«Die Besten der Besten» – 20 Jahre Pioniergeist bei Google in Zürich

Vor 20 Jahren begann Google mit einer Hand voll Mitarbeitenden im Zürcher Waser-Haus. Heute prägen über 5.000 Mitarbeitende aus 85 Nationen Innovationen, die weltweit Massstäbe setzen. Beim Jubiläum sprachen Pioniere, Wirtschaftspersönlichkeiten und Googler über die Anfänge, den rasanten Aufstieg und eine Zukunft, die von künstlicher Intelligenz geprägt ist.

«Googeln» wurde 2004 zum offiziellen Eintrag im Duden – und Google Schweiz eröffnete im selben Jahr mit seinem ersten Entwicklungsstandort in Europa am Zürcher Limmatquai. Urs Hölzle, Gründervater des Zürcher Standorts und damals Mitarbeiter Nummer acht weltweit, erzählt: «Es wurde klar, dass die Suchmaschine ein globales Produkt wird, und Zürich war dank seiner Nähe zur ETH der perfekte Standort.» Heute zählt Google Schweiz über 5.000 Mitarbeitende aus 85 Nationen und hat sich zu einem der wichtigsten Innovationszentren des Unternehmens entwickelt.

Der Jubiläumsanlass: Ein Blick zurück und nach vorn

Beim 20-jährigen Jubiläum im Google-Hauptsitz an der Europaallee betonten hochkarätige Gäste wie Monika Rühl, Direktorin von economiesuisse, und Prof. Dr. Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich, die Bedeutung von Google für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Die enge Verbindung zur ETH Zürich und zur EPFL in Lausanne habe dazu beigetragen, den Innovationsstandort Schweiz international zu etablieren. Hervorgehoben wurde, dass viele ehemalige Google-Mitarbeitende inzwischen Startups gegründet oder als Professor:innen an führenden Hochschulen tätig sind. Insgesamt wurden 115 Unternehmen mit über 1.700 Arbeitsplätzen durch ehemalige Mitarbeitende ins Leben gerufen.

Zoogler der ersten Stunde: Geschichten aus den Anfangstagen

Ralph Keller und Reto Strobl – beide seit den frühen Tagen dabei – erzählten, wie sie Teil von Google wurden. Keller erinnert sich: «Ein Artikel in der NZZ über Google Zürich war der Startschuss. Ich traf Urs Hölzle am Bahnhof Olten, und kurz darauf war ich Teil des Teams.» Reto Strobls Weg begann dank seiner Frau, die einen TV-Beitrag von «10 vor 10» über Google sah und ihn ermutigte, sich zu bewerben: «Da ist ein Urs von Google und der sucht die Besten.» Der damalige Doktorand und ETH-Absolvent wollte seiner Frau nicht widersprechen. Seither arbeitet er für Google.

Brachte Ralph Keller, heute Google Lens Team Lead, 2004 in die Google-Spur: NZZ-Artikel «Internetfirma Google kommt nach Zürich»

Die ersten Jahre bei Google Zürich waren geprägt von Improvisation und raschem Wachstum. Ralph Keller und Reto Strobl erzählten Anekdoten aus einer Zeit, als der Standort noch ein kleines Büro am Limmatquai war. Keller berichtet: «Ich begann an meinem ersten Arbeitstag, und zwei Stunden später führte ich bereits mein erstes Bewerbungsgespräch. Wir hatten so viele offene Stellen und mussten rasch wachsen.» Strobl dazu: «Es ging manchmal drunter und drüber. Wir hatten neue Mitarbeitende, aber keine Möbel. Am Freitagnachmittag sind wir mit privaten Autos zu Ikea gefahren, um Betten und Tische zu kaufen, die wir dann selbst zusammenbauten.»

