Nun wird Druckqualität messbar

Ein neues Verfahren vergleicht Druckvorlagen und Druckergebnis

Ein neues Verfahren vergleicht Druckvorlagen und DruckergebnisVon Markus KnöpfliWerbeauftraggebern steht neu ein Kontrollverfahren zur Verfügung, mit dem die Druckqualität von Printanzeigen überprüft werden kann. Erstmals lässt sich auch herausfinden, wer gepfuscht hat: der Drucker, der Lithograf oder schon die Werbeagentur.
Was tun, wenn eine gedruckte Kosmetikanzeige statt der gewünschten Pastelltöne knallige Farben aufweist? Oder wenn das Brot auf einem Aktionsinserat einen schimmligen Grauton hat? Bisher startete mancher Werbeauftraggeber in solchen Fällen sein «Reklamationsmarketing» mit der Gewissheit, dass am Ende oft nur Behauptung und Gegenbehauptung im Raum stehen.
Mit solchen Streitereien soll nun Schluss sein. Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat auf Initiative der Zolliker Firma Media Audit gemeinsam mit Ringier PreMedia, einem Geschäftsbereich von Ringier Print, ein standardisiertes Kontrollverfahren für die Druckqualität entwickelt, bei dem die Anzeigenvorlage (Proof) und die gedruckte Anzeige mittels Fotospektralmessung verglichen werden. Weichen die Farbwerte zu stark ab (bei Zeitungen mehr als zehn, bei Zeitschriften mehr als acht Delta), kann der Kunde Ersatz verlangen.
Das neue Verfahren heisst Print Quality Control (PQC), ist europaweit einzigartig und wurde bereits von Ringier, der Basler Mediengruppe, von Tamedia und der Berner Tagblatt Medien für Druckqualitätstests akzeptiert.
PQC setzt der Devise «Der Schuldige ist immer der Drucker» ein Ende. Denn selbst der beste Drucker druckt falsch, wenn die gelieferten Proofs mangelhaft sind. Mit anderen Worten: Auch die von der Werbeagentur gelieferten Daten sowie die Druckunterlagen der Lithografen können künftig überprüft werden. Noch taugt PQC aber nicht für Anzeigen, die auf Grund reiner Onlinedaten ohne Proof gedruckt werden. Doch auch dafür werden gemäss Bruno Hörler, Leiter Marketing von Ringier Print, bereits Messformen geprüft.
PQC setzt zwei Dinge voraus: Damit ein Proof als Kontrollvorlage taugen kann, muss seitlich eine Art geeichte Farbpalette («Medienkeil») angebracht werden, was den Einsatz einer neuen Software erfordert. Zweitens braucht es für den Vergleich mit dem Druckergebnis ein Fotospektralmessgerät.
Erwägt nun ein Inserent, seine Anzeigen kontrollieren zu lassen, lässt er ein Proof mit Medienkeil herstellen. Danach kann er vier farblich besonders heikle Messfelder bezeichnen, bei denen Proof und Druck verglichen werden sollen. Von der Messung wird ein Protokoll erstellt, das jede Abweichung an den vier Messpunkten aufzeigt. Kostenpunkt: 250 Franken pro Sujet und Erscheinung beziehungsweise Titel.
Kommt bald neutrale Firma für PQC-Tests in Streitfällen?
Derzeit sind neben Ringier PreMedia auch die grossen Druckereien in der Lage, Proofs samt Medienkeil herzustellen und eine Messung vorzunehmen. Doch Software und Messgerät sind für alle Lithografiebetriebe erhältlich. Man habe bewusst einen offenen Standard gewollt, denn erst eine breite Anwendung von PQC verbessere die Druckqualität, sagt Hörler.
Doch der offene Standard birgt auch eine Gefahr: PQC verliert an Glaubwürdigkeit, wenn künftig jeder Lithograf testen (und manipulieren?) kann. Karlheinz Müller von Media Audit will deshalb zusammen mit Ringier Print eine neutrale Firma für PQC-Tests in Streitfällen gründen. Hörler hingegen ist zurückhaltend. «Das diskutieren wir erst, wenn tatsächlich Interesse an PQC und an einer neuen Plattform besteht. Und wenn daraus ein Geschäft entsteht», sagt er.

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