«Ich möchte die Single minded idea vermehrt und härter durchziehen»

Mark Stahel, kreativer Gesamtleiter, über die Umstellungen bei Lowe Lintas GGK

Mark Stahel, kreativer Gesamtleiter, über die Umstellungen bei Lowe Lintas GGKNicht lange nach der Fusion von Lowe und Lintas übergab Martin Denecke seine CEO-Funktion Kurt Schmid, und Mark Stahel übernahm die kreative Gesamtleitung der Agentur. Ferner wurde Peter Bächtiger als neues Mitglied in die Geschäftsleitung bestellt. Doch alles soll beim Alten bleiben, ist Mark Stahel überzeugt.Wie haben Ihre Kunden auf Martin Deneckes Rücktritt reagiert?
Mark Stahel: Die Kunden haben mit der Um- und teilweisen Neubesetzung unserer Agenturleitung absolut kein Problem. Martin Denecke ist ja nicht eigentlich zurückgetreten, sondern will sich lediglich vermehrt auf seine Tätigkeit im Verwaltungsrat und die Kundenpflege konzentrieren. Bei Möbel Pfister und Rivella etwa ist er nach wie vor stark involviert. Martin Denecke bleibt auf diesen Etats auch Creative Director. Key Positions, die er innehatte, behält er bei.
Weshalb tritt er kürzer?
Stahel: Martin Denecke holte mich 1990 zu GGK Basel, nachdem Reini Weber dort ausgestiegen war. In diesen elf Jahren hat er die Agentur dahin geführt, wo wir heute stehen. Es ist verständlich, dass er nun einen Gang zurückschalten will.
Welche hierarchischen Gewichtsverlagerungen ergaben sich?
Stahel: Die neue Geschäftsleitung besteht wiederum aus vier Partnern, von denen jeder Führungsverantwortung übernimmt. Mit Kurt Schmid haben wir einen neuen CEO, der seine Interessen durchzusetzen versteht. Daniel Keller, der die Funktion eines Agency Managers bekleidet, ist ein hervorragender Berater, Peter Bächtiger managt die Finanzen, und ich trage die kreative Gesamtverantwortung. Bin ich abwesend, ist Alfi Burkhard verantwortlich. Er arbeitet seit über 20 Jahren bei GGK, Lowe|GGK und Lowe Lintas GGK.
Wie wirkte sich die Fusion von Lowe und Lintas auf die Stimmung in der Agentur aus?
Stahel: Es kam nie das Gefühl auf, es herrsche nun ein neuer Herr im Haus. Die operative Federführung liegt auch inskünftig bei Lowe: Wir bieten unsere gewohnt hohe Qualität, die auf einer fundierten strategischen Idee und Beratung beruht. Lowe bringt in diese Verbindung die kreative Power ein. In England wurde sie eben zur Agentur des Jahres gewählt. Lintas verfügt über eher beraterisches Know-how. Lediglich anfänglich schien es sich intern als kleiner Nachteil abzuzeichnen, dass der Name Lintas in der Schweiz kein gutes kreatives Image hat.
Fühlen Sie sich bisweilen überfordert?
Stahel: Nein. Die Gesamtverantwortung ist für mich ja nicht ganz neu. Ich hatte bereits mit sämtlichen Leuten der Kreation sehr nahen Kontakt. Dass wir mit uns reden lassen, ist zwar etwas, das uns auszeichnet, es gibt aber einen Punkt, an dem man sich im Sinn der Sache auf keine Kompromisse mehr einlassen sollte. Ich möchte die Single minded idea vermehrt und härter durchziehen.
Lowe Lintas GGK belegt im Kreativranking der Schweizer Agenturen Rang acht. Weshalb sind Sie nicht weiter vorne platziert?
Stahel: Mit dieser Platzierung bin ich unzufrieden. Platz drei, zwei oder eins ist das Ziel. Eine Verbesserung unserer Platzierung im Kreativranking strebe ich jedoch weniger durch Auszeichnungen an, die wir mit starken Sujets für kleine schräge Snowboardläden in Tiefenbrunnen gewinnen wollen, sondern ich will dieses Vorhaben mit unseren grossen Kunden realisieren. Ich bin ein Kreativer – wenn wir beim ADC keine Preise mehr holen, kann ich ebenso gut als Kellner arbeiten gehen.
Kunden wie zum Beispiel Credit Suisse und Sunrise ist man umsichtig zu betreuen bemüht. Wie schätzen Sie die Gefahr ein, eine Berateragentur zu werden?
Stahel: Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, Werbung zu kreieren, die auf einer tragenden Idee beruht. Gerade bei Kunden wie Credit Suisse oder Sunrise kann man nur mit einer strategisch fundierten Arbeit etwas ausrichten. Wir haben gelernt, dass man mit so genannten richtigen Kampagnen in der Regel zwar leider keine ADC-Preise gewinnt, aber dennoch äusserst erfolgreich sein kann.
Springt Sunrise nach der Fusion mit Diax bei Ihnen ab?
Stahel: Das hoffe ich nicht, sondern vielmehr, dass unser Know-how weiterhin gefragt sein wird. Selbstverständlich freuen wir uns, dass der Name Sunrise das Rennen gemacht hat. Wir sind gespannt darauf, was in der Kommunikationsabteilung von Sunrise in den nächsten Wochen entschieden wird.
Interview: Ernst Weber

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