Zürcher Gemeinderat ist für Einschränkungen in der Aussenwerbung

Der Branchenverband KS/CS Kommunikation Schweiz warnt vor den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der geplanten Werbeeinschränkungen in Zürich. Nachdem der Stadtrat ein generelles Werbeverbot abgelehnt hatte, sprach sich der Gemeinderat nun für eine abgeschwächte Version der SP aus – mit potenziell weitreichenden Konsequenzen für Kultur, Wirtschaft und politische Akteur:innen.

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(Archivbild)

Die Diskussion um Aussenwerbung in der Stadt Zürich geht in die nächste Runde: Die ursprünglich von der Alternativen Liste (AL) eingereichte Motion forderte ein umfassendes Verbot kommerzieller Plakatwerbung – nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch auf Privatgrund, sofern dieser öffentlich einsehbar ist. Betroffen wären damit nicht nur klassische Werbeflächen an Bahnhöfen, in Trams und Bussen oder auf öffentlichen Fahrzeugen, sondern auch digitale Werbeträger an Gebäuden. Der Zürcher Stadtrat lehnte die Motion im vergangenen Jahr mit der Begründung ab, dass sie einen erheblichen Eingriff in die lokale Wirtschaft darstelle und Werbeeinnahmen von jährlich rund 28 Millionen Franken gefährden könnte.

Nun hat der Gemeinderat mit knapper Mehrheit eine abgeschwächte Version der SP-Fraktion angenommen: 58 Stimmen sprachen sich für die Änderung aus, 57 dagegen, Enthaltungen gab es keine. Obwohl das neue Modell weniger restriktiv ist als das ursprüngliche Werbeverbot der AL, bleibt die Werbebranche besorgt.

KS/CS warnt vor negativen Folgen

In einer Mitteilung reagiert KS/CS Kommunikation Schweiz kritisch auf den Entscheid. Der Verband betont die Bedeutung der Aussenwerbung als Kommunikationskanal für die lokale Wirtschaft, Kulturschaffende, politische Akteur:innen und Non-Profit-Organisationen. Er warnt zudem davor, dass eine Einschränkung der Plakatwerbung die bereits starke Abwanderung von Werbegeldern in digitale Kanäle und internationale Tech-Plattformen weiter beschleunigen könnte.

Jürg Bachmann, Präsident von KS/CS, äussert sich deutlich: «Die geforderte weitgehende Einschränkung der Aussenwerbung in der Stadt Zürich würde Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik schwächen. Insbesondere würde es die Entscheidungsfreiheit der Konsumentinnen und Konsumenten beeinträchtigen, denn Werbung ist Information.» Zudem weist KS/CS darauf hin, dass Aussenwerbung im Vergleich zu digitalen Kanälen zu den CO2-effizientesten Werbemedien gehört.

LSA zeigt sich enttäuscht

Neben KS/CS Kommunikation Schweiz kritisiert auch Leading Swsiss Agencies LSA den Entscheid des Zürcher Gemeinderats. Der Verband der führenden Schweizer Kommunikationsagenturen warnt vor den negativen wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen der geplanten Einschränkungen. «Die Aussenwerbung ist ein essenzieller Bestandteil des städtischen Lebens in Zürich. Ein Verbot hat weitreichende negative Folgen: Es entzieht der Stadt erhebliche Einnahmen, schwächt die Wirtschaft und schränkt insbesondere KMU in ihrer Kommunikation ein», sagt LSA-Präsident Andreas Hugi. Zudem würde die Massnahme die Bewerbung kultureller Veranstaltungen erschweren, da Plakate ein wichtiger Informationskanal seien. LSA fordert daher eine faktenbasierte Auseinandersetzung mit dem Thema und eine Lösung, die wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Interessen gleichermassen berücksichtigt.

Wie geht es weiter?

Der Zürcher Stadtrat ist nun verpflichtet, innerhalb der nächsten zwei Jahre einen Gesetzesentwurf zu erarbeiten. KS/CS hat bereits angekündigt, den weiteren Verlauf kritisch zu begleiten und sich für eine wirtschaftsfreundliche Umsetzung einzusetzen. Die Debatte um die Zukunft der Aussenwerbung in Zürich dürfte also noch länger andauern.


Im November lud KS/CS ins Razzia, um über die geplanten Einschränkungen der Aussenwerbung zu diskutieren. Hier geht es zu den Insights.

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