Die Zukunft hat noch Glamour
Bei der Edi-Verleihung wurde auch über die Zukunft der elektronischen Medien diskutiert
Bei der Edi-Verleihung wurde auch über die Zukunft der elektronischen Medien diskutiertVon Andreas Panzeri Wie sieht das Drehbuch der Zukunft aus für das neue TV-Programm «Verschmelzung von Film, Internet und Fernsehen»? Und hat diese Entwicklung überhaupt das Potenzial, ein Publikums-Hit zu werden? Antworten auf diese Fragen suchte eine Podiumsdiskussion mit prominenter Besetzung im Rahmen der Edi-Preisverleihung.
«Morgen wird so sein wie heute. Sachen ändern sich nicht so schnell.» Das war das provokative Einleitungsstatement von Joseph Weizenbaum. Der Computerpionier und Guru vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, war Ehrengast bei der von WerbeWoche-Autor Wolfgang J. Koschnick geleiteten Diskussion.
Das Rad der Zeit mit verbindlichen Gewinnversprechen in die Zukunft vordrehen konnten seine prominenten Diskussionsteilnehmer natürlich nicht. Für ein paar Brosamen der unterhaltenden Prophezeiung hat es aber trotzdem gereicht. «Das Fernsehen der Zukunft wird anders ausschauen. Aber viele werden es weiterhin zappend mit Fernbedienung nutzen», meinte Jürg Wildberger von TV3.
Mit Verweis auf seinen grossen Bruder bei Tamedia erklärte er: «Als Produzent kann ich in Zukunft neue Programme nicht mehr allein über Free-TV finanzieren. Ich muss nach einer Mehrzahl neuer Kanäle suchen.»
Abends will der Konsument passiv vor der Kiste hocken
«Jedes Massenmedium ist 90 Prozent Schrott. Und das bleibt auch weiterhin so. Für mich ist das ein Naturgesetz.» Weizenbaum würde sich weiter auch von einem «Big Brother»-Format in allen nur denkbaren Varianten nicht sonderlich zu mehr TV-Konsum animiert fühlen.
Florenz Schaffner, Abteilungsleiter Kommunikation bei SF DRS, sah es pragmatisch: «Den User wird es kaum interessieren, auf welchen technischen Wegen eine Kommunikation zu Stande kommt.» Er glaubt vor allem an das Reizwort Content.
Weder Internet noch ein TV-Bildschirm könnten annähernd so viel Glamour wie eine Szene im Kino evozieren, führte Schaffner weiter aus. Die ursprünglichen Medien würden auch parallel zu den verrücktesten Internetentwicklungen bestehen bleiben. Schaffner wie Wildberger sind sich einig, dass viele den Abend vor dem TV feiernden Normalrezeptoren keinen Bock mehr auf interaktives Fernsehen haben, wenn sie schon am Arbeitsplatz dauernd aktiv sein mussten.
Christian Vaterlaus, Coordination Manager für www.skim.com, geht davon aus, dass aufgeklärte Leute in Zukunft eine Sendung anschauen, «dann, wenn sie zeitlich Lust dazu haben» und nicht mehr, wann es dem Programmdirektor passt. Das Codewort zur Operation «Abschaffung der Prime Time» heisst «Breitband».
Eine TV-Gesellschaft ohne Prime Time muss natürlich völlig neue Werbeformen entwickeln. Gunter Guzielski, der technische Geschäftsführer der Fantastic Corporation (Deutschland), glaubt an eine Verschiebung zu mehr Product Placement, denn solche in eine Szene integrierte Werbung kann auch in Zukunft nicht mit technischen Unterbindern wegamputiert werden wie konventionelle Werbeblocks.
Für den Computerpionier Weizenbaum ist klar, dass die Speicherkapazität auch in Zukunft noch auf revolutionäre Weise weiter steigen wird. Möglich für ihn wären demnach Videorecorder, die einen ganzen Tag lang zum Beispiel fünf Kanäle gleichzeitig nonstop aufzeichnen. Am Abend kann man dann mit einem Knopfdruck löschen, worauf man glaubt verzichten zu können.
Einig waren sich gegen Schluss alle, dass der Mensch auch übermorgen noch eine heimliche Sehnsucht nach einem traditionell strukturierten Tagesablauf haben könnte. Auch wenn die «Tagesschau» heute zeitverschoben auf SF2 verfolgt werden kann, schalten die meisten Zuschauer nach wie vor zur gewohnten Stunde ein. Für ein Formel-1-Rennen aus Japan wälzen sich echte Fans auch zu unchristlichsten Morgenstunden aus dem Bett.
