«Keine Kritik, sondern Unterhaltung»
Mona Vetsch moderiert auf SF 1 die verblüffendsten Werbespots aus aller Welt
Mona Vetsch moderiert auf SF 1 die verblüffendsten Werbespots aus aller WeltAm vergangenen Mittwoch startete auf SF 1 die neue Sendung «Top Spots». Auf dem ehemaligen «Ventil»-Programmplatz präsentiert DRS-3-, «Oops!»- und bis vor kurzem «Weekend-Music»-Moderatorin Mona Vetsch (25) in zwölf Folgen die ausgefallensten Werbespots aus der ganzen Welt. Über 250 schräge Kurzgeschichten sollen dem lahmen TV-Mittwoch bessere Ratings bescheren. Mona Vetsch, wie kamen Sie zu dieser Sendung? Haben Sie sich für die Nach-«Oops!»-Ära vorsorglich nach neuen Formaten umgeschaut?
Mona Vetsch: Nein, das war eher ein Zufall. Wer mich kennt, weiss, dass ich momentan eher zu viel als zu wenig arbeite. Nach der Sommerpause setzte ich mir eine Limite: Ich wollte nicht mehr drei Jobs nebeneinander haben und entschied mich gegen «Weekend-Music», weil sich die anderen beiden besser kombinieren lassen. Meine Chefin und Produzentin Yvonne Söhner machte mir das Angebot, das Werbeformat zu moderieren, was mir entgegenkommt, weil vorerst nur 12 Sendungen geplant sind. Und das beansprucht mich nicht so sehr, weil wir sie blockweise aufzeichnen.
Was fasziniert Sie an Werbung?
Vetsch: Besonders die Codierung der Botschaft von ‹Ich will dir etwas sagen› in ‹Du solltest aber nicht bemerken, dass ich dir etwas so direkt sagen will›. Aus meiner Perspektive geht es bei der Werbung nicht darum, etwas verkaufen zu wollen, sondern um Kommunikation. Und das ist auch mein Job. Ich mache eigentlich den ganzen Tag nichts anderes als Werbung (lacht), für DRS 3, für «Oops!» und für alle Sendungen unseres Senders. Schon während des HSG-Studiums hatte ich vor, Richtung Staatswissenschaften oder Marketing zu gehen.
Stört es Sie als kritische Journalistin nicht, sich von der kommerziellen Kommunikation einspannen zu lassen?
Vetsch: In «Top Spots» geht es gar nicht um diesen Aspekt. Wir fragen nie, wie erfolgreich eine Kampagne, wie gross das Budget war und für welche Marke geworben wurde. Es geht nur um Unterhaltung. Da ist der kritische Aspekt wieder gewahrt, indem wirklich nur die besten Spots dabei sind.
Das klingt nach einem leichten redaktionellen Korsett, das die Sendung tragen wird.
Vetsch: Das ist auch so. Was man klar sagen muss: Es ist kein Sendeformat, das SF DRS neu erfunden hat und das lange Bestand haben wird. Es wurde von einer englischen Sendung übernommen. Realistisch gesehen wäre es für die 25-minütige Sendung Verhältnisblödsinn, wenn wir Themen überarbeiten, Making-ofs zeigen oder Gäste einladen würden. «Top Spots» funktioniert für uns auch so, weil sie sehr gute Unterhaltung anbietet.
Werber und Kreative haben in Sachen Werbung schon vieles, wenn nicht alles gesehen. Kommen Cannes-Rolle-Habitués in Ihrer Sendung trotzdem auf ihre Rechnung?
Vetsch: Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, weil ich weder selber so eine Habituée bin, noch solche Leute kenne.
Wo sehen Sie das Zielpublikum von «Top Spots»?
Vetsch: Wir machen keine Sendung für Werber und Fachleute, sondern eine für das breite Publikum, das täglich mit Werbespots bombardiert wird und eigentlich genug davon hat, aber feststellen wird, dass Spots auch anders aussehen könnten. Wir sprechen Jüngere an, die kurzweilige Unterhaltung mögen wie «Ventil» oder «Viktors Spätprogramm».
Schweizer Werbung kommt bei «Top Spots» also schlecht weg. Welchen Anteil hat sie in der Sendung?
Vetsch: In den ersten drei Sendungen sind Schweizer Spots nicht vertreten. Das liegt aber nicht nur an ihrer Qualität, sondern auch daran, dass es sich um ein englisches Format mit internationalen Spots handelt.
Sat 1 und RTL 2 haben ähnliche Formate an ähnlich schwachen Programmplätzen. Weshalb zieht nun der öffentlich-rechtliche Sender SF 1 mit einem Plagiat nach?
Vetsch: SF DRS hat schon früher Werbefilme als Füller gezeigt. Neu ist natürlich, dass SF DRS dieses Format mit Schweizer Moderation und eigenem Studio präsentiert. Wir erhalten für dieses Format den gleich guten Sendeplatz wie «Viktors Spätprogramm». Davor füllte man diese Plätze mit eingekauften Serien. Von daher ist «Top Spots» in meinen Augen die bessere Lösung.
