«Cinéma, Cinéma»: Basel inszeniert den ESC als grosses Kino

Mit dem Eurovision Song Contest 2025 ist der Schweiz ein TV-Ereignis gelungen, das internationales Format hatte – und lokalen Charakter. Basel überzeugte als Gastgeberin, die SRG als starker Broadcaster, und die Show lieferte Bilder, die unter dem Titel von Paola Felix’ ESC-Klassiker von 1980 stehen könnten: «Cinema, Cinema».

Basel hat geliefert – und wie. Der ESC 2025 war nicht nur ein globales Musikfest, sondern auch ein medialer Kraftakt, der eindrücklich zeigte, was eine klug organisierte Host-City und ein engagierter öffentlich-rechtlicher Sender gemeinsam auf die Beine stellen können. In Anlehnung an Paola Felix’ vierten Platz von 1980 mit dem Song «Cinema» bot der Abend tatsächlich: grosses Kino.

Vom Feuerwerk über dem mit 36’000 Fans gefüllten Joggeli bis zur durchchoreografierten Finalshow in der St. Jakobshalle wurde ein Spektakel inszeniert, das als europäische Unterhaltung auf höchstem Niveau gelten darf – aber zugleich als gelungene Kommunikations- und Brandingplattform für die Schweiz.

 

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Basel als Bühne und Botschafterin

Was Basel geleistet hat, geht über Eventlogistik hinaus. Die Stadt nutzte die internationale Strahlkraft, um sich neu zu positionieren – als offene, kreative und kulturgeprägte Metropole. Die Branding Box «Friends of Eurovision», eine Idee von Basel Tourismus und Mona und Mateo, erlaubte es lokalen Betrieben, auch ohne ESC-Lizenzierung sichtbar am Event teilzunehmen.

Diese kreative Antwort auf markenrechtliche Grenzen führte zu einem kollektiven Stadtbild mit Haltung: Willkommen, divers, selbstbewusst. Dazu flankierende Kunstaktionen – etwa Claudia Comtes «Lightning Symphony» oder die Regenbogeninstallation auf der Fondation Beyeler – machten Basel auch im öffentlichen Raum zum Teil der Show.

ESC Branding-Box für Basel – Poster-Designs

SRG: Ein starkes Signal für Public Broadcasting

Auch die SRG wusste den Heimvorteil zu nutzen. Mit hochklassiger Produktion, pointierter Regie, fliessendem Bühnenumbau im Minutentakt und einer Show-Dramaturgie, die auf Inhalte statt Effekte setzte, lieferte der Broadcaster eine europäische Top-Produktion ab.

Über 550’000 Zuschauer:innen allein beim ersten Halbfinale zeugen von starker Resonanz – die Finalquote wird höher liegen. Es war ein Moment, in dem das lineare Fernsehen zeigte, dass es sehr wohl noch zu berühren und zu verbinden vermag.

Hazel Brugger überrascht – das Trio überzeugt

Die Moderation lag in den Händen von Hazel Brugger, Sandra Studer und Michelle Hunziker. Und während Hunziker routiniert, wenn auch etwas skriptfixiert agierte, und Studer als Showprofi glänzte, war es Hazel Brugger, die mit ihrem frischen, ironischen Stil für neue Akzente sorgte.

Nicht jede Pointe zündete, aber ihre Art der Nahbarkeit funktionierte überraschend gut im Setting einer TV-Grossproduktion. Die Mischung aus Coolness, Leichtigkeit und Showerfahrung des Trios sorgte für eine glaubwürdige, moderne Gesamtwirkung.

Basel war gut, Céline nicht, Sandra und Hazel waren gut, Michelle unnötig, Joggeli cool, Demos nicht – 20-Minuten-User

Medienmarken und Momentum

Auch Schweizer Medienhäuser nutzten das ESC-Momentum: 20 Minuten setzte mit Sonderausgaben, Liveberichterstattung und Bühnenaktionen auf Sichtbarkeit und Reichweite. Werbemarken wie Nivea oder Vaudoise dockten mit Sonderformaten an – ein Paradebeispiel, wie sich Entertainment, Medienpräsenz und Markenkommunikation verbinden lassen.

Musik, Jury und die Schweizer Nullnummer

Musikalisch war der ESC 2025 kein Jahrgang für die Geschichtsbücher. Doch Zoë Më, die Schweizer Vertreterin, überzeugte mit einer klassischen, bewusst ruhig gehaltenen Ballade – und wurde von der Jury auf Platz zwei gewählt. Dass das Publikum ihr null Punkte gab, war bitter – aber vielleicht auch Ausdruck einer Show, die wieder stärker zur Musik zurückfand, anstatt ins Spektakel zu flüchten.

Die Schweiz hatte das Gefühl mit einem Schlaflied gewinnen zu können. Die lernen es einfach nicht – 20-Minuten-Userin.

Den Sieg holte Österreichs JJ mit einem Drama-Track zwischen Oper und Club, inszeniert als Sturmfahrt auf hoher See. Auch das: grosses Kino.

Das Fazit: Der ESC 2025 war eine Gemeinschaftsleistung – von Stadt, Sender, Künstler:innen und Publikum. Basel setzte sich als urbane Bühne in Szene, die SRG überzeugte mit technischer Brillanz, und die Schweiz zeigte, wie Kultur, Medien und Marke ineinandergreifen können. Vielleicht nicht die beste Musikshow – aber eine, die in Erinnerung bleibt. «Cinema, Cinema» eben.

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