Nur ein Teil der Zuschauer dürfte deshalb scharf sein auf Infos on demand. Die Mehrheit wird sich weiterhin am kollektiven Ereignis laben wollen. Jedenfalls wurde auch die Diskussion an diesem Podium noch nicht timegeshiftet ins Internet gestellt. Die Zusammenfassung des Podiumsgesprächs wurde wenigstens von einem analogen Tonband abgeschrieben.
«Morgen wird so sein wie heute. Sachen ändern sich nicht so schnell.» Das war das provokative Einleitungsstatement von Joseph Weizenbaum. Der Computerpionier und Guru vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, war Ehrengast bei der von WerbeWoche-Autor Wolfgang J. Koschnick geleiteten Diskussion.
Das Rad der Zeit mit verbindlichen Gewinnversprechen in die Zukunft vordrehen konnten seine prominenten Diskussionsteilnehmer natürlich nicht. Für ein paar Brosamen der unterhaltenden Prophezeiung hat es aber trotzdem gereicht. «Das Fernsehen der Zukunft wird anders ausschauen. Aber viele werden es weiterhin zappend mit Fernbedienung nutzen», meinte Jürg Wildberger von TV3.
Mit Verweis auf seinen grossen Bruder bei Tamedia erklärte er: «Als Produzent kann ich in Zukunft neue Programme nicht mehr allein über Free-TV finanzieren. Ich muss nach einer Mehrzahl neuer Kanäle suchen.»
Abends will der Konsument passiv vor der Kiste hocken
«Jedes Massenmedium ist 90 Prozent Schrott. Und das bleibt auch weiterhin so. Für mich ist das ein Naturgesetz.» Weizenbaum würde sich weiter auch von einem «Big Brother»-Format in allen nur denkbaren Varianten nicht sonderlich zu mehr TV-Konsum animiert fühlen.
Florenz Schaffner, Abteilungsleiter Kommunikation bei SF DRS, sah es pragmatisch: «Den User wird es kaum interessieren, auf welchen technischen Wegen eine Kommunikation zu Stande kommt.» Er glaubt vor allem an das Reizwort Content.
Weder Internet noch ein TV-Bildschirm könnten annähernd so viel Glamour wie eine Szene im Kino evozieren, führte Schaffner weiter aus. Die ursprünglichen Medien würden auch parallel zu den verrücktesten Internetentwicklungen bestehen bleiben. Schaffner wie Wildberger sind sich einig, dass viele den Abend vor dem TV feiernden Normalrezeptoren keinen Bock mehr auf interaktives Fernsehen haben, wenn sie schon am Arbeitsplatz dauernd aktiv sein mussten.
Christian Vaterlaus, Coordination Manager für www.skim.com, geht davon aus, dass aufgeklärte Leute in Zukunft eine Sendung anschauen, «dann, wenn sie zeitlich Lust dazu haben» und nicht mehr, wann es dem Programmdirektor passt. Das Codewort zur Operation «Abschaffung der Prime Time» heisst «Breitband».
Eine TV-Gesellschaft ohne Prime Time muss natürlich völlig neue Werbeformen entwickeln. Gunter Guzielski, der technische Geschäftsführer der Fantastic Corporation (Deutschland), glaubt an eine Verschiebung zu mehr Product Placement, denn solche in eine Szene integrierte Werbung kann auch in Zukunft nicht mit technischen Unterbindern wegamputiert werden wie konventionelle Werbeblocks.
Für den Computerpionier Weizenbaum ist klar, dass die Speicherkapazität auch in Zukunft noch auf revolutionäre Weise weiter steigen wird. Möglich für ihn wären demnach Videorecorder, die einen ganzen Tag lang zum Beispiel fünf Kanäle gleichzeitig nonstop aufzeichnen. Am Abend kann man dann mit einem Knopfdruck löschen, worauf man glaubt verzichten zu können.
Einig waren sich gegen Schluss alle, dass der Mensch auch übermorgen noch eine heimliche Sehnsucht nach einem traditionell strukturierten Tagesablauf haben könnte. Auch wenn die «Tagesschau» heute zeitverschoben auf SF2 verfolgt werden kann, schalten die meisten Zuschauer nach wie vor zur gewohnten Stunde ein. Für ein Formel-1-Rennen aus Japan wälzen sich echte Fans auch zu unchristlichsten Morgenstunden aus dem Bett.
Nur ein Teil der Zuschauer dürfte deshalb scharf sein auf Infos on demand. Die Mehrheit wird sich weiterhin am kollektiven Ereignis laben wollen. Jedenfalls wurde auch die Diskussion an diesem Podium noch nicht timegeshiftet ins Internet gestellt. Die Zusammenfassung des Podiumsgesprächs wurde wenigstens von einem analogen Tonband abgeschrieben.