EqualVoice Summit beleuchtet den Gender Visibility Gap in Media & AI

Bereits zum dritten Mal kamen am Dienstag Speaker und Executives internationaler Unternehmen zum EqualVoice Summit in Zürich zusammen, um gemeinsam die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben. Der Hauptfokus lag dabei auf der Rolle der Vielfalt in der KI. Unter anderem warben die ehemalige finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin und der Hollywood-Regisseur Marc Forster für die Gleichstellung der Geschlechter in den Medien, der digitalen Welt und darüber hinaus.

Marc Walder, Dr. Annabella Bassler

Raus aus alten Rollenbildern, gerechter in die Zukunft. Der 3. EqualVoice Summit unter dem Motto «Gender Visibility Gap in Media & AI» stand ganz unter dem Zeichen der Sichtbarkeit und Geschlechter-Vielfalt im Rahmen der Künstlichen Intelligenz. Rund 250 Top-Executives aus der internationalen Wirtschafts-, Film- und Medienwelt kamen zum Gipfeltreffen zusammen.

Auf Einladung von Ringier-CEO Marc Walder und Annabella Bassler, CFO der Ringier-Gruppe und Initiantin der EqualVoice-Initiative, diskutierten die Führungskräfte im Zürcher Aura über Präsenz und Geschlechterdiversität im Zusammenspiel mit der Künstlichen Intelligenz.

«Das EqualVoice Summit-Motto ‹Gender Visibility Gap in Media & AI› ist aktuell und essenziell. KI lernt von den Daten, die wir ihr zuführen, was bedeutet, dass die Geschichten, Bilder und Perspektiven, die heute in unseren Medien hervorgehoben werden, die KI-gesteuerten Systeme von morgen beeinflussen werden», so Walder bei der Summit-Eröffnung. «Bei EqualVoice sind wir entschlossen, diese Herausforderung mit einem datengestützten Ansatz anzugehen: Indem wir eine ausgewogene Repräsentation in unseren Inhalten erfassen und fördern, arbeiten wir daran, sicherzustellen, dass KI eine Welt reflektiert, in der alle Stimmen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sozioökonomischem Hintergrund – gleich wichtig sind.»

Hollywood-Regisseur Marc Forster unterstrich die Ernsthaftigkeit des facettenreichen Themas: «KI-Systeme können vorhandene Geschlechtervorurteile in den Daten, mit denen sie trainiert werden, widerspiegeln oder verstärken.»

Hollywood-Regisseur Marc Forster mit Renée Wolfe

Und für Carolina Müller-Möhl, Gründerin und Präsidentin Müller-Möhl Group & Müller-Möhl Foundation, sei eine digitale Zukunft ohne Frauen nicht nur eine «verpasste Chance», sondern ein ökonomisches Risiko: «Es ist höchste Zeit, Barrieren abzubauen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, um Frauen in die Technologiewelt zu integrieren und ihnen Sichtbarkeit und Erfolg zu ermöglichen.»

Sanna Marin, die ehemalige Premierministerin Finnlands, sprach beim EqualVoice Summit 2024 über die Bedeutung von Gleichstellung und die technologische Zukunft Europas. Sie betonte, dass Europa seine strategische Autonomie stärken und technologische Entwicklungen eigenständig vorantreiben müsse, um nicht von externen Akteuren abhängig zu sein. Marin hob hervor, dass Bildung, Forschung und Innovation zentral seien, um nicht hinter den USA und China zurückzubleiben. Sie sprach auch über Gleichstellungsfragen und die Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Gewalt gegen Frauen in Finnland. Abschließend rief sie dazu auf, für die hart erkämpften Fortschritte und die Werte der Gleichstellung zu kämpfen.

Sanna Marin, der ehemaligen Premierministerin Finnlands und Vorsitzende der finnischen Sozialdemokratischen Partei

Ausserdem forderte die ehemalige finnische Ministerpräsidentin in ihrer Rede: «Die Rechte von Frauen und Mädchen sollten im Mittelpunkt unseres digitalen Wandels stehen. Wenn Künstliche Intelligenz der gesamten Gesellschaft dienen soll, muss sie uns alle widerspiegeln.»

