Refluenced: Wie eine Schweizer Plattform Nano-Influencer:innen und Marken zusammenführt

Im Interview mit den Gründern von Refluenced, Quirin Hasler und Jonas Holzer, wird die Entstehung und Entwicklung ihres Start-ups beleuchtet. Refluenced ist eine vielversprechende Plattform, die Unternehmen und Influencer effizient zusammenführt, insbesondere Nano- und Mikro-Influencer.

Quirin Hasler (links) und Jonas Holzer von Refluenced.

Werbewoche: Wer ist Refluenced?

Quirin Hasler: Das ist unser tolles Team und wir beide. Ich bin Quirin Hasler, CEO und Mitgründer von Refluenced aus St. Moritz. Ich habe auch BWL an der Universität Zürich studiert und bin Mitgründer des SunIce Festivals St. Moritz.

Jonas Holzer: Ich bin Jonas Holzer, Mitgründer und CTO von Refluenced. Ich bin in Obwalden aufgewachsen und verantwortlich für die Technologie bei Refluenced. Meine Reise begann bei der Werbeagentur Collective Agency in Luzern, wo ich mit zwei Kollegen eine Firma mitbegründete. Dort konnte ich bereits Erfahrungen in der Marketingbranche sammeln, bevor ich Informatik an der ETH studierte.

 

Und was ist Refluenced?

Hasler: Refluenced ist eine Plattform, die Unternehmen und Influencer effizient miteinander verbindet. Sie entstand aus der Erfahrung des SunIce-Festivals in St. Moritz, einem internationalen DJ-Festival, bei dem ich Mitgründer bin. Um das Festival erfolgreich zu gestalten, setzten wir stark auf Influencer-Marketing, insbesondere auf Nano- und Micro-Influencer.

 

Hat das funktioniert?

Hasler: Wir haben Tickets an Influencer gegeben, damit sie unsere Veranstaltung bewerben. Das war tatsächlich sehr effektiv. Über 120 Influencer haben unsere Veranstaltung beworben, aber es war nicht sehr effizient. Die Verwaltung und Auswertung der Performance war zeitaufwändig. Daher entstand die Idee, wie man diesen Prozess verbessern könnte. Es war klar, dass wir eine Online-Marktplatzlösung benötigen, die Influencer und Unternehmen zusammenbringt. Daher habe ich Jonas getroffen.

Holzer: Es war tatsächlich effektiv, aber nicht effizient. Wir mussten damals manuell Daten in Tabellen eintragen und Screenshots von Insights sammeln.

 

Dann kam die Idee für Refluenced?

Holzer: Genau, zu Beginn war unsere Mission, Unternehmen und Influencer so effizient wie möglich zu verbinden. Daraus entwickelte sich die Idee, eine Plattform zu schaffen, auf der Influencer und Unternehmen sich registrieren können. Wir helfen dabei, die besten Übereinstimmungen zu finden.

Jonas Holzer ist CTO und Co-Founder von Refluenced

 

Wie funktioniert das?

Hasler: Influencer nutzen unsere App, um sich mit ihren Instagram-Konten zu verbinden. Unternehmen können innerhalb von 10 Minuten auf unserer Website eine Kampagne erstellen. Dann können sich Influencer für verschiedene Kampagnen bewerben, von großen Marken wie Bang & Olufsen und Emmi bis hin zu Start-ups. Unternehmen erhalten Empfehlungen und können Influencer einladen.

Nano-Influencerin Carmen, für Marken automatisiert buchbar auf der Plattform Refluenced.

 

Wie erfolgt die Kontrolle?

Holzer: Wir haben technisch gelöst, dass keine Screenshots von Insights mehr benötigt werden. Der Content wird automatisch auf unsere Plattform synchronisiert. Wir können auch die Audience und andere Insights wie Reichweite und Klicks automatisch in Echtzeit bereitstellen.

 

Könnte man sagen, dass Ihr eine Art Tinder für Unternehmen und Influencer seid?