Sie fühlen sich nicht als Lückenbüsserin?
Vetsch: Es ist mein Job, mit dieser Sendung eine Lücke zu füllen. Aber das ist nicht das Gleiche wie Lückenbüssen. Ich finde es nicht schlimm, eine Sendung zu moderieren, die nicht für drei Jahre angesetzt ist. Im Gegenteil, ich hätte sie gar nicht annehmen können.
Kürzlich machten Sie in einem Interview selbst Werbung für «Top Spots». Mit Ihrem Lieblingsstreifen, in dem ein nackter junger Mann Liegestützen mit seinem Penis macht. Nach welchen Kriterien werden die Spots ausgewählt?
Vetsch: Als ich in dem Interview auf den erwähnten Spot angesprochen wurde, sagte ich nur, dass ich ihn lustig fand. Nicht mehr. (lacht) Von den englischen Blöcken, die wir erhalten, suchen wir Spots danach aus, ob sie auch als einzelnes Mittel einer Kampagne funktionieren und originell sind. Sonst werden sie nach Inhalts- oder Darstellungskategorien gruppiert.
Auffällige Werbespots durchbrechen gerne und oft ethische oder moralische Tabugrenzen. Gibt es Spots, die man in Ihrer Sendung nie sehen wird?
Vetsch: Ich denke nicht, dass wir eine Schmerzgrenze überschreiten werden. Auch, weil das nicht das Ziel von Werbung an sich ist. Alle gezeigten Spots sind sehr ironisch und witzig, und es geht nicht darum, auf blödsinnige Art etwas auszulösen. Wir haben beispielsweise einen kontroversen Kondom-Spot, in dem der Papst die Packung nicht aufreissen kann. Es gibt bestimmt Leute, die damit Mühe haben, aber nur wenige, die daraus eine Weltanschauung machen. Aber unser Format ist nicht darauf angelegt, jemanden zu verletzen, sondern humorvoll zu unterhalten.
Welche Schweizer Kampagne ist Ihnen kürzlich positiv aufgefallen?
Vetsch: Mir gefällt die hintergründige Schlagzeilenkampagne des Tages-Anzeiger gut. Ich habe festgestellt, dass ich auf Kampagnen, die sich entwickeln, gut anspreche. Sonst gefällt mir vom coolen Ansatz und der Umsetzung her, leider keine Schweizer Kreation, die Sprite-Kampagne.
Wie viele Werbeagenturen haben Sie schon mal von innen gesehen?
Vetsch: Ich bekenne: keine einzige. Es ist aber auch gut, dass ich nicht vom Fach bin und so die Spots aus einer unvoreingenommenen Perspektive anschaue.
Wofür würden Sie nie Werbung machen?
Vetsch: Ich wäre froh, wenn jemand endlich gute Werbung für Tampons, Spülmittel oder andere «frauenspezifische» Güter machen würde, weil hier immer noch überholte Klischees angestrengt werden. Interview: Luca Aloisi
Mona Vetsch: Nein, das war eher ein Zufall. Wer mich kennt, weiss, dass ich momentan eher zu viel als zu wenig arbeite. Nach der Sommerpause setzte ich mir eine Limite: Ich wollte nicht mehr drei Jobs nebeneinander haben und entschied mich gegen «Weekend-Music», weil sich die anderen beiden besser kombinieren lassen. Meine Chefin und Produzentin Yvonne Söhner machte mir das Angebot, das Werbeformat zu moderieren, was mir entgegenkommt, weil vorerst nur 12 Sendungen geplant sind. Und das beansprucht mich nicht so sehr, weil wir sie blockweise aufzeichnen.
Was fasziniert Sie an Werbung?
Vetsch: Besonders die Codierung der Botschaft von ‹Ich will dir etwas sagen› in ‹Du solltest aber nicht bemerken, dass ich dir etwas so direkt sagen will›. Aus meiner Perspektive geht es bei der Werbung nicht darum, etwas verkaufen zu wollen, sondern um Kommunikation. Und das ist auch mein Job. Ich mache eigentlich den ganzen Tag nichts anderes als Werbung (lacht), für DRS 3, für «Oops!» und für alle Sendungen unseres Senders. Schon während des HSG-Studiums hatte ich vor, Richtung Staatswissenschaften oder Marketing zu gehen.
Stört es Sie als kritische Journalistin nicht, sich von der kommerziellen Kommunikation einspannen zu lassen?
Vetsch: In «Top Spots» geht es gar nicht um diesen Aspekt. Wir fragen nie, wie erfolgreich eine Kampagne, wie gross das Budget war und für welche Marke geworben wurde. Es geht nur um Unterhaltung. Da ist der kritische Aspekt wieder gewahrt, indem wirklich nur die besten Spots dabei sind.
Das klingt nach einem leichten redaktionellen Korsett, das die Sendung tragen wird.
