Gedränge auf dem Green

Special Interest Ende März erscheint neu das Schweizer Golfmagazin – der Verdrängungskampf spitzt sich zu.

Special Interest Ende März erscheint neu das Schweizer Golfmagazin – der Verdrängungskampf spitzt sich zu.Wenn es im Markt der Golfmagazine so richtig ächzt und kracht, ist das ein untrügliches Zeichen, dass die Saisoneröffnung unmittelbar vor der Tür steht. Schweizer Golfmagazin heisst der jüngste Herausforderer, der dieses Jahr Unruhe in den überackerten Markt der Golfpublikationen bringt. Geplant ist ein Magazin im Tabloidformat, das erstmals Ende März die Golferinnen und Golfer umwerben wird. Mit einer Druckauflage von 14000 Exemplaren soll das neue Schweizer Golfmagazin am Kiosk, in Golfclubs und Driving-Ranges, in Golfhotels sowie im Abo erhältlich sein.Hinter dem dreisten Angriff steht der VIP Media Verlag AG, der bis Ende Mai 2003 Golf & Country sowie die Titel Petri Heil und Kavallo herausgegeben hatte. Doch hinter dem in Scherzingen domizilierten Verlag steht längst nicht mehr Urs H. Dillier. Denn im Frühjahr 2003 hatte sich Mehr-heitsaktionärin Alexandra Jahr mit Dillier verkracht und ihn als Geschäftsführer und Minderheitsaktionär hinausgeworfen. Jahr übernahm Dilliers 25-Prozent-Anteil und gründete den neuen Verlag Jahr & Co. VIP Media Verlag, der nun zu 100 Prozent in ihrem Besitz ist und weiterhin die drei erwähnten Titel herausgibt.
Neuling in der Branche In den Händen von Dillier blieben einzig die Namensrechte an seinem VIP Media Verlag. Die hat er per 1. Januar 2004 an seinen Freund Hans Ruf verkauft – mit dem er seit über zehn Jahren die Leidenschaft zur Fliegerei teilt. Ruf ist gelernter Flugzeugbauingenieur und Inhaber der im thurgauischen Kesswil beheimateten Firma Fiber Seal, die in einem Spezialbereich des Flugzeugunterhalts (Textilfaser- schutz) tätig ist. Mit seinem Einstieg ins Verlagsgeschäft wolle er sich ein zweites Standbein zulegen, erklärt der branchenfremde Ruf gegenüber der Werbewoche.
Das geplante Heft, das unter dem Namen Schweizer Golfmagazin erstmals Ende März erscheinen soll, will sämtliche Aspekte rund um das Thema Golf abdecken. Mit viel Service, aber auch mit der nötigen Portion Unterhaltung, wie die Tarifdokumentation verspricht. Dillier, der nach dem Verkauf seines Anteils an Alexandra Jahr noch bis 31. Dezember 2004 mit einem Konkurrenzverbot belegt ist, habe nichts mehr mit dem VIP Media Verlag zu tun, betont Ruf. Und er ergänzt: «Als Freund beraten kann er mich hingegen schon.»
Ambitionierte Ziele
Der frisch gebackene Herausgeber ist davon überzeugt, dass es im Schweizer Markt Platz hat für eine neue Golfpublikation. «Golf & Country ist am Serbeln und Drive fehlt ebenfalls der Schwung», erklärt Ruf. Deshalb sei jetzt der ideale Zeitpunkt für eine Neulancierung. Die Marktchancen des neuen Magazins schätzt er ausserordentlich optimistisch ein, rechnet er doch bereits «innerhalb von zwölf Monaten» mit dem Break-even. Möglich sei dies «dank sehr schlanker Strukturen und minimaler Fixkosten». Noch nicht entschieden ist, welche Druckerei das neue Heft drucken darf.
Seinen wichtigsten Trumpf hält Ruf im Bereich der Inserateakquisition in den Händen. Für diese erfolgsentscheidende Aufgabe hat er sich mit Yvonne Cox eine Spezialistin geangelt, die als langjährige Anzeigenverkäuferin von Golf & Country den Markt bestens kennt und über ein weit reichendes Beziehungsnetz zu den einschlägigen Inserenten verfügt.
Ein Hüftschuss?
Trotzdem schüttelt man bei den etablierten Golfmagazinen den Kopf über den kühnen Angriff. «Für eine Neulancierung hat es in unserem kleinen Markt schlicht keinen Platz», erklärt Ursula Meier, die im Auftrag des Schweizer Golfverbandes ASG das Mitgliedermagazin Golf Suisse produziert. «Wir haben vielmehr erwartet, dass demnächst einer der bestehenden Marktpartner die Segel streicht.» Ähnlich pessimistisch schätzt der Verlagsleiter des NZZ-Blattes Drive, Thomas Müllerschön, die Potenziale ein. «Im Bereich der bezahlpflichtigen Titel sehe ich für einen Neuling keine Chancen.»
Franco Carabelli, dessen Sportverlag Europa Medien AG für Alexandra Jahr die Produktion von Golf & Country übernommen hat, zweifelt, «ob für das neue Magazin überhaupt eine seriöse Marktsondierung gemacht worden» sei. «Ich gehe eher davon aus, dass es sich hier um einen Hüftschuss handelt», so Carabelli.
Grosses Rausputzen zum SaisonstartDerweil mit der neuen Schweizer Golfpublikation ein nochmals
verschärfter Konkurrenzkampf heraufzieht, machen sich die
etablierten Golfmagazine fit für den Saisonstart. Golf & Country hat sich mit der kürzlich erschienenen Januar/Februar-Ausgabe ein
völlig neues Layout verpasst. «Wir haben den Magazincharakter
verstärkt und mehr Ordnung ins Heft gebracht», erklärt Chefredaktor Franco Carabelli. Für die optische Neugestaltung hatte Art Directorin Anita Lorenz die Federführung. Auch das Verbandsmagazin Golf Suisse beginnt den Saisonstart mit einem Meilenstein. Neu wird der Fokus ausgeweitet auf das weltweite Geschehen in der Golfszene. Bisher hatte sich das Blatt ausschliesslich auf die Schweiz beschränkt. Möglich wurde die Erweiterung, weil sich der Schweizer Golfverband ASG neu an den Produktionskosten des Heftes beteiligt. Davon profitiert auch der Umfang des Heftes: Neu umfasst die garantierte Seitenzahl pro Ausgabe mindestens 80 Seiten, bisher waren es im Minimum 48 Seiten gewesen. (dse)
«Keine Chance für einen Neuling»: Die etablierten Golfmagazine räumen der neuen Konkurrenz kaum Chancen ein.
Daniel Schifferle

Weitere Artikel zum Thema