Hasler: Das könnte man so sagen, aber wir versuchen, die bestmögliche Übereinstimmung zwischen Influencer und Unternehmen zu erzielen. Ausserdem können Unternehmen den erstellten Content herunterladen und für weitere Marketingaktivitäten auf Plattformen wie TikTok, Pinterest oder LinkedIn verwenden. Wir sind also nicht nur eine Influencer-Plattform, sondern auch ein Management-Tool.

 

Ihr habt euch auf Nano- und Mikro-Influencer spezialisiert. Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Holzer: Durch unsere Konzentration auf kleine Influencer mit etwa 1000 bis 30.000 Followern entsteht eine Art Crowd-Intelligence. In einer durchschnittlichen Kampagne arbeiten etwa 15 Influencer zusammen. Wir beobachten, dass aus dieser Gruppe extrem kreativer Content entsteht, den Unternehmen für ihre zukünftigen Marketingstrategien nutzen können. Plötzlich ergeben sich Ideen, die zuvor nicht in Betracht gezogen wurden.

Blick ins Dashboard zweier Kampagnen.

 

Refluenced-Kampagnen-Case: 40 Reels und 120 Stories die für Emmi gepostet wurden.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Holzer: Sicher, nehmen wir das Beispiel von Emmi. Sie brachten einen neuen Café Latte auf den Markt. Infolgedessen entstanden Videos wie ein Musikvideo, eine Dronenshow und sogar ein Clip, in dem eine Person im Gymnasium so tat, als hätte sie den Café Latte aus dem Nichts im Labor mit Freunden erfunden. Diese Kampagnen führten allein in zwei Wochen zu 40 Reels, die ohne unsere Plattform schlichtweg nicht möglich gewesen wären.

 

Was macht euch einzigartig?

Holzer: Wir sind einzigartig, weil wir Influencer und Unternehmen nahtlos zusammenbringen. Im Gegensatz zu anderen Tools, die Influencer anhand umfangreicher Daten analysieren, können bei uns passende Influencer sich bereits für Ihre Kampagne bewerben. Etwa 80 Prozent der Matches, die wir generieren, entstehen aus solchen Bewerbungen, während die restlichen 20 Prozent Einladungen von Unternehmen sind.

Hasler: In der Schweiz sind wir der erste zugängliche Marktplatz, der das Schalten von Kampagnen einfach macht. In Deutschland sind andere Plattformen wie Kataloge, auf denen Sie Influencer finden, aber diese müssen immer noch direkt angeschrieben werden. Bei uns ist das nicht nötig, wodurch wir skalierbarer und benutzerfreundlicher sind.

Holzer: Durch unsere Fokussierung auf Micro-Influencer reduzieren wir den Aufwand für Verträge und minimieren Reibungsverluste. Dennoch erreichen wir ein ähnlich großes Publikum. Der Unterschied besteht darin, dass Sie mehr Influencer für eine Kampagne einladen können, und dieses Problem lösen wir durch die einfache Verwaltung in unserer Plattform.

 

Ein Meilenstein für Refluenced war Euer Auftritt in «Höhle der Löwen»…

Hasler: Ja, Anja Graf hat uns diese Möglichkeit ermöglicht. Wir waren vor einem Jahr in der „Höhle der Löwen“ und haben dort erfolgreich gepitcht. Wir hatten nur einen Tag Vorlaufzeit und konnten überzeugen, obwohl wir zu dieser Zeit noch keine App hatten, nur eine Website. Unsere Stärke lag im Performance-Marketing, das zeigte, dass man bei uns Ergebnisse auf Performance-Basis erzielen kann. Wir haben nun 250 aktive tägliche Nutzer (Influencer) und über 400 Kampagnen abgewickelt.

Quirin Hasler, CEO und Co-Founder

 

Wie sieht das Preismodell aus?

