«P» leistet sich weiter Webwerbung

Dank Erfolg bei Printinseraten steckt PubliGroupe Onlineflops weg

Dank Erfolg bei Printinseraten steckt PubliGroupe Onlineflops wegVon Christophe BüchiDie PubliGroupe («P») lässt sich vom Einbruch der E-Economy nicht beirren und hält an ihrer Internetstrategie fest. Und das Inserategeschäft läuft wie geschmiert. Die Aussichten für das laufende Jahr sind ausgezeichnet, erklärt «P»-Chef Jean-Jacques Zaugg.
Es kommt bekanntlich vor, dass die alte Generation der jungen unter die Arme greifen und aus der Patsche helfen muss. Und es ist halt so, dass die vor kurzem noch in den Himmel gejubelte New Economy neuerdings von der Old Economy gestützt werden muss. Auch bei der PubliGroupe verhält es sich ganz ähnlich. Da ist es das alte Geschäft mit den Presseinseraten, das zu glänzenden Gewinnen führt, die dann erlauben, Rückschläge beim Onlinesektor wegzustecken.
Zwar hat sich die Gruppe zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2004 die Hälfte ihres Betriebsgewinns ausserhalb ihres Stammgeschäfts, des Schweizer Pressemarkts, zu erzielen. Aber die im Sektor PubliPresse zusammengefassten Aktivitäten trugen letztes Jahr immer noch 326 Millionen Franken zum Konzernbruttogewinn (569 Millionen Franken) und stattliche 1,98 Milliarden Franken zum Konzernumsatz (2,7 Milliarden Franken) bei.
Auch wenn im Bereich PubliOnline der Umsatz von 105 Millionen Franken fast verdreifacht und der Gewinn nahezu vervierfacht worden ist, bleibt doch festzuhalten, dass dieser Anstieg nur dank Akquisitionen möglich gewesen war, die auf der Passivseite erhebliche Kosten bewirkten. Zu den neuen Töchtern zählt die New Yorker Beratungsfirma Panoramic Communications, aber auch die letztes Jahr übernommene Real Media Inc., die noch einige Probleme bereitete.
Real Media hob ab – und kam nochmals auf die Welt
Das Nettobetriebsergebnis der Gruppe ging um 40 Prozent auf 51Millionen Franken zurück. Schwer ins Gewicht fallen dabei rund 74 Millionen Franken, die wesentlich für die Restrukturierung der Onlinefirma Real Media nötig wurden, bei der die PubliGroupe letztes Jahr die Mehrheit übernahm. Laut Zaugg musste sie im Jahr 2000 drastisch saniert werden, nachdem sie zuvor eine forcierte Wachstumsstrategie verfolgt hatte: «In der Phase der New-Economy-Euphorie dachten die Firmen nur daran, Marktanteile zu gewinnen, statt an die Rentabilität zu denken.» Zaugg betont aber, dass die PubliGroupe in jener Phase noch nicht die Kontrolle über die Real Media Inc. ausgeübt habe.
Das beste Printmedienergebnis seit zehn Jahren
Der «P»-Chef versichert, die PubliGroupe habe seit Mitte letzten Jahres Ordnung geschaffen und glaube, gegen Ende dieses Jahrs bei Real Media das finanzielle Gleichgewicht herzustellen. Unsere Frage, ob die PubliGroupe heute ihre neue Tochterfirma faktisch kontrolliere, bejaht Zaugg. Die PubliGroupe belegt heute drei von fünf Verwaltungsratssitzen und stellt mit Walter Annasohn auch den Präsidenten von Real Media Inc. Allerdings zeichnet der frühere amerikanische Mehrheitsbesitzer Dave Morgan nach wie vor als Kopräsident, in Wirklichkeit scheint er aber höchstens noch als Kopilot zu fungieren.
Hat der Sturzflug bei Real Media schwer zu Buch geschlagen, so hat die Medaille auch eine positive Seite: Das Ergebnis der traditionellen Geschäftsbereiche hat sich stark verbessert. Besonders positiv hat sich dabei die – von gewissen Werbe-Auguren dem Tod geweihte – Printmedienwerbung entwickelt. «Wir hatten im traditionellen Inserategeschäft in der Schweiz das beste Ergebnis seit zehn Jahren», frohlockt der für die Printmedien zuständige Direktor Ernst Grab. Und dabei sind es nicht nur die Stellenanzeigen, die boomen. Auch bei der kommerziellen Werbung sind hohe Zuwachszahlen zu verzeichnen (9,8 Prozent). Und weil das alte Stammgeschäft blüht, kann die «P» die anderweitigen Probleme ohne starkes Bauchgrimmen «verdauen».
Pendlerzeitungen tangieren
Inserategeschäft kaum
Das PubliGroupe-Management glaubt weiterhin ans Internet als Werbeträger und will an der Onlinestrategie festhalten, bezweifelt aber, dass das klassische Inserategeschäft erheblich darunter leiden wird. Auf die Frage, ob neue Printmedien wie die Pendlerzeitungen nicht den traditionellen Verlegern – und damit auch der PubliGroupe – Sorgen bereiten, gibt sich Ernst Grab ganz gelassen: «Die Pendlerzeitungen haben zwar die Verkaufszahlen gewisser Zeitungen belastet, aber im Inserategeschäft fallen sie kaum ins Gewicht.» Und: «Es ist gar nicht sicher, dass es in zwei Jahren noch zwei Pendlerzeitungen in der deutschen Schweiz haben wird. Vielleicht haben deren Aktionäre einmal genug, defizitäre Zeitungen zu finanzieren.»

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