Steffi Buchli, Chief Content Officer Blick im Talk mit Sanna Marin, ehemaligen Premierministerin Finnlands

Neuer EqualVoice-Assistant

Der EqualVoice-Assistang wurde entwickelt, um die Nuancen von Diversitätsverzerrungen in Echtzeit in Artikeln der Ringier-Medienmarken anzugehen. Die KI-Lösung scannt Inhalte während ihrer Erstellung, identifiziert Geschlechterungleichgewichte sowie Stereotype und bietet konkrete Verbesserungsvorschläge. Dabei verfolge das Tool nicht nur Erwähnungen von Geschlechtern, sondern verstehe auch Kontext und Tonfall, wodurch er Formulierungen korrigiert und markiert, die subtil Stereotype verstärken könnten. Durch die Nutzung dieses Tools will Ringier einen Rahmen für KI-gesteuerte redaktionelle Prozesse schaffen, bei denen Gerechtigkeit und Repräsentation Priorität haben. Nach der vollständigen Implementierung des EqualVoice Assistant sei auch ein Roll-out über die Ringier-Medienmarken hinaus geplant.

«Bei diesem Tool geht es nicht nur darum, Ungleichheiten zu erkennen; es geht darum, eine Medienumgebung zu fördern, die die wahre Vielfalt von Stimmen und Erfahrungen widerspiegelt», erklärt Annalena Bassler. «Wir wollen Erzählerinnen stärken und eine ausgewogene, authentische Repräsentation verstärken.»

Expansion des EqualVoice-Faktors

Der erweiterte EqualVoice-Faktor misst nun Text, Bilder, Videos und Audio und ermöglicht eine umfassende Sicht auf die Geschlechterrepräsentation in allen Medienformaten. 32 nationale und internationale Medienmarken in sieben Ländern nutzen den EqualVoice Factor in ihrer täglichen Arbeit, um eine ausgewogene Geschlechterdarstellung in ihren Publikationen zu gewährleisten und wo nötig, zu verbessern. Und auch Nicht-Medienunternehmen wie zum Beispiel der Mobilfunk-Anbieter Sunrise nutzen den EqualVoice-Faktor für die Analyse ihrer Social Media Kanäle, um eine ausgewogene Geschlechterpräsenz sicherzustellen.

Bias und Stereotypen in der Werbung: Herausforderungen und Verantwortung der Branche

Beim EqualVoice Summit 2024 diskutierten überdies Dr. Peter Figge, CEO & Co-Owner der Jung von Matt Group, Sara Spännar, Vice President Marketing bei Zalando, und Marc Walder, CEO von Ringier, über den Umgang mit Stereotypen und Bias in der Werbung – ein Thema, das sowohl Unternehmen als auch Agenturen vor neue Herausforderungen stellt.

Sara Spännar von Zalando erklärte, dass Diversität und Inklusion in der Markenkommunikation von Zalando entscheidend sind. Ein Ziel ist es, als «willkommend» wahrgenommen zu werden, was sich in der Auswahl diverser Influencer und in Kampagnen widerspiegelt, die verschiedene Körpergrössen, Formen und ethnische Hintergründe einbeziehen. Dies soll sicherstellen, dass sich die breite Kundenbasis von Zalando angesprochen fühlt.

Panel Diskussion mit Dr. Peter Figge, Sara Spännar und Marc Walder

Dr. Peter Figge von Jung von Matt reflektierte die Verantwortung der Werbebranche in Bezug auf Bias und den Einfluss auf gesellschaftliche Werte. Er stellte klar, dass Werbung oft einen aspirativen Charakter hat und die Realität manchmal verzerrt darstellt, um Produkte attraktiv zu machen. Jung von Matt arbeitet aktiv daran, Vielfalt in den Agenturen zu fördern und Bias zu minimieren. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung eigener KI-Modelle, die für Kunden wie BMW entwickelt werden und in Bezug auf Bias kontrolliert angepasst werden können.

Beide Vertreter unterstrichen, dass Marketing und Werbung die gesellschaftlichen Erwartungen an Vielfalt und Gleichstellung widerspiegeln und beeinflussen sollten.

Partnerschaft mit Microsoft Schweiz und IMD

Auf grosses Interesse stiess ein am EqualVoice Summit vorgestelltes Whitepaper zu Diversitätsverzerrungen durch KI, das die EqualVoice-Initiative in Zusammenarbeit mit Microsoft Schweiz und dem International Institute for Management Development IMD in Lausanne entwickelt hat. Das Whitepaper beinhaltet neue Erkenntnisse darüber, wie durch KI unbeabsichtigt Geschlechter- und Diversitätsverzerrungen verstärkt wird.

Kooperation mit der HSG

Ebenfalls wurde anlässlich des EqualVoice Summits die neu geschlossene Kooperation von EqualVoice mit der Universität St. Gallen und dem dazugehörigen Kompetenzzentrum für Diversity und Inclusion vorgestellt. In Zusammenarbeit mit dem HSG Competence Center for Diversity & Inclusion bietet EqualVoice interessierten Unternehmen den EqualVoice-Factor als Analysetool für Social Media Posts und Medienmitteilungen an.

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