EqualVoice-Summit: Gleichstellung der Geschlechter in den Medien wird vorangetrieben

Am Dienstag fand der EqualVoice Summit zum zweiten Mal statt. Gäste wie Geena Davis, Dr. Maria Furtwängler Micheline Calmy-Rey und viele mehr unterstützen die Gleichstellung der Geschlechter in den Medien und darüber hinaus. Werbewoche.ch war auf Stimmenfang.

(Bild: zVg. Ringier)

Der zweite von Ringier veranstaltete EqualVoice Summit stand unter dem Motto «The Power of Images» und stiess erneut auf grosses Interesse bei 250 Top-Executives aus der internationalen Wirtschafts-, Film- und Medienwelt. Am Dienstagnachmittag hatten Ringier-CEO Marc Walder und CFO Annabella Bassler ins Aura nach Zürich zu einem konstruktiven Diskurs über die Gleichstellung der Geschlechter in den Medien sowie über tradierte Rollenbilder eingeladen.

Vorurteile abbauen

Bilder können eine enorme Kraft und damit Macht entwickeln. Der «Reuters Institute Digital News Report» zeigt unter anderem auf, dass Nachrichten über das Weltgeschehen junge Menschen inzwischen häufiger über Social Media und somit über Medien mit visuellem Schwerpunkt erreichen. Wer die Kraft und die Macht der Bilder zu nutzen weiss, kann viel erreichen und viel anrichten, kann sich und andere voranbringen oder schaden. Dazu Annabella Bassler: «Bei der Auswahl von Bildern und Fotos nehmen wir grossen Einfluss, ob wir Rollen-Klischees und Stereotype bedienen oder die Gesellschaft und die Arbeitswelt so abbilden, wie sie inzwischen gewandelt hat.»

Frauen in ihrer Vielfalt der Rollen abzubilden, schafft Wirklichkeit. Männer in ihren vielfältigen Rollenbildern zu zeigen, baut Vorurteile ab. Medienunternehmen und Bildagenturen sollen dazu beitragen, der vielfältigen Gesellschaft Rechnung zu tragen. Deshalb startet Ringier zusammen mit Keystone-SDA im Herbst 2023 die EqualPYXX-Initiative, um auch visuelle Stereotypen zu durchbrechen.

Programm mit Geena Davis und Anastacia

Das diesjährige Summit-Programm beinhaltete Vorträge und Präsentationen von internationalen Persönlichkeiten zu den Themen Geschlechtergleichstellung und Macht der Bilder. Alt-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey begann mit einer politischen Sicht. Danach folgte eine erste Grundsatzrede über die Wirkung von Bildern aus der wissenschaftlichen Sicht von Dr. Heather Cairns-Lee, Affiliate Professor für Leadership und Kommunikation am International Institute for Management Development IMD in Lausanne und Singapur. Anschliessend beleuchtete Bestsellerautor Dr. Reinhard K. Sprenger den Einfluss des Geschlechts auf die Führung innerhalb eines Unternehmens.

Es folgten die Vorstellung der EqualVoice-Initiative von Ringier und eine Grundsatzrede von Carolina Müller-Möhl, Präsidentin der Müller-Möhl Group sowie der Müller-Möhl Foundation. Als Advisory Board-Mitglied und Partnerin von EqualVoice sprach sie über die Gleichstellung in der Kultur sowie über ihre «taskforce4women», die den Frauen sowohl in Kultur und Medien mehr Sichtbarkeit verschaffen will, als auch in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft allgemein.

Passend zum Thema des Summits «The Power of Images» sprach Helen Hoehne, deutsch-amerikanische Journalistin und seit 2021 Präsidentin der Hollywood Foreign Press Association sowie Mitglied der Jury der Golden Globes, über die Gleichstellung in Bildern und Filmen. Dr. Léa Steinacker, Journalistin und Mitgründerin von «Ada Learning», sprach über Künstliche Intelligenz und Gleichstellung.

Auf dem Panel über «Equality in Media & Advertising» diskutierte Marc Walder mit Dr. Maria Furtwängler, Ärztin, Schauspielerin und Co-Gründerin der MaLisa Stiftung, die sich für eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter ihre Potenziale voll entfalten können, einsetzt,  und Ana Hanžeković Krznarić, Verwaltungsratspräsidentin von Hanza Media aus Kroatien sowie mit der stellvertretenden Chefredaktorin von Politico Europe, Kate Day.