Vetsch: Das ist auch so. Was man klar sagen muss: Es ist kein Sendeformat, das SF DRS neu erfunden hat und das lange Bestand haben wird. Es wurde von einer englischen Sendung übernommen. Realistisch gesehen wäre es für die 25-minütige Sendung Verhältnisblödsinn, wenn wir Themen überarbeiten, Making-ofs zeigen oder Gäste einladen würden. «Top Spots» funktioniert für uns auch so, weil sie sehr gute Unterhaltung anbietet.
Werber und Kreative haben in Sachen Werbung schon vieles, wenn nicht alles gesehen. Kommen Cannes-Rolle-Habitués in Ihrer Sendung trotzdem auf ihre Rechnung?
Vetsch: Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, weil ich weder selber so eine Habituée bin, noch solche Leute kenne.
Wo sehen Sie das Zielpublikum von «Top Spots»?
Vetsch: Wir machen keine Sendung für Werber und Fachleute, sondern eine für das breite Publikum, das täglich mit Werbespots bombardiert wird und eigentlich genug davon hat, aber feststellen wird, dass Spots auch anders aussehen könnten. Wir sprechen Jüngere an, die kurzweilige Unterhaltung mögen wie «Ventil» oder «Viktors Spätprogramm».
Schweizer Werbung kommt bei «Top Spots» also schlecht weg. Welchen Anteil hat sie in der Sendung?
Vetsch: In den ersten drei Sendungen sind Schweizer Spots nicht vertreten. Das liegt aber nicht nur an ihrer Qualität, sondern auch daran, dass es sich um ein englisches Format mit internationalen Spots handelt.
Sat 1 und RTL 2 haben ähnliche Formate an ähnlich schwachen Programmplätzen. Weshalb zieht nun der öffentlich-rechtliche Sender SF 1 mit einem Plagiat nach?
Vetsch: SF DRS hat schon früher Werbefilme als Füller gezeigt. Neu ist natürlich, dass SF DRS dieses Format mit Schweizer Moderation und eigenem Studio präsentiert. Wir erhalten für dieses Format den gleich guten Sendeplatz wie «Viktors Spätprogramm». Davor füllte man diese Plätze mit eingekauften Serien. Von daher ist «Top Spots» in meinen Augen die bessere Lösung.
Sie fühlen sich nicht als Lückenbüsserin?
Vetsch: Es ist mein Job, mit dieser Sendung eine Lücke zu füllen. Aber das ist nicht das Gleiche wie Lückenbüssen. Ich finde es nicht schlimm, eine Sendung zu moderieren, die nicht für drei Jahre angesetzt ist. Im Gegenteil, ich hätte sie gar nicht annehmen können.
Kürzlich machten Sie in einem Interview selbst Werbung für «Top Spots». Mit Ihrem Lieblingsstreifen, in dem ein nackter junger Mann Liegestützen mit seinem Penis macht. Nach welchen Kriterien werden die Spots ausgewählt?
Vetsch: Als ich in dem Interview auf den erwähnten Spot angesprochen wurde, sagte ich nur, dass ich ihn lustig fand. Nicht mehr. (lacht) Von den englischen Blöcken, die wir erhalten, suchen wir Spots danach aus, ob sie auch als einzelnes Mittel einer Kampagne funktionieren und originell sind. Sonst werden sie nach Inhalts- oder Darstellungskategorien gruppiert.
Auffällige Werbespots durchbrechen gerne und oft ethische oder moralische Tabugrenzen. Gibt es Spots, die man in Ihrer Sendung nie sehen wird?
Vetsch: Ich denke nicht, dass wir eine Schmerzgrenze überschreiten werden. Auch, weil das nicht das Ziel von Werbung an sich ist. Alle gezeigten Spots sind sehr ironisch und witzig, und es geht nicht darum, auf blödsinnige Art etwas auszulösen. Wir haben beispielsweise einen kontroversen Kondom-Spot, in dem der Papst die Packung nicht aufreissen kann. Es gibt bestimmt Leute, die damit Mühe haben, aber nur wenige, die daraus eine Weltanschauung machen. Aber unser Format ist nicht darauf angelegt, jemanden zu verletzen, sondern humorvoll zu unterhalten.
Welche Schweizer Kampagne ist Ihnen kürzlich positiv aufgefallen?
Vetsch: Mir gefällt die hintergründige Schlagzeilenkampagne des Tages-Anzeiger gut. Ich habe festgestellt, dass ich auf Kampagnen, die sich entwickeln, gut anspreche. Sonst gefällt mir vom coolen Ansatz und der Umsetzung her, leider keine Schweizer Kreation, die Sprite-Kampagne.
Wie viele Werbeagenturen haben Sie schon mal von innen gesehen?
Vetsch: Ich bekenne: keine einzige. Es ist aber auch gut, dass ich nicht vom Fach bin und so die Spots aus einer unvoreingenommenen Perspektive anschaue.
Wofür würden Sie nie Werbung machen?
Vetsch: Ich wäre froh, wenn jemand endlich gute Werbung für Tampons, Spülmittel oder andere «frauenspezifische» Güter machen würde, weil hier immer noch überholte Klischees angestrengt werden. Interview: Luca Aloisi