«Wir wollen das grosse Know-how des Vereins zugänglich machen»
Der Verein Gislerprotokoll macht das Know-how seiner Mitglieder für interessierte Agenturen und Unternehmen zugänglich. Neu gibt es Workshop- und Beratungsangebote zu inklusiver Sprache, inklusiven Bildwelten und weiteren Themen. m&k Werbewoche.ch hat mit Co-Initiantin Nina Bieli gesprochen.
Der Verein Gislerprotokoll zählt mittlerweile über 200 Mitglieder von der West- bis in die Deutschschweiz – darunter grosse Unternehmen und Bildungsinstitutionen sowie auch Kommunikations- und Werbeagenturen und selbständige Kreativschaffende. Damit bündelt der Verein ein enormes Know-how in Bezug auf inklusive Kommunikation, das nun für alle Interessierten zugänglich gemacht werden soll.
Denn neu bietet das Gislerprotokoll Workshop- und Beratungsangebote an, vermittelt durch den Verein und organisiert durch die Mitglieder selbst. Dazu gehören Workshops zu inklusiver Sprache und inklusiven Bildwelten – aber auch zu inklusiven digitalen Lösungen. Ebenfalls buchbar sind Workshops zur DEIB-Strategie (Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion und Zugehörigkeit) als Ganzes, punktuelle Expert Reviews oder Keynotes zum Gislerprotokoll im Allgemeinen.
Im Gespräch mit m&k Werbewoche.ch geht Nina Bieli, Co-Initiantin und Präsidentin des Gislerprotokolls, vertieft auf die neuen Angebote ein und zeigt auf, weshalb und wo in der Schweizer Werbung noch Handlungsbedarf besteht.
m&k Werbewoche.ch: An wen richtet sich die neuen Workshops und Beratungsangebote des Gislerprotokolls?
Nina Bieli: An alle interessierten Agenturen und Unternehmen, die sich zu einem der angebotenen Themen einen Expert:innen-Impuls holen wollen oder die vor spezifischen Fragestellungen im Zusammenhang mit inklusiver Kommunikation oder Diversity, Equity, Inclusion and Belonging (DEIB) im Allgemeinen stehen.
Wie kann man sich diese Angebote konkret vorstellen?
Uns war es wichtig, die meist-nachgefragten Themen mit unseren Angeboten abzudecken und gleichzeitig das grosse Know-how des Vereins zugänglich zu machen. Aktuell decken wir folgende Themen ab: Inklusive Sprache, inklusive Bildwelten, inklusive digitale Produkte, DEIB-Strategie im Allgemeinen und Expert Reviews zu konkreten Fragestellungen. Dabei gibt es einerseits Workshop-Formate aber auch Fachinputs oder Keynotes. Es findet sich also für sehr viele Bedürfnisse etwas Passendes.
Wie steht es in der Schweiz inzwischen um das Thema Vielfältigkeit in der Werbung?
Es wird immer besser. Wir sehen mittlerweile immer mehr richtig tolle, kreative, frei gedachte Werbungen, die sowohl ganz verschiedene Menschen porträtieren als auch Menschen in nicht-stereotypen Rollen. Gleichzeitig gibt es aber auch immer noch einen «harten Kern», der sich weiterhin Stereotypen bedient und eine vermeintliche Schweizer Idylle – also primär Menschen, die klar weiss und ohne Migrationshintergrund gelesen werden – darzustellen versucht. Im nationalen, aber vor allem im internationalen Vergleich, fallen diese Werbungen aus unserer Sicht kreativ immer mehr ab.
Der Wille scheint bei allen da zu sein, inklusiver und diverser in der Werbebranche unterwegs zu sein. Hapert es an der Umsetzung?
Manchmal an der Umsetzung, manchmal am Mut. Wir stellen nach wie vor fest, dass die Wahl einer Person in einer nicht-stereotypen Rolle für einige Unternehmen eine mutige Entscheidung ist. Gleiches gilt für das Casting von nicht-weiss gelesenen Personen oder die Verwendung von Varianten der inklusiven Sprache.
Was könnte hier helfen?
Den Verantwortlichen aufzuzeigen, dass es nicht immer die ganz grossen Schritte braucht. Nur bereits kleine Schritte,hin zu mehr Facetten sind Schritte in eine wichtige Richtung. Auch bei der inklusiven Sprache haben noch viele Unternehmen Fragezeichen und tun sich schwer, auf Sonderzeichen zu setzen – da lohnt sich eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema, eine Beratung, die aufzeigt, dass inklusive Sprache zu einem Grossteil auch ohne Sonderzeichen gelingen kann.
Welche Themen sind am dringlichsten?
Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Wie ich bereits erwähnt habe, gibt es sicher in Bezug auf die inklusive Sprache viele Fragezeichen. Aber auch rund um digitale Lösungen oder die Bildsprache. Wir haben uns bei der Zusammenstellung der Angebote einerseits am Know-how orientiert, das im Verein vorhanden ist, andererseits aber natürlich auch daran, was oft nachgefragt wird.