Urs Hölzle (links), Reto Strobl

Larry Pages Vision: «Die Welt verändern»

Eine prägende Geschichte aus den frühen Tagen erzählt Reto Strobl, der massgeblich an der Monetarisierung von YouTube beteiligt war: «Ich hatte ein Umfrage-Widget entwickelt und war begeistert. Doch Larry Page sagte mir: ‚Ich habe dich nicht eingestellt, um Umfragen zu bauen. Ich habe dich eingestellt, um die Welt zu verändern.‘ Diese Worte haben meine Sichtweise auf Innovation völlig verändert.» Diese Mentalität prägte die Arbeit am Standort Zürich. Projekte wie die Entwicklung von Google Scholar oder die Integration von Echtzeit-Navigationsdaten in Google Maps wurden hier entscheidend vorangetrieben.

Meilensteine und Expansion

Die Übernahme des Schweizer Unternehmens Endoxon markierte einen Wendepunkt. Es legte den Grundstein für die Weiterentwicklung von Google Maps. Keller beschreibt die Zeit so: «Es war unglaublich, an Technologien zu arbeiten, die heute selbstverständlich sind. Damals fühlte sich alles neu und bahnbrechend an.» Auch das Wachstum des Teams verlief rasant. Urs Hölzle erinnert sich: «Ich bin immer herumgelaufen und habe gefragt: ‚What is your Job Number One?‘ Die Antwort war stets: ‚Hiring.‘ Ohne genügend Mitarbeitende hätten wir keine grossen Projekte stemmen können.“ Entscheidend dafür sei auch der Umzug ins Hürlimann-Areal mit viel räumlichen Ausbaumöglichkeiten gewesen, so Hölzle.

Christine Antlanger-Winter, Country Director Google Schweiz mit Urs Hölzle, Google Fellow, Technical Infrastructure

Künstliche Intelligenz: Der nächste Schritt

Die Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) für die Zukunft von Google wurde beim Jubiläumsanlass besonders betont. Schon heute spielt Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz. Der Einsatz von generativer KI kann das jährliche Bruttoinlandsprodukt der Schweiz innerhalb der nächsten zehn Jahre um 80 bis 85 Milliarden Franken (bis zu 11 Prozent) steigern. Das besagen die Ergebnisse der in diesem Jahr von Google in Auftrag gegebenen Studie «Das wirtschaftliche Potenzial von KI für die Schweiz», die von economiesuisse unterstützt wurde. Monika Rühl, Direktorin von economiesuisse, nahm heute nochmals Bezug auf die Studie und unterstrich, dass die Schweiz über ein starkes Innovationsökosystem verfügt und im europäischen Vergleich eine führende Ausgangsposition hat, um das Potenzial von KI für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum auszuschöpfen.

Urs Hölzle und Christine Antlanger-Winter von Google mit Prof. Dr. Joël Mesot, ETH Präsident und Monika Rühl, Direktorin economiesuisse

Im Video-Gespräch mit m&k erklärte Martin Bäuml vom Google Gemini Team, wie KI-Produkte wie Google Lens weiterentwickelt werden.

Von der Improvisation zur Inspiration

Die Geschichten der ersten Mitarbeitenden und der rasante Aufstieg von Google Zürich zeigen, wie aus kleinen Anfängen Grosses entstehen kann. Christine Antlanger-Winter, Country Director Google Switzerland und Regional Director Switzerland and Austria, fasste es treffend zusammen: «Google ist stark mit der Schweiz verbunden. Das hiesige Innovationsumfeld hat Google seither inspiriert. Die enge Zusammenarbeit und der Austausch mit unseren Partnern aus Wissenschaft, Bildung und Industrie sind uns sehr wichtig. Überhaupt wird Zusammenarbeit bei Google grossgeschrieben – sowohl intern als auch extern. Wir erfinden gemeinsam. Das ist ein Wert, den Google und die Schweiz teilen. Innovation steckt in der DNA der Schweiz so sehr wie in der DNA von Google.» Mit dieser Philosophie bleibt der Standort Zürich nicht nur ein Ort des Rückblicks, sondern vor allem ein Zentrum, das die Zukunft der Technologie prägt.

 

 

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