KI bei der Arbeit: Viele fürchten um ihren Job
Programme, die auf Generativer KI basieren, sind mittlerweile einem breiten Publikum einfach zugänglich und werden dadurch zu leistungsstarken Werkzeugen. Eine Umfrage von Deloitte zeigt, dass bereits 61 Prozent aller Befragten, die mit einem Computer arbeiten, Generative KI-Programme in ihrem beruflichen Alltag nutzen – und diese fürchten sich interessanterweise am meisten um die Zukunft ihres Arbeitsplatzes. Die KI-Implementierung hat aber auch weitere Nachteile.
Die Zusammenfassung des Geschäftsberichts wird mit ChatGPT erstellt, die Grafiken dazu stammen von DALL-E: Generative KI-Programme haben sich im Schweizer Büroalltag rasant durchgesetzt und gehören für viele Angestellte mittlerweile zum Tagesgeschäft. Dies zeigt die Umfrage «Der rasante Einzug der Generativen KI in der Schweiz» des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte Schweiz.
Für die Umfrage wurden 1’002 Personen schweizweit befragt, die prinzipiell Generative KI bei ihrer Arbeit einsetzen könnten – beispielsweise mithilfe eines Computers oder ähnlichen Geräts. Wie die Umfrage bei diesen Personengruppen zeigt, nutzen bereits sechs von zehn Angestellten (61%), die mit einem Computer oder ähnlichen Gerät arbeiten, Generative KI-Programme in ihrem Berufsalltag. Im privaten Umfeld ist die Nutzung mit 64 Prozent sogar noch leicht höher.
Der höchste Anteil bei der beruflichen Nutzung entfällt auf KI-Textprogramme (47%), gefolgt von Bildprogrammen (26%) und Codierungsprogrammen (24%). Der Grossteil der Befragten ist zufrieden mit den erzielten Resultaten und bewertet die von KI gelieferten Ergebnisse mit 7 von 10 (möglichen) Punkten.
Oftmals fehlen Richtlinien für die KI-Nutzung
Die hohe Zahl der Nutzenden verdeutlicht den bereits hohen Implementierungsgrad von Generativer KI in der Büro-Arbeitswelt: Viele der Befragten geben an, dass sie durch KI-Programme effizienter arbeiten (63%), kreativer sind (54%) oder die Qualität ihrer Arbeit steigern können (45%).
Mit der breiten Nutzung Generativer KI durch Angestellte geht jedoch auch ein Problem einher, das für Unternehmen grosse Risiken birgt: In vielen Betrieben wird die KI-Implementierung nämlich nicht durch das Management gesteuert und folglich mit klaren Richtlinien versehen, sondern geschieht durch die Mitarbeitenden selbst – in einem Viertel aller Fälle (26%) sogar ohne das Wissen der direkten Vorgesetzten. So geben 61 Prozent der Befragten an, ihre Firma verfüge nicht über Unternehmensrichtlinien für die KI-Nutzung. 24 Prozent der Befragten geben zudem an, dass die Nutzung von KI in ihrem Betrieb – zumindest vorerst – untersagt ist.
Nicht zu unterschätzendes Risiko
Für Unternehmen birgt dies grosse Risiken, etwa im Hinblick auf den Datenschutz oder die Umgehung von etablierten Betriebsprozessen. Diese Schwachstelle zeigt sich auch bei den verwendeten Geräten: Knapp 60 Prozent der Befragten geben an, ihre persönlichen Computer oder Handys bei der Nutzung von Generativer KI für die Arbeit einzusetzen.
Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass viele der Befragten sich der möglichen Risiken, die sich für ihren Arbeitgeber durch den Einsatz von KI ergeben, durchaus bewusst sind: Zwei Drittel (67%) sehen falsche, fehlerhafte oder unvollständige Informationen als einen der Hauptnachteile von Generativer KI. 65 Prozent der Befragten haben Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit, 64 Prozent nennen den Datenschutz als Problem, und 61 Prozent bemängeln die fehlende Transparenz in Bezug auf die verwendeten Quellen und Informationen bei der Nutzung von KI-Programmen.
Es wird ein Learning-by-Doing-Prozess
«Unternehmen können die KI-Implementierung in den Arbeitsalltag nicht einfach ignorieren oder beiläufig vornehmen. Sie müssen vielmehr aktive Prozesse aufbauen, um das volle Potenzial von Generativer KI auszuschöpfen und den beschriebenen Risiken zu begegnen, da viele Mitarbeitende solche Programme bereits nutzen», sagt Marc Beierschoder, Leiter Artificial Intelligence and Data Offering bei Deloitte Schweiz. «Für viele Unternehmen wird es ein Learning-by-Doing-Prozess sein. Sie müssen zuerst rechtliche und technologische Grundlagen klären, um sicherzustellen, dass Risiken wirksam gemanagt werden. Erst in einem zweiten Schritt geht es dann um Produktivitätssteigerungen. Der letzte Schritt besteht darin, über die unmittelbar sichtbaren Vorteile hinaus eine langfristige Strategie zu definieren. Dafür sind erhebliche Investitionen notwendig. Langfristig verspricht dies jedoch wesentlich höhere Gewinne.»
Der Nutzen einer systematischen Implementierung geht weit über die unmittelbar sichtbaren Vorteile hinaus: Generative KI hat das Potenzial, Geschäftsangebote zu revolutionieren, neue Produkte und Dienstleistungen mitzukonzipieren oder ganze Geschäftsmodelle zu verändern.
Angst vor potenziellem Jobverlust
Es sind mitunter diese Effizienzsteigerungen und die sich ändernden Geschäftsmodelle, die vielen Angestellten und KI-Nutzenden Sorge bereiten. Knapp die Hälfte aller Befragten (43%) geben an, dass sie besorgt sind, ihren Job wegen des zunehmenden Einsatzes von KI-Programmen in den kommenden fünf Jahren zu verlieren. Besonders interessant dabei: Angestellte, die KI bereits sehr stark in ihrem Berufsalltag verwenden, sind mit 69 Prozent weitaus besorgter um ihre berufliche Zukunft.
Dies ist unter anderem einer der Gründe, weshalb über die Hälfte aller Befragten (54%) überzeugt sind, die Nutzung von Generativen KI-Programmen erlernen zu müssen. In der Verantwortung sehen Angestellte allerdings nicht sich selbst, sondern primär den Arbeitgeber, der ihnen die nötigen Kenntnisse durch Fort- und Weiterbildungen vermitteln soll (48%). Hier klafft eine Erwartungslücke: 31 Prozent aller Befragten haben bereits eine aktive Unterstützung oder ein Training durch den Arbeitgeber erhalten.
«Generative Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Für beide, Arbeitnehmende und Arbeitgeber, ist ein konstruktiver Umgang mit dem Thema wichtig. Die Arbeitnehmenden profitieren künftig von vereinfachten Prozessen und einer gesteigerten Effizienz. Die Unternehmen stehen ihrerseits jedoch in der Verantwortung, den Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von KI auf die Jobsicherheit Arbeitsplätze zu begegnen und ihre Mitarbeitenden durch Weiterbildungsmassnahmen zu schulen. Dadurch können neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI entstehen», erklärt Beierschoder. «In konstruktiv gestalteten KI-Ökosystemen werden Mitarbeitende nicht einfach durch KI-Programme ersetzt. Vielmehr setzen in KI geschulte Fachkräfte ihr Wissen im beruflichen Alltag gezielt ein und tragen so die Zukunftsstrategie des Unternehmens aktiv mit.»