Geena Davis, die US-amerikanische Schauspielerin, Filmproduzentin, zweifache Oscar-Gewinnerin, Golden-Globe-Preisträgerin sowie Gründerin des Geena Davis Instituts, gab einen Einblick in die Arbeit des von ihr 2004 gegründeten Instituts. Es ist die einzige globale forschungsbasierte Organisation, die sich in der Unterhaltungsbranche für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis, die Förderung der Integration und den Abbau negativer Stereotypen in den Medien der Familienunterhaltung einsetzt. «Die Geschichten, die wir in den Unterhaltungsmedien erzählen, vermitteln eine bestimmte Botschaft darüber, wer in unserer Kultur am wichtigsten ist», so Davis. «Um einen globalen Kulturwandel herbeizuführen, ist es besonders wichtig, dass Kinder vielfältige, intersektionale Darstellungen von Charakteren in den Medien sehen, um die Weltbevölkerung widerzuspiegeln – die zur Hälfte weiblich und sehr vielfältig ist – und um zu vermeiden, dass ihnen unbewusste Vorurteile eingeimpft werden. Medien haben die Macht, zu erziehen, die Gedanken der Menschen zu formen. Sie haben auch eine unglaubliche Macht, wenn man jemanden wie sich selbst auf dem Bildschirm sieht. Wir haben von Anfang an festgestellt, dass Daten der Schlüssel zur

Entschärfung unbewusster Voreingenommenheit bei der Erstellung von Unterhaltungsmedien sind. Wir verfolgen einen sehr ähnlichen Ansatz wie die EqualVoice Initiative. Durch datengestützte Forschung, Bildung und Lobbyarbeit möchten wir Medienschaffende befähigen und inspirieren, die Medienlandschaft so umzugestalten, dass sie die Welt, in der wir leben, widerspiegelt.»
Den Abschluss des EqualVoice Summit bildete ein Konzertauftritt von der Popsängerin Anastacia.

KI im Einsatz beim EqualVoice-Factor

Medien-Studien belegen nach wie vor ein anhaltendes Geschlechter-Ungleichgewicht in der Berichterstattung, bei dem Frauen oft unterrepräsentiert sind. Frauen erhalten häufig weniger Sichtbarkeit, weniger Sprechrollen und weniger Möglichkeiten für Führungspositionen in der Nachrichtenberichterstattung und anderen Formen der Medienberichterstattung.

Im November 2019 rief Ringier die EqualVoice Initiative ins Leben, die sich für die Gleichwertigkeit von Frauen und Männern in den Medien einsetzt (Werbewoche.ch berichtete). Ziel ist es, Frauen in der Berichterstattung sichtbarer zu machen und ihnen die gleiche Stimme zu geben. Kern der Initiative ist der EqualVoice-Factor. Das objektive Messinstrument analysiert mit Unterstützung eines semantischen Algorithmus gedruckten und digitalen Content.

Zwischenzeitlich wurde der EqualVoice-Factor von Ringier weiterentwickelt, um auch Bilder zu erkennen. Nun wurde am Summit bekanntgegeben, dass der EqualVoice-Factor das Geschlecht von Personen im Bewegtbild erkennen kann. Laut Ringier sei EqualVoice-Factor somit der weltweit erste semantische Algorithmus, der den Frauen- und Männeranteil im Bewegtbild analysieren kann.

Reichweite kontinuierlich ausgebaut

Gemäss Ringier brauchen bereits 32 Medienmarken in sieben europäischen Ländern den EqualVoice-Factor aktiv. «Wir sind stolz, dass die 32 EqualVoice-Medienmarken derzeit bereits 50 Millionen Userinnen und User erreichen», so Ringier-CEO Marc Walder. «Unser Ziel ist es, die Schallmauer von 100 Millionen Unique Clients so bald wie möglich zu durchbrechen.»

Neu ist auch die Hanza-Mediengruppe aus Kroatien Teil der EqualVoice-Initiative. «Vielfalt und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern sind unverzichtbar für einen zukunftsgewandten Journalismus. Deshalb wollen wir diesen Wandel durch EqualVoice auch in unseren Medienmarken in Kroatien vorantreiben», so Ana Hanžeković Krznarić, Verwaltungsratspräsidentin von Hanza Media.

Die Stimmen vom Summit

Anna Kohler und Beat Hürlimann von m&k Werbewoche.ch sprachen während des zweiten EqualVoice Summits mit den beiden Mitbegründerinnen Annabella Brassel und Katia Murmann sowie mit Dr. Maria Furtwängler, Ärztin, Co-Gründerin der MaLisa Stiftung, auch bekannt als Tatortkommissarin.

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