Shortlist: ADC-Buch brachte Erleuchtung

Alle Jahre wieder feiern der Art Directors Club, vulgo ADC, und seine Mitglieder nicht nur die Vernissage des Jahrbuchs, sondern ein bisschen und immer wieder auch sich selbst.

Alle Jahre wieder feiern der Art Directors Club, vulgo ADC, und seine Mitglieder nicht nur die Vernissage des Jahrbuchs, sondern ein bisschen und immer wieder auch sich selbst.ADC-Buch brachte Erleuchtung Von Beat Fritsch
Alle Jahre wieder verleiht der ADC einer Institution, die einen aussergewöhnlichen, innovativen Beitrag zur kreativen Kultur und ihrer Verbreitung leistet, einen Sonderpreis. Er ging an das Jazzfestival Willisau, beziehungsweise an dessen Initiator und unermüdlichen Organisator, den im fernen Willisau residierenden Grafiker Niklaus Troxler. Er schaffte es, mit hartnäckigem Einsatz sein Festival zu einem der führenden Events des Modern Jazz zu machen. ADC-Präsident Jean-Etienne Aebi bemerkte am Rande, dass man Troxler eh schon die ganze Zeit mit Würfeln auszeichnen müsste, weil seine Arbeiten jeweils so gut seien. Da sei der Sonderpreis nur die folgerichtige Konsequenz.
Alle Jahre wieder nehmen die honorigen Mitglieder des ADC für die Dauer eines Jahres eine Person in ihre Reihen auf, die ausserhalb der Werbung mit Konstanz einen öffentlich wirksamen Beitrag zur kreativen Kommunikation auf hohem Niveau leistete. Mit der Wahl des Tages-Anzeiger-Karikaturisten Nico zum diesjährigen Gastmitglied ehrte der ADC wahrlich jemanden mit einer höchst kreativen, allerdings auch sehr spitzen Feder. Nicos Karikaturen bewegen sich immer haarscharf entlang der Grenzen der Political correctness. Aber nicht nur seine Karikaturen: Billy Wilder zitierend, verglich er Ehrungen mit Hämorrhoiden – mit zunehmendem Alter kriege sie jedes Arschloch. Solch träfe Sprüche, gut unter der Gürtellinie angesiedelt, gefielen den Anwesenden natürlich besonders. Aber Nico ist nicht nur seiner Zeichnungen wegen seit längerem ein Liebling des ADC. Mit steter Regelmässigkeit wurden bereits auch die Kampagnen für Nicos Jahrbücher mit zahlreichen Würfelehren ausgezeichnet.
Alle Jahre wieder wagt sich jeweils auch ein ADC-Exponent an die Gestaltung des Jahrbuchs. Heuer fiel die Ehre Frank Bodin zu, seines Zeichens CD von McCann-Erickson Genf. Seine Idee, das Buch mit einer Art Lichtskulptur als Deckel auszustatten, sorgte zwar für eine horrende Kostenexplosion, vermochte aber letztlich auch die Sponsoren zu begeistern und den Schatzmeister des ADC zu beruhigen. Noch nicht bestätigt wurde freilich das Gerücht, Bodin solle nun auch die ADC-Würfel fürs neue Jahrtausend gestalten – ebenfalls in Form leuchtender Objekte.
Alle Jahre wieder sonnen sich die einen im Lob, derweil andere malochen. Gemeint ist Helen Müller, die als ADC-Geschäftsführerin im Hintergrund unermüdlich für die Organisation der ADC-Anlässe verantwortlich ist und die Infrastruktur des Kreativverbands aufrechterhält.
Dass übrigens gleichentags auch die Werberin des Jahres, Danielle Lanz, ihren Geburtstag feierte, ging im Trubel der Ehrungen vollständig unter. Wir gratulieren nachträglich ganz herzlich. Etliche Sorgenfalten sah man auf der Stirn von «Mister Goldenes Ohr» alias Frank Bienenfeld. Es wird gemunkelt, die Organisation des Radiospotwettbewerbs liege ihm noch etwas auf dem Magen.
Fazit der Vernissage: Vielleicht überstrahlt die geballte kreative Kraft des Jahrbuchinhalts so manche tägliche Leistung unserer ADs und Texter. Als Objekt würde es übrigens jedem Designer-wohnzimmer gut anstehen. Denn für einen gezielten Einsatz im Schlafraum reicht die Lichtstärke des Buchdeckels noch nicht zum Nachttischlampenersatz. Wie eines der erklärenden Piktogramme auf der Umschlaginnenseite zeigt, tut es das Jahrbuch aber alleweil als schummriger Leuchtkörper zur Erhellung einer heissen Nummer unter der Bettdecke. Und da dem Buch nach zwei bis drei Stunden die Batterien ausgehen, scheint es für diesen Zweck geradezu prädestiniert zu sein. Wers gerne länger tut, wechselt halt einfach die Batterien.
Das erhellende ADC-JahrbuchH 2000 wurde von Frank Bodin konzipiert und darf nicht nur wegen der zeitlichen Koinzidenz als Wurf des Jahrtausends bezeichnet werden.
Das Buch – oder genauer, das Objekt in Buchform – ist ein durchaus gelungenes Werk. Dies war auch der Grundtenor der Kreativen anlässlich der Vernissage; obwohl sich diese Zunft ja bekanntlich eher durch Kollegenschelte als Lob hervortut. «Outstanding» war ein Prädikat, das an mehreren Ecken zu hören war. Frank Bodin hat offensichtlich herausragende Arbeit geleistet.

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