«Dank AI schneller befördert»

Gibt es wirklich «Job-Bereicherung durch AI»? Diskutiert wird das kontroverse Thema im Rahmen des zweiten AI-Podiums der Stiftung Text Akademie. Die Stiftung bietet seit Ende 2023 die erste «Prompt Engineering Academy» der Schweiz an. Im Interview erklärt Mediensprecher Christoph Soltmannowski, wie künstliche Intelligenz die Kreativbranche verändert.

m&k Werbewoche.ch: Am Freitag lädt die Stiftung Text Akademie zu einem Podiumsgespräch zum Thema «Job-Enrichment durch Artificial Intelligence» ein. Denken Sie, dass künstliche Intelligenz unsere Arbeit tatsächlich bereichern wird?

Christoph Soltmannowski: Sie wird uns vor allem von simplen Routinetätigkeiten befreien. Wer bisher im Job nur einfache Aufgaben zu erledigen hatte, wird am meisten von AI profitieren. Damit sinkt die Hürde, einen anspruchsvolleren Job anzunehmen.

 

Ist das schon heute der Fall?

Tatsächlich setzt die Agentur Jung von Matt schon jetzt Chatbots ein, um Ideen für neue Slogans zu kreieren, wie deren Geschäftsführer Roman Hirsbrunner kürzlich der NZZ verriet. Bald sollen auch andere bisherige Junior-Aufgaben und Routine-Arbeiten von AI übernommen werden. Neu wird man beim Berufseinstieg also bereits das tun, was bisher die Aufgabe der ersten Führungsebene war. Und auch da wird die AI nicht stehen bleiben. Auch wird sie kreative Prozesse unterstützen. Risiken wie Job-Verlust stehen Chancen gegenüber: Wer den Umgang mit diesen AI-Tools beherrscht, wird schneller mehr leisten können – und steigt möglicherweise auch karrieremässig  schneller auf.

 

In der Ankündigung Ihrer Podiumsdiskussion wird erwähnt, dass die Eidgenössische Fachprüfung Texterin und Texter im Jahr 2024 nicht stattfindet – eine Folge von Schreibrobotern wie ChatGPT?

In der Tat geht es auch hier um eine Revision des Berufsbildes. Nicht nur ChatGPT & Co.  haben den Berufsalltag verändert. Hinzu kommt, dass Texterinnen und Texter künftig wohl auch Grafikerinnen und Grafiker sein müssen.

 

Offenbar wird sich im Zeitalter von Artificial Intelligence wird sich vieles grundlegend ändern. Gibt es Grund zur Beunruhigung?

Beunruhigt nicht, aber wir müssen offen sein für den Wandel – und fit im Umgang mit AI. Es entstehen auch ganz neue Berufe. Und die Arbeit wird kreativer. Da fällt mir Brand-Designer Daniel Allemann ein: Er hat bei uns das CAS Digital Publisher – AI Writer / Prompter absolviert. Wie er sagt, inspiriert ihn die künstliche Intelligenz bei seiner täglichen Arbeit – und das macht Spass. Ja eben, es entstehen sogar ganz neue Berufe, wie der «Prompt Engineer».

 

Dazu hat die Stiftung Text Akademie ja Ende 2023 die «Prompt Engineering Academy» lanciert. An wen richtet sich Ihr Angebot?

Eigentlich an alle, die in der sich stark wandelnden Kommunikations- und Marketingbranche auch in Zukunft bestehen wollen, auch in neuen Berufen wie «AI Writer», als «Prompt Creative Director» oder als «Prompt Engineer». Dies und mehr bieten wir an – in Kombination mit unseren bisherigen CAS-Lehrgängen und in Partnerschaft mit der HWZ, Hochschule für Wirtschaft Zürich. Die Ausbildung ist in acht Module gegliedert und kann mit dem Masterclass-Titel «Prompt Engineer» abgeschlossen werden.

 

Sind die Kommunikations-, Marketing- und Medienprofis der Zukunft künftig mehr Techniker:innen als Kreative?

In unseren Ausbildungsprogrammen gehen wir durchaus auch auf die theoretischen und technischen Grundlagen der künstlichen Intelligenz ein – einfach, um auch die Hintergründe zu erklären. Der Schwerpunkt liegt aber auf der praktischen Anwendung: textlich und gestalterisch in Bild- und Videoform, sowie bei Strategie und Konzeption. Unsere Dozentinnen und Dozenten kommen aus unterschiedlichen Bereichen: Von Fachleuten aus Wissenschaft und Informatik bis hin zu praxiserfahrenen kreativen Köpfen aus der Kommunikationsbranche.


Im Rahmen der Talkrunde «Job-Bereicherung durch AI: Wenn Texter bald auch Grafiker sein müssen» der Stiftung Schweizerische Text Akademie diskutieren Lisa Steger, Trägerverein eidg. Fachausweis Texterin & Texter, Arbeitspsychologin Eva Fankhauser, Christian Reiter, Informatiker ETH und Unternehmer und Prof. Dr. Ivo Hajnal, AI-Dozent, Stiftung Text Akademie. Gesprächsleiterin ist Sarah Andrina Schütz.

Die Lunchveranstaltung mit kostenlosen Sandwiches findet am Freitag, 22. März, von 12:00 bis 12:45 im Technopark Zürich im Raum Cobol statt. Eine Anmeldung nicht erforderlich.

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