SWA-Jahresmeeting 2016 : «Communications in the age of disruption»
Disruption in der ganzen Werbe- und Medienwelt, nur nicht beim SWA: Mehr Mitglieder denn je, mehr Gäste denn je, Einigkeit und Festigkeit im Kreise des Schweizer Werbe-Auftraggeberverband (SWA).
«Clever Data und Clever Communication sind wichtiger als Big Data. Daraus entsteht oft Clever Business. Und Clever Business ist heute meistens intensiv mit Clever Communication verbunden», meinte Harlacher und zeigte am Beispiel von Uber, wie die Taxi Nutzung disruptiert wurde. Erst im Jahr 2010 im Silicone Valley gegründet, ist Uber heute in 68 Ländern und 370 Städten aktiv und sehr erfolgreich.
Damit übergab er das Wort an den Tagungsmoderator, Matthias Ackeret, dem Chefredaktor und Verleger von Persönlich. Dieser stellte als ersten Redner Christoph Tonini, CEO von Tamedia vor, der sich über das Jahr 2015 als bestes Geschäftsjahr seines Unternehmens erfreuen darf. Er legte dar, wie ein privates Unternehmen durch ständige Anpassung und Verbesserung bestens mit der Disruption zurechtkommt: 2004 bestand Tamedia noch vor allem aus dem Tages-Anzeiger, der drittgrössten Tageszeitung der Schweiz. Heute bilden die Medien Tages-Anzeiger, 20 Minuten, Newsnet National und Tamedia Classifieds, Local.ch und Search.ch, Ricardo.ch, Homegate.ch, Tutti.ch etc. ein reichweitenstarkes Digital-Portfolio. Erstaunlich, dass die klassischen Titel Tages-Anzeiger und Tribune de Genève noch immer ihre Gesamtreichweite vergrössern konnten. Und «20 Minuten» erreicht heute satte 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Letztes Highlight war die erfolgreiche Lancierung der #12-App im Herbst 2015: Täglich die 12 besten Artikel aus den Tamedia-Medien auf einer App vereint.
Thomas Koch, «Mr. Media» aus Deutschland und Doyen der deutschen Mediawelt meinte in seinem Vortrag «The end of media as we know it»: «Wir reden heute über Disruption – und das wird auch mal Zeit. Unsere Welt ist im Umbruch. Nur leider die Werbung noch nicht so ganz. Und erst recht nicht die Mediastrategien. Hand aufs Herz: Ihre Mediapläne sehen doch noch aus wie die im Vorjahr!». Koch beklagte, dass die Medien angesichts des Zusammenbruchs ihres gewohnten Gefüges nur noch aufeinander eindreschen, dass jeder ins Geschäftsmodell der anderen einbricht und gab zu bedenken: «Wir brauchen dringend eine Diskussion – Nach dem Motto: «Ist das digital, oder kann das weg? Müssen wir wirklich digital? Am besten führen wir dazu die Diskussion, bevor die Digitalisierung und ihre Algorithmen in blinder Wut alles Wertvolle vernichten, war wir womöglich erhalten wollten und sollten!»
Dass die Zukunft schon heute Zukunft hat, zeigte Konstanze Kossack von der Hamburger Innovationsberatungs-Agentur Futurecandy in ihrem Vortrag «Digital Transformation». Und dies, obwohl die Frage «Quo vadis digitale?» gemäss ihrer Erfahrung in 60% der deutschen Chefetagen noch nicht verinnerlicht wird. Zwar sagen alle: Klar, das kommt – aber dabei bleibt es meistens! Dass es tatsächlich geht, zeigt eine digitale Edeka-Werbung der Beratungsagentur, die in 2 Tagen 4,3 Millionen Klicks verzeichnete. Bekannt wurde auch das Konzept des Unternehmens für den Auftritt von Vodafone, das Cebit Oculus Project, welches zur Hauptsache aus einem virtual reality LTE-Game für die Besucher bestand.
Die Innovationsberater widmet sich allen Fragen bei denen es um die künftigen Arbeitstechnologien und die Möglichkeiten geht, die sich bereits heute einsetzen lassen – Von «Smart Life» über «Connectivity» – bis zur «New Technology Wave». Wer dabei Frau Kossack zuhört kommt bald zur festen Überzeugung dass das wirkliche Silicone Valley nicht in Kalifornien, sondern an der Elbe liegt.
Beim anschliessenden Roundtable-Gespräch mit Matthias Ackeret (persönlich), Christoph Tonini (Tamedia), Martin Schneider (Publisuisse) und Thomas Schwetje (Coop Schweiz) ging es – wie nicht anders zu erwarten – um die Disruption in der Kommunikation und das geplante Joint Venture von SRG/Ringier/Swisscom (Admeira). Dass sich das Medien-Rad der Zeit nicht zurückdrehen lässt und die gemeinsame Werbeplattform neue multi- und crossmediale Wege eröffnet ist das Eine. Dass eine solche Werbeallianz vermutlich auch Nachteile hat weiss auch der SWA. Trotzdem begrüsst der Verband die innovativen Angebote und den Wettbewerb für die Werbeauftraggeber. Nicht von der Hand zu weisen ist aber auch die politischen Argumente von Tamedia CEO, Christoph Tonini, dass staatliche und halbstaatliche Unternehmen wie die gebührenfinanzierte SRG und die Swisscom, nicht so einfach vollendete Tatsachen schaffen sollen. Die nächste gerichtliche Entscheidung dazu liegt inzwischen beim Bundesverwaltungsgericht, nachdem WEKO und UVEK dem Vorhaben bereits grünes Licht erteilt hatten.
Neue und bisherige Vorstandmitglieder im SWA
Unmittelbar vor dem Jahresmeeting fand die 67.Generalversammlung des Verbandes statt. Dabei wurde Andreas Schönenberger, CEO der Sigvaris für eine weitere Amtsperiode von 3 Jahren als Vorstandsmitglied bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt wurden Herr Roman Reichelt, Leiter Marketing-Kommunikation, beim Migros Genossenschafts-Bund , Herr Thomas Schwetje, Leiter Marketing/Services bei Coop Schweiz und Herr Marc Werner, COO und Mitglied der Konzernleitung, Swisscom. Die drei Herren ersetzen Oliver Schwegmann (L'Oréal), Marc Engelhard (Migros) und Jürg Pauli (Swisscom), die aus beruflichen und privaten Gründen von ihrem Amt zurück treten. Zuletzt bedankte sich der Präsident beim ganzen Vorstand, dem Direktor, Roland Ehrler und dem Team in der Geschäftsstelle für den unermüdlichen Einsatz im vergangenen Jubiläumsjahr 2015. (pd)