«Noch lange keine Selbstverständlichkeit»: Postfinance wird Mitglied des Gislerprotokolls

Die Postfinance wird Mitglied des Gislerprotokolls und unterstreicht damit ihr Engagement für Diversity, Equity und Inclusion und für eine facettenreiche Kommunikation. Werbewoche.ch hat exklusiv mit den Verantwortlichen gesprochen.

Das 2021 gegründete Gislerprotokoll erhält Zuwachs: Als erstes schweizweit tätiges Unternehmen wird Postfinance Mitglied des Vereins, der sich für die facettenreiche Darstellung der Geschlechter in Marketing, Kommunikation und Werbung einsetzt.

Postfinance möchte damit das Engagement für das erfolgreiche Miteinander der Geschlechter in der Schweiz und insbesondere für eine facettenreiche Kommunikation unterstreichen. Das Unternehmen hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, wie klischeefreie Finanzkommunikation gelingt – nicht zuletzt mit einer Vielfalt an Geschichte und einer inklusiven Sprache mit Hilfe des Doppelpunkts. «Mit dem Beitritt zum Gislerprotokoll setzen wir ein klares Zeichen für etwas, das uns wichtig ist – nämlich einen Beitrag zur Abbildung unserer vielfältigen Gesellschaft zu leisten und mehr Anschlussfähigkeit für ganz unterschiedliche Personengruppen und Lebensentwürfe zu schaffen», sagt Ron Schneider, Leiter Human Resources von Postfinance.

160 Mitglieder aus der Schweiz

Mit dem Beitritt eines grossen werbetreibenden Unternehmens macht das Gislerprotokoll einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einer inklusiven Kommunikation: «Das Gislerprotokoll zählt mittlerweile über 160 Mitglieder aus der ganzen Schweiz. Die meisten davon sind Agenturen und dienstleistende Unternehmen, aber auch Einzelpersonen aus der Marketing- und Kommunikationsbranche. Werbetreibende Unternehmen haben wir bisher lediglich über ihre Verbindung zu den Mitgliedagenturen erreicht. Dass diese Unternehmen nun selbst Mitglied werden, ist ein starkes Signal für die Relevanz des Themas. Entsprechend gross ist unsere Freude und wir sind gespannt, was wir in Zukunft gemeinsam bewegen können», sagt Nina Bieli, Co-Initiantin des Gislerprotokolls und Präsidentin des Vereins.

Werbewoche.ch hat mit Dennis Lengacher, Head of Marketing Communications (Co-Lead) Postfinance und Yves Ekmann, Co-Leiter Marketing Communications Postfinance, gesprochen.

L.: Yves Ekmann; r.: Dennis Lengacher.

Werbewoche.ch: Wann haben Sie das erste Mal vom Gislerprotokoll gehört?

Dennis Lengacher: Aktiv in Berührung gekommen sind wir mit dem Gislerprotokoll über Jung von Matt. Mit Nina Bieli haben sie eine Gründerin und starke Treiberin in ihren Reihen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns gerade intensiv mit unserer nationalen Positionierungskampagne auseinandergesetzt.

Yves Ekmann: Und gerade in dieser Kampagne kommen ja die unterschiedlichen Facetten und damit die Vielfalt der Schweiz, aber auch die Diskussion hinsichtlich Rollenbilder sehr stark zum Tragen. Gleichzeitig kam man und kommt man auch heute in der Branche nicht am Gislerprotokoll vorbei, bis es hoffentlich einmal eine Selbstverständlichkeit geworden ist.

Was hat Sie veranlasst, dem Verein zum jetzigen Zeitpunkt beizutreten?

Yves Ekmann: Dieser Schritt entspricht unserem Selbstverständnis, die Inhalte und Anliegen passen sehr gut zu den Werten von PostFinance und zu unserem Bestreben Vielfalt und Inklusion zu fördern.

Dennis Lengacher: Wir haben uns entschieden, dem Gislerprotokoll beizutreten, weil wir die Bedeutung und Dringlichkeit der Prinzipien zur Förderung vielfältiger Rollenbilder in der Werbung unterstützen wollen. Da ist es ein Hebel wenn sich Agenturen entsprechend «committen» und es ist ein zusätzlicher Hebel, wenn es bereits die Auftraggeber tun.

Welche Akzente wollen Sie für die Postfinance setzen?

Dennis Lengacher: Leider stellen wir in den Reaktionen und Kommentaren zu unseren Kampagnen immer wieder fest, dass Vielfalt und Inklusion noch lange keine Selbstverständlichkeit sind. Dafür wollen wir uns einsetzen. Gleichzeitig möchten wir natürlich sicherstellen, dass unsere Kommunikation und Werbung die Vielfalt unserer Kunden und die Vielfalt der Schweiz wieder spiegeln. Dies umfasst ganz unterschiedliche Elemente, angefangen bei der inklusiven Sprache, bis hin zur Berücksichtigung verschiedener Geschlechter, Hintergründe, Talente und Lebensstile. Grundsätzlich wollen wir uns für die Vielfalt an Perspektiven in unserer Kommunikation einsetzen.

Nennen Sie doch bitte die für die PostFinance wichtigsten Punkte des Protokolls?

Yves Ekmann: Der wichtigste Punkt ist sicherlich die Grundidee der Gleichwertigkeit. Gleichzeitig der wohl plakativste Punkt des Protokolls, die Verpflichtung zur Förderung von vielfältigen Rollenbildern in der Werbung. Dies setzt sich nach unserem Verständnis für die Vermeidung von Stereotypen und die Darstellung einer breiten Palette von Geschlechtern und Lebensstilen ein. Wir setzen uns dafür ein, diese Prinzipien in unserer eigenen Werbung umzusetzen. Gleichzeitig ist dies natürlich gerade ein interessantes Spannungsfeld, wenn man daran denkt, wie gute Kommunikation funktioniert, nämlich über Vereinfachung und Zuspitzung.

Wo steht Ihrer Meinung nach die Schweiz im Bereich vielfältige Rollenbilder in der Werbung? Gibt es noch viel zu tun? Oder hat das Gislerprotokoll schon komplett aufgeräumt?

Dennis Lengacher: Die Schweiz hat in den letzten Jahren sicherlich Fortschritte bei der Förderung vielfältiger Rollenbilder in der Werbung gemacht, aber es gibt noch viel zu tun. Das sehen wir wie bereits ganz kurz erläutert in unseren Kommentarspalten der Social Media Kanäle. Gleichzeitig gibt es natürlich auch Reaktionen die Mut machen, wenn wir Feedbacks erhalten, dass wir diese wunderbare Vielfalt der Schweiz einfangen konnten.

Yves Ekmann: Kurz gesagt, ist das Gislerprotokoll ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber die Veränderung erfordert eine kontinuierliche Anstrengung. Es ist wichtig, dass Unternehmen wie wir, bei der Entwicklung der Kampagnen die Prinzipien des Protokolls bereits im Kopf haben und bis zum Schluss auch konsequent vertreten und verteidigen. Bis die Grundwerte zur Selbstverständlichkeit werden. Um es mit einer Floskel abzurunden: Idealerweise schafft es sich selbst ab.

 

 

 

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