Service-public-Konferenz: Medien auf der Suche nach Wegen in die Zukunft
Medienunternehmen suchen aus unterschiedlichen Gründen nach Wegen, um sich ihre Zukunft zu sichern. Der neue SRG-Generaldirektor Gilles Marchand appellierte an der Service-public-Konferenz an die Solidarität und die Zusammenarbeit in der Branche. Er glaube an pragmatische Lösungen. Seine Gegenspieler hingegen raten der SRG dringend zur Selbstbeschränkung.
Marchand, seit Oktober Generaldirektor der SRG, sprach in seinem ersten öffentlichen Vortrag am Dienstag in Bern von einem Tsunami, der die gesamte Branche erfasse. Die SRG sei von der No-Billag-Initiative, die im März zur Abstimmung kommt, so stark unter Druck wie noch nie in ihrer Geschichte.
«Es braucht die SRG»
Doch auch die privaten Radio- und Fernsehstationen, die ebenfalls aus dem Gebührentopf mitfinanziert werden, seien betroffen, so Marchand. Unter Druck stehe auch die gesamte gedruckte Presse, wenn auch aus anderen Gründen. Ihre Werbegelder flössen zunehmend auf digitale Plattformen. In Gefahr sei darum die Medienvielfalt insgesamt. Für die Schweiz mit ihren vier Landessprachen, der kulturellen Vielfalt und der direkten Demokratie seien eine vielfältige Medienlandschaft und Dynamik in der Branche unabdingbar. Es brauche daher einen starken Service public und damit die SRG mit ihren Angeboten in allen vier Landessprachen. Marchand sprach von pragmatischen Lösungen, die die Branche zusammen suchen müsse. Möglichkeiten zur Kooperationen sieht die SRG beispielsweise in Form von Co-Produktionen.
Keine Katastrophe
Von einem Schulterschluss hingegen wollen die privaten Medienunternehmen nichts wissen. «Auch wir wollen qualitativ hochstehende Medien in diesem Land. Auch wir wollen Angebots- und Meinungsvielfalt», sagte Peter Wanner, Vizepräsident des Verbands Schweizer Medien sowie Verleger und Präsident der AZ Medien, welche unter anderem die «Aargauer Zeitung» herausgibt. Doch nicht einverstanden sind die Privaten mit den Rahmenbedingungen. Der Verband Schweizer Medien hat zwar noch keine offizielle Parole gefasst zur No-Billag-Initiative. «Wir sind nicht glücklich mit dem Ist-Zustand», sagte Wanner. Die SRG sei zu gross, zu dominant. «Die etatistische Mentalität in der Schweizer Medienpolitik stört mich. Man diskutiert die Marktverzerrungen nicht. Die Privaten sollen einfach schauen, wie sie über die Runden kommen», sagte Wanner. Dennoch halte der Verband Schweizer Medien die Initiative für zu radikal. Doch: «Ein Ja wäre keine Katastrophe», sage Wanner. Der Ball ginge nach einem Ja der Stimmbürger wohl zuerst zurück zum Parlament, es gäbe gesetzliche Anpassungen. Möglich wäre eine Unterstützung von Teilprogrammen der SRG. Zum anderen Teil müsste die SRG in den Markt entlassen werden, es würde Bezahlsender und damit freiwillige Gebühren geben. Zudem könnte die SRG über Werbung unternehmerischen Handlungsspielraum erhalten. «Wir glauben nicht, dass die Lichter ausgehen», sagte Wanner.
Digitalisierung als Rettung
Ideal wäre für ihn eine SRG mit Ergänzungsfunktionen. Vor zu viel staatlichen Leistungen und Regulierungen warnt auch eine Studie, welche der Verband Schweizer Medien in Auftrag gegeben hat. Den momentanen Unsicherheiten solle man nicht einfach mit Geld begegnen, sagte Patrick Zenhäusern, Bereichsleiter Verkehr und Kommunikation bei Polynomics, die die Studie erarbeitet hat. Das heilbringende Szenario für die gesamte Branche sieht er in der reinen Digitalisierung, wohl wissend, dass dies momentan eine rein hypothetische Möglichkeit ist. Denn es würde 10 bis 20 Jahre dauern, bis Medien neue Angebote geschaffen und ihre Prozesse umgestellt hätten, sagte Zenhäusern. Würden Medien nur noch digital produziert, konsumiert und bezahlt, hätten Medienhäuser weniger Produktions- und Vertriebskosten. Druck und Vertrieb machten heute in etwa die Hälfte der Kosten einer abonnierten Tageszeitung aus, führte Zenhäusern aus. Wären die Kosten also tiefer, wären die Markteintrittshürden ebenfalls niedriger und der Wettbewerb dadurch grösser. Dies hätte eine grössere Medienvielfalt zur Folge, von der Leser profitieren. Die Autoren der Studie gehen von einem gleich hohen Interesse an Informationen aus. Neue digitale Angebote werden darum auf Anklang stossen. In neu angekündigten Produkten wie dem Online-Magazin Republik, CNN Money Switzerland oder Virgin Radio sehen die Autoren die Vorboten der digitalen Entwicklung. (SDA)
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