Christoph Bürge startet Smple Creative Strategy
Der ehemalige CEO und Partner von Metzger Rottmann Bürge will mit Smple Creative Strategy die Lücke zwischen Business und Kreativität schliessen. Werbewoche.ch traf Christoph Bürge zum Interview.
In England gehören spezialisierte Agenturen für Creative Strategy seit den 90er Jahren zum dortigen Werbekosmos, auch Deutschland hat heute solche Agenturen. «In der Schweiz hingegen gab es bisher nur einzelne Strategen, die diese Disziplin pflegen.» meint Christoph Bürge. Nach rund zehn Jahren als CEO bei MRB, fast zehn Jahren bei KSB und total 35 Jahren Agenturerfahrung im In- und Ausland startet er nun solo durch. Warum? Und warum jetzt? Werbewoche.ch hat nachgefragt.
Werbewoche.ch: Christoph Bürge, Sie machen sich nach über 30 Jahren Agenturerfahrung als Gründer, CEO und Partner nochmal auf den Weg in die Selbstständigkeit, andere würden es sich gemütlich machen. Warum muss das jetzt passieren?
Christoph Bürge: Zurücklehnen war noch nie meine Stärke. In den vielen Jahren in der Branche war es immer mein Antrieb, Businessprobleme der Auftraggeber mit einer kreativen Strategie zu lösen. Deshalb widme ich mich in Zukunft meiner
Lieblings- und Paradedisziplin Creative Strategy.
«Smple Creative Strategy», so der Name und das Versprechen der neuen Firma, sieht sich als Lückenschliesser zwischen Business und Kreativität. Können Sie das etwas detaillierter ausführen?
Smple Creative Strategy versteht die immer umfangreicheren Herausforderungen von Geschäfts-, Marketing und Kommunikationsaufgaben, reduziert sie auf
simple Leitgedanken und schafft damit inspirierende Plattformen. Damit werden Kommunikationsideen und Marketingmassnahmen präziser, kreativer und
effektiver.
Viele Kreative sagen, eine brillante Kampagne muss einfach authentisch seinund eine gute Geschichte transportieren. Trotzdem scheint das ja oft nicht zu gelingen. Wie kann Smple da helfen?
Bevor eine brillante Kampagne eine gute Geschichte authentisch transportieren kann, muss sie einfach und präzis verfasst werden. Und zwar nicht immer so, wie man sie noch nie gehört hat, sondern so wie man sie immer wieder hören will. Das macht Smple Creative Strategy. Smple beobachtet aus unerwartetem Blickwinkel, wie Menschen mit Marken interagieren und formt daraus überraschend relevante Botschaften. Sie inspirieren zu Ideen und führen schlussendlich zu einer brillanten Kampagne.
Sie werden Werbeauftraggeber:innen und auch Werbeagenturen Ihre Dienste anbieten. Wie genau?
Smple Creativ Strategy sorgt für strategische Kommunikationsplanung überall dort, wo präzise und inspirierende Gedanken gefragt sind. Bei Werbeauftraggebern, die komplexe Aufgaben vereinfachen und mit kreativer Differenzierung schärfen wollen. Und bei Agenturen, die die Entwicklung von Kampagnen mit verblüffend einfachen Botschaften anregen wollen. Somit ist Smple Creative Strategy keine Kreativagentur und auch keine Unternehmensberatung, aber alles dazwischen. Smple kann im dichten und herausfordernden Prozess zwischen Marketing und Kommunikation von Werbeauftraggebern und/oder Agenturen eingesetzt werden.
Warum ist einfach so schwierig?
Der Prozess der Vereinfachung ist immer schwierig, weil man das Wichtige vom Unwichtigen trennen muss. Dabei ist es manchmal schmerzhaft, Unwichtiges
hinter sich zu lassen, weil man es doch auch irgendwie gernhat. Je mehr man aber eine Botschaft reduziert desto mehr öffnen sich neue Sichtweisen auf diese eine Botschaft. So entstehen schlussendlich inspirierende Plattformen.
Wo sehen Sie Ihre grössten Stärken, was macht Sie unique und damit auch ihre neue Firma?
Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich komplizierte Dinge einfach machen kann. Deshalb schreibt sich Smple Creative Strategy auch «Simplifying Complexity» auf die Fahne. Smple Creative Strategy kann komplexe Aufgaben vereinfachen und aus unerwartetem Blickwinkel zu präzisen Ideen anregen.
Metzger Rottmann Bürge hat seinen CEO verloren, Ihr Kollege Silvan Metzger übernimmt. War es ein schwerer Abschied?
Metzger/Blatter/Partner wurde 1982 von Ted und Kathryn Metzger im Zürcher Seefeld gegründet und ist seit über 40 Jahren eine solide Grösse in der Schweizer Agenturlandschaft. Es ist toll, dass Silvan Metzger die Familientradition als CEO fortführt und zusammen mit Frederick Rossmann als CD die neue Agenturleitung bildet. Ich sorge mit Smple in einer neuen Form für Kontinuität in der Strategieplanung von MRB. MRB ist einer der ersten Auftraggeberinnen von Smple. Somit wichen die Abschiedsgefühle rasch der Vorfreude auf ein Wiedersehen.
Sie sind eine Einzelfirma, greifen aber sicher auf ein Netzwerk zurück. Wie stellen Sie sich da auf?
Smple möchte von Beginn weg offen für alle Formen der Creative Strategy sein. Deshalb nutze ich neben meiner Erfahrung und meinem Know-how gerne auch die
Expertise aus einem Netzwerk von Denkern aus unterschiedlichen Disziplinen: Kreativität, Kommunikation, Beratung, Marketing, Marktforschung, Recherche, Journalismus etc.
Wie würden Sie Ihren Gemütszustand momentan beschreiben?
Lampenfieber bringt es wohl am ehesten auf den Punkt. Ich bin positiv nervös und freue mich, dass ich in Zukunft zusammen mit Agenturen und Werbeauftraggebern das mache, was ich an liebsten tue und damit einen gewinnbringenden Beitrag leisten kann.
Wie sind die Reaktionen der Branche?
Auf die Reaktionen aus der Branche bin ich nach diesem Interview ebenfalls gespannt. Schliesslich gibt es Smple Creative Strategy erst seit Januar 2024
– also seit ungefähr jetzt. Ernsthaft, ich habe in den letzten Wochen bereits mit Exponenten aus Agenturen und bei Werbeauftraggebern gesprochen und ausschliesslich positiven Zuspruch bekommen. Alle erkennen den Bedarf an Strategic Planning.
Eine letzte Frage. Wie schauen Sie persönlich auf den Hype der Künstlichen Intelligenz? Wird es die Branche bereichern oder aushöhlen?
Wenn man KI richtig einsetzt, bereichert sie den Strategieprozess, die Ideenfindung und die Realisation von Kommunikationsauftritten jeglicher Art. KI kann uns neue Wege aufzeigen, an die wir bisher noch gar nicht gedacht haben. Wir dürfen dabei das eigene Denken nicht limitieren, sondern müssen KI vielmehr als Turbo fürs eigene Hirn einsetzen.