolfs «winning horse»

Zeitungen Tamedia hat das Magazin der BaZ und der BZ angedient. Ohne Erfolg. Die Verlags-chefin mimt Gelassenheit.

Zeitungen Tamedia hat das Magazin der BaZ und der BZ angedient. Ohne Erfolg. Die Verlags-chefin mimt Gelassenheit.Wer bei Tamedia nachfragt, was dort mit dem Magazin weiter geplant ist, beisst auf Granit. «Die Sache ist noch nicht spruchreif», ist vom stellvertretenden Chefredaktor Peer Teuwsen zu hören. Also ist etwas im Tun. Anlass dazu gibt es ja genug: Zum einen erfuhr das Heft seit 1999 keine Auffrischung mehr (von einer Retouche Anfang dieses Jahres abgesehen), andererseits hat Tamedia letztes Jahr die Berner Zeitung (BZ) und die Basler Zeitung (BaZ) angefragt, ob diese das Heft als Beilage möchten. St. Galler Tagblatt und Neue Luzerner Zeitung wurden nicht gefragt, womit klar ist: Das Magazin soll das goldene Dreieck abdecken.Die Antworten aus Basel und Bern fielen aber anders aus als in Zürich erhofft. Die BZ «prüft» noch immer, wie Verlagsleiterin Franziska von Weissenfluh letzte Woche mitteilte. In Basel war man schneller. Nach Meinung von BaZ-Verleger Matthias Hagemann ist sein Blatt nicht auf das Magazin angewiesen. Um als Beilage in Frage zu kommen, müsste es «nationaler positioniert» sein. Zudem will die BaZ verlegerisch und redaktionell mitreden (siehe WW 23/04). «Wir würden Basler Themen einbringen wollen», sagt Hagemann, der auch deutlich macht, dass er «bezüglich Kosten und Verteilung eines allfälligen Gewinns eine für die BaZ positive Lösung» erwartet. Und dann fügt er hinzu: «Wir haben unseren Wunsch deponiert, jetzt ist Tamedia wieder am Zug.» Mit andern Worten: Eine Magazin-Reichweiten-Steigerung ist nicht ohne Konzeptänderung zu haben.
Beidseitiges Spiel auf Zeit
Doch es scheint, dass man in Zürich nun den Zug für abgefahren glaubt, jetzt, da die Relaunches in Bern und Basel – der idealste Zeitpunkt zur Einführung einer neuen Beilage – schon (fast) vorüber sind. So bestätigt Maili Wolf, Verlagsleiterin von Tages-Anzeiger und Magazin, zwar den Eingang der Basler Wünsche, sie gibt jedoch vor, diese interessierten sie nicht (mehr). «Der Tages-Anzeiger hat doch schon eine hohe Reichweite», sagt sie lapidar. Und mit Verweis auf das «wachsende Inseratevolumen» sagt sie: «Never change a winning horse.» Erst auf den Einwand hin, dass das Magazin für Tamedia doch ein Verlustgeschäft darstelle, gesteht sie: «Das Magazin ist keine Cashcow. Aber es ist ja auch aufwändig gemacht.» Und bei der Frage nach einem Konzeptwechsel wird sie wortkarg und sagt wie Teuwsen: «Das Thema ist noch nicht spruchreif.»
Oder wohl eher verschoben? Tatsache ist: Im Herbst 2005 erhält Tamedia neue Druckmaschinen, womit auch für den Tages-Anzeiger ein umfassender Relaunch angesagt ist (durchgehende Vierfarbigkeit). Da man sich dort aber sowieso grundsätzliche Gedanken zum Stellenwert, zur Funktion und Aufgabe einer Abozeitung macht, wird wohl auch bei den Beilagen kein Stein auf dem andern bleiben. Das haben offenbar auch BaZ und BZ gemerkt, weshalb diese nicht Nein sagen, sondern noch immer «prüfen» oder frühzeitig Bedingungen stellen.
Auflage deutlich unter Viertelmillion1999 brachte dem Magazin eine einschneidende Erfahrung: Rund ein Drittel der Auflage fiel weg, weil die BZ auf die Beilage verzichtete. Seither hat das Magazin nochmals 15 Prozent eingebüsst, weil das Trägerblatt Tages-Anzeiger schwächer tendierte. Heute sind es 236 569 Exemplare (494 000 Leser). Könnten BaZ (neu) und BZ (wieder) als Träger gewonnen werden, würde die Auflage auf gut 500 000 Exemplare katapultiert – keine bezahlte Schweizer Zeitschrift erreicht diese Höhe.
Punkto Werbevolumen büsste das Magazin zwischen 2000 und 2003 35 Prozent ein, beim Tagi waren es 51 Prozent. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres legte das Heft nun wieder 5,8 Prozent zu, der Tages-Anzeiger hingegen ist noch immer mit 7,1 Prozent im Minus. (mk)
«Nichts Spruchreifes»: Die Zürcher Magaziner treten vorläufig an Ort.
Markus Knöpfli

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