Studie von Link: So denkt die Schweiz über den Ukraine-Krieg
Rund die Hälfte der Schweizer Bevölkerung ist sehr besorgt über den Ukraine-Russland-Krieg. Sie fordert ein klares Bekenntnis zur Ukraine. Je jünger die Befragten, desto eher lehnen sie Sanktionen mit Konsequenzen für die Schweiz ab. Dies zeigt eine Studie des Markt- und Sozialforschungsinstitutes Link.
Aus aktuellem Anlass hat LINK vom 17. bis 21. März 2022 eine repräsentative Umfrage unter der Schweizer Bevölkerung zum Krieg in der Ukraine durchgeführt. Die Ergebnisse zeichnen ein genaues Bild davon, wie Schweizerinnen und Schweizer die aktuelle Situation einschätzen und was sie über verschiedene Aspekte denken, unter anderem über die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine oder über mögliche Veränderungen in ihrem eigenen Alltag.
Drei von vier Schweizer*innen verfolgen die Berichterstattung über den russischen Einmarsch in die Ukraine etwas (41 Prozent) bis sehr intensiv (35 Prozent). Je älter die Generation, desto stärker werden die Nachrichten zum Thema verfolgt – während bei 15-29-Jährigen knapp ein Viertel die Berichterstattung intensiv rezipiert, ist es bei den 60-79-Jährigen über die Hälfte.
Gleichzeitig ist die jüngste befragte Generation am zuversichtlichsten, dass sich der russische Angriff auf die Ukraine kaum oder überhaupt nicht negativ auf ihre persönliche finanzielle Situation auswirken wird (44 Prozent). Die älteren Generationen sind diesbezüglich deutlich weniger optimistisch. Besorgt über die aktuelle Situation zwischen der Ukraine und Russland ist jedoch eine Mehrheit jeder Altersgruppe, die Hälfte der Bevölkerung sogar sehr. Besonders die Möglichkeit, dass Russland Chemie- (85 Prozent) oder Atomwaffen (79 Prozent) einsetzt, ruft in der Schweiz Sorge hervor.
Schweizer Bevölkerung befürwortet Sanktionen gegen Russland und spricht sich für mögliche weitere aus
LINK wollte wissen, wie Schweizerinnen und Schweizer die aktuell umgesetzten Sanktionen des Bundesrates u.a. gegen Russland beurteilen und was sie über mögliche weitere Sanktionen denken. Generell stimmt eine Mehrheit der Bevölkerung den Aktionen des Bundesrates zu und findet, dass die gesprochenen Sanktionen in etwa richtig sind. Lediglich die Einschränkungen bei Visa-Erleichterungen für Russinnen und Russen befürworten nur 48 Prozent – knapp einem Viertel der Befragten gehen diese zu weit, gleichzeitig gehen sie einem Fünftel nicht weit genug.
Viele mögliche weitere Sanktionen gegen Russland werden von der Schweizer Bevölkerung befürwortet. Beispielsweise fänden über die Hälfte von ihnen Exportkontrollen für Hightech-Produkte und Software an Russland richtig, für ein Viertel könnten diese sogar noch weiter gehen. Sehr ähnlich sieht es beispielsweise beim Einfrieren sämtlicher in der Schweiz vorhandenen Vermögenswerte hochrangiger Russen aus. Jedoch spricht sich auch ein Viertel gegen den Entzug der Aufenthaltsgenehmigung für russische Personen, die der russischen Regierung nahestehen und in der Schweiz leben, aus. Ebenfalls unbeliebt wäre eine Aufstockung des Schweizer Verteidigungsetats zur Abschreckung – 40 Prozent sprechen sich dagegen aus. Auffallend ist, dass ältere Generationen den aufgezählten möglichen weiteren Sanktionen mehr zustimmen oder diese sogar als nicht stark genug einstufen, als die jüngste befragte Generation (15-29 Jahre).
Schweizer*innen unterstützen Massnahmen zur Unterstützung ukrainischer Geflüchteten – ältere mehr als junge
Über 3.5 Millionen Menschen wurden bereits zur Flucht gezwungen, in der Schweiz wurden bisher 12’000 Ukrainer/innen registriert (Stand 22. März 2022). Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, zu wissen, wie die Schweizer Bevölkerung verschiedenen Massnahmen zur Unterstützung der geflüchteten Personen aus der Ukraine gegenübersteht. 71 Prozent befürworten ein Schweizer Programm, um einige ukrainische Geflüchtete, die vor der russischen Invasion fliehen mussten, hier anzusiedeln. Von diesen Befürworter/innen würden die meisten (46 Prozent) einige Zehntausend Menschen in die Schweiz aufnehmen. Generell ist eine deutliche Mehrheit (78 Prozent) der Bevölkerung der Meinung, dass die Schweiz eine moralische Verpflichtung hat, aus der Ukraine geflüchteten Personen Asyl zu gewähren.