Firmenchefs verzichten in der Krise auf Teil ihres Lohns
Die Corona-Krise verlangt den Firmen und vor allem auch den Arbeitnehmenden einiges ab: Es bleiben Geschäfte und teils auch Fabriken geschlossen, vielerorts wird Kurzarbeit eingeführt und es drohen Entlassungen. Aus Solidarität verzichten nun die Chefs einiger Firmen auf einen Teil ihres Lohns.
Für Aufsehen gesorgt hat ABB: Die Chefs des Technologiekonzerns kündigten am Montag an, ab sofort und freiwillig für die Zeit der Krise auf 10 Prozent ihres Salärs zu verzichten. Konzernchef Björn Rosengren, der Anfang März bei ABB das Ruder übernommen hat, will damit ein «Zeichen der Solidarität» setzen, wie er erklärte.
«Wir müssen zusammen stark bleiben – für ABB und unsere Gesellschaft», lautete die Botschaft Rosengrens. Das durch die Salärreduktion eingesparte Geld soll helfen, die Auswirkungen der Coronavirus-Krise abzufedern. Denn ABB rechnet wegen der Pandemie in der Rechnung des ersten Quartals 2020 mit deutlichen Bremsspuren.
Rosengren kann sich die Abstriche leisten. Der von ABB im Geschäftsbericht zu der Gesamtvergütung definierte Zielwert beträgt für das laufende Jahr knapp 6 Millionen Franken. Der tatsächlich ausbezahlte Lohn kann jedoch von diesem Ziel abweichen und auch der geplante Lohnverzicht ist in dieser Rechnung nicht erfasst.
Einige Tage vor ABB kündigte die TX Group an, dass ihre Chefs auf Geld verzichten. Die Geschäftsführer der vier TX-Unternehmen Tamedia, Goldbach, 20 Minuten und TX Markets hätten entschieden, auf einen allfälligen Anspruch aus dem «Unternehmensleitungs-Gewinnbeteiligungsprogramm» für das laufende Jahr zu verzichten, hiess es. Mitte März hatte der Medienkonzern für die Belegschaft Kurzarbeit beantragt.
Swissport-Chef halbiert
Nach ABB und der TX Group ziehen nun die Chefs weiterer Firmen nach: Die Verwaltungsräte und Manager der Schaffhauser Traditionsfirma Georg Fischer wollen ebenfalls aus Solidarität temporär auf 10 bis 20 Prozent ihrer fixen Vergütungen verzichten. Das dadurch frei werdende Geld soll an Mitarbeitende aus Staaten mit schlecht ausgebauten Sozialversicherungssystemen bezahlt werden.
Georg Fischer hat auf die derzeit schlechte Auftragslage reagiert, schliesst in Europa vorübergehend teilweise oder ganz Werke und führt dort, wo es möglich ist, Kurzarbeit ein. Davon betroffen sind auch die Produktionen in der Schweiz, vor allem jene im Tessin.
Beim Solarzulieferer Meyer Burger, dessen Geschäft bereits vor der Corona-Krise nur harzig lief, arbeitet die Belegschaft in Thun und im neuenburgischen Hauterive ab nächster Woche in Kurzarbeit. Die Chefs verzichten ab sofort auf 15 Prozent ihres Gehalts. Und bei der auf Raumklima spezialisierten Zehnder Group werden die Cheflöhne um 10 Prozent gekürzt, während es in der Chefetage von APG gar 20 Prozent sind.
Der Chef des Flughafen-Dienstleisters Swissport, Eric Born, ist zu noch deutlicheren Einschnitten bereit. Born will auf 50 Prozent seiner Bezüge verzichten, wie er in einem TV-Interview erklärte. An den Flughäfen ist die Geschäftslage derart kritisch, dass Swissport die Freistellung von rund 60 Prozent des Personals bis Ende April angeordnet hat.
Folgen die Grossbanken?
In den nächsten Tagen dürften weitere Firmenchefs dem Beispiel von ABB folgen. Zwar sei es noch zu früh, um über Boni zu sprechen, sagte etwa der neue Chef der Grossbank Credit Suisse Thomas Gottstein in der Wirtschaftssendung Eco von SRF. «Aber wir denken sicher in die Richtung, dass wir uns auch solidarisch zeigen wollen.»
Bei der UBS machte der im November abtretende CEO Sergio Ermotti publik, dass er in seinem Heimatkanton Tessin eine Million Franken spenden wird. Spenden will auch die Bank: Für globale und lokale COVID-19-Projekte werden 30 Millionen US-Dollar locker gemacht.
Ob es bei der grössten Schweizer Bank auch zum Boniverzicht kommt, liess eine UBS-Sprecherin auf Anfrage von AWP allerdings offen: Um Aussagen zu der Bemessung der Boni für 2020 zu machen, sei es noch viel zu früh. Dies hänge vom Verlauf des Geschäftsjahres und der Marktentwicklung ab. Im vergangenen Geschäftsjahr kassierte Ermotti ein zweistelliges Millionengehalt – wie auch sein damaliges Gegenüber bei der Credit Suisse, der zurückgetretene Tidjane Thiam. (SDA)