Hasler: Unser Geschäftsmodell ist interessant, da kein Bargeld zwischen dem Influencer und dem Unternehmen fließt, sondern stattdessen Produkte oder Dienstleistungen. Das garantiert, dass die Zusammenarbeit authentisch ist und der Creator die Marke unterstützen möchte, weil er dies seiner Community zeigen und empfehlen kann. Unsere Einnahmen kommen aus Lizenzgebühren, die Unternehmen zahlen, um unsere Plattform zu nutzen.

 

Wer sind Eure Kunden?

Hasler: Wir haben kleine Brands, Startups, mittelgroße Brands, aber auch Großkonzerne und Agenturen. Wir sind nicht nur eine Influencer-Plattform, sondern auch Content-Management-Plattform. Man erhält grandiosen Content, den man dann weiterverwenden kann für weitere Marketingaktivitäten, wie auf TikTok, Pinterest, LinkedIn und so weiter. Also eigentlich ein Content-Management-Haus.

 

Was, wenn ein Unternehmen die Inhalte fix übernehmen möchte?

Holzer: Eine berechtigte Frage, auch in Bezug auf das Urheberrecht. Die Lösung besteht darin, dass der Influencer, der mit uns arbeitet, uns ein uneingeschränktes Nutzungsrecht am Content gewährt, das wir dann an das Unternehmen weitergeben können. Der Influencer wird natürlich angemessen entschädigt. Die Abrechnung erfolgt basierend auf Reels Stories, wobei jedes Reel 89 Franken kostet. Das Unternehmen kauft den Content, und 55 Prozent des Erlöses gehen direkt an den Influencer. So kann der Influencer Geld verdienen und wird dazu angeregt, hochwertigen Content zu produzieren.

 

Welche Hürden habt Ihr bereits überwunden?

Jonas Holzer: Wir haben eine Schnittstelle zu Instagram entwickelt und können alle erforderlichen Daten bereitstellen, einschließlich der Herkunft der Follower eines Influencers. Dies ermöglicht es Unternehmen, gezielt Leute in bestimmten Regionen anzusprechen. Wir möchten immer noch verbessern, wie Unternehmen die richtigen Influencer auswählen können und wie Influencer inspiriert werden können, noch besseren Content zu erstellen.

Jonas Holzer und Quirin Hasler auf dem Weg nach oben.

 

Welche Hürden stehen als nächstes bevor?

Holzer: Eine grosse Herausforderung besteht darin, dass wir nun nach Deutschland expandieren und einen komplett neuen Markt erschliessen. Dieser Markt hat seine eigenen Anforderungen.

Hasler: Genau, Deutschland ist eine große Herausforderung, aber auch eine riesige Chance. Wir haben bereits eine Partnerschaft mit der Agentur Foundry in Berlin, Zürich und New York geschlossen, die uns bei der Markteinführung unterstützt. Wir sehen großes Potenzial darin, in Richtung Social Media-Tool zu gehen, das von jedem Social Media Manager genutzt wird. Content ist heutzutage so wichtig, und es gibt viele Plattformen, die täglich bespielt werden müssen. Hier sehen wir das Potenzial, um Content-Erstellung und Verwaltung zu vereinfachen.

Holzer: Bis Ende des Jahres werden wir auch TikTok in unsere Plattform integrieren. Derzeit unterstützen wir nur Instagram, aber mit den Erkenntnissen, die wir gesammelt haben, können wir dies auch auf TikTok anwenden.

Hasler: Unser Ziel ist es, ein umfassendes Tool für das Social Media Management zu werden, das Content-Erstellung und -Verbreitung erleichtert.


Kurz erklärt: Refluenced ermöglicht Influencer:innen, sich mit ihren Instagram-Konten zu verbinden, während Unternehmen innerhalb von 10 Minuten Kampagnen auf der Plattform erstellen können. Die Plattform schlägt Influencern und Unternehmen passende Matches vor, und Influencer können sich auf Kampagnen bewerben. Eine wichtige technologische Innovation ist die automatische Synchronisierung von Content auf die Plattform sowie die Bereitstellung von Live-Daten zu Performance und Zielgruppe.

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