SRF treibt Transformation mit «SRF 4.0» voran: Stellenabbau und neue Ausrichtung
SRF startet ab Oktober die Umsetzung des Projekts «SRF 4.0», das umfassende strukturelle Veränderungen und einen Stellenabbau von rund 75 Vollzeitstellen vorsieht. Ziel ist es, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen und finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Im Zuge des strategischen Projekts «SRF 4.0» treibt SRF seine Transformation weiter voran. Der Fokus liegt dabei auf der langfristigen Optimierung von Organisation, Prozessen und Angebot. Rund 75 Vollzeitstellen werden abgebaut, darunter etwa 10 Prozent im Kaderbereich. Diese Schritte seien notwendig, um ein finanzielles Defizit ab 2025 zu verhindern, das durch rückläufige Einnahmen und steigende Kosten droht, heisst es in der Mitteilung vom Montag, 23. September.
SRF betont, dass die Massnahmen nicht mit den bevorstehenden Sparmassnahmen der SRG zusammenhängen, die ab 2025 wirksam werden. Vielmehr sind sie Teil einer strategischen Neuausrichtung, die das Medienhaus optimal auf den technologischen Wandel und die veränderten Nutzungsgewohnheiten der Zuschauerinnen und Zuschauer vorbereiten soll.
Neuausrichtung der Chefredaktionen
Ein zentraler Bestandteil der Transformation ist die Zusammenlegung der Chefredaktionen für Audio/Digital und Video. SRF plant, diese Bereiche zu verschmelzen, um «Synergien zu schaffen» und «die journalistische Arbeit effizienter zu gestalten». Dies soll insbesondere in den Bereichen der Planung und Berichterstattung zu grossen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen greifen.
Laut SRF-Direktorin Nathalie Wappler ist die bisherige Trennung der Chefredaktionen nicht mehr zeitgemäss: «Im digitalen Zeitalter müssen Geschichten multimedial erzählt werden. Mit einer gemeinsamen Chefredaktion steigern wir unsere Kompetenz, ohne die Qualität oder Vielfalt zu gefährden.»
Reduktion im Informationsangebot
Im Rahmen der Transformation wird auch das Informationsangebot gestrafft. Ab Sommer 2025 sollen die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag und um 18.00 Uhr durch moderierte Newsflashes ersetzt werden. Am Wochenende entfällt die Mittagsausgabe vollständig. Diese Veränderungen ermöglichen es SRF, wei es dazu heisst, die Ressourcen verstärkt auf die Primetime-Programme zu konzentrieren.
Auch andere Formate wie «Club» und «Gesichter & Geschichten» werden künftig pausieren, um während der Sommermonate den Fokus auf die Kernsendungen zu legen. SRF setzt verstärkt auf seine News-App als Hauptnachrichtenkanal, der das tagesaktuelle Geschehen rund um die Uhr abbildet.
Fokus bei jungen Zielgruppen
Für das junge Publikum bündelt SRF die finanziellen und personellen Mittel auf wenige Kernmarken wie «SRF Impact», «Bounce» und «Studio 404». Diese Fokussierung soll helfen, die junge Zielgruppe besser zu erreichen. Gleichzeitig wird auf weniger erfolgreiche Formate und Kanäle wie «SRF Mood» und «We, Myself & Why» verzichtet, um das Gesamtbudget stabil zu halten.
Effizienzsteigerung in Produktion und Technologie
Zusätzliche Einsparungen werden in den Bereichen Produktion und Technologie realisiert. Durch die Verlagerung von Sendungen ins News- und Sportcenter, wie beispielsweise «Rundschau» und «Kassensturz», sowie die Integration des Herstellungsmanagements würden die Kosten gesenkt. Auch in der Technologieabteilung würden durch Prozessvereinfachungen und Synergien eine Kapazitätsreduktion umgesetzt.
Zukunftsausrichtung und weitere Schritte
Das Projekt «SRF 4.0» soll SRF nicht nur kurzfristig stabilisieren, sondern auch langfristig auf die Herausforderungen der Medienbranche vorbereiten. Weitere Massnahmen, darunter die Verkleinerung der Geschäftsleitung und strukturelle Anpassungen im Kultursektor, seien bereits geplant. Die endgültigen Entscheidungen dazu werden im Frühjahr 2025 getroffen.
Nathalie Wappler betont: «Es ist unerlässlich, dass wir uns dem globalen Wandel der Medienbranche stellen und unsere Organisation an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.»
SRF auf einem schmalen Grat zwischen Effizienz und Qualität
Mit dem Projekt «SRF 4.0» zeigt SRF einmal mehr, wie sich Medienunternehmen dem strukturellen Wandel der Branche anpassen müssen. Der angekündigte Stellenabbau von 75 Vollzeitstellen mag unvermeidlich erscheinen, doch er bringt Fragen auf, wie weit Effizienzsteigerung gehen kann, ohne die journalistische Qualität ernsthaft zu gefährden.