Frauen chatten lieber

Eine Studie der Uni St. Gallen hat Nutzungmotive der Schweizer Webuser untersucht

Eine Studie der Uni St. Gallen hat Nutzungmotive der Schweizer Webuser untersuchtVon Clemens HörlerFrauen nutzen das Internet anders als Männer. Ein Grund dafür ist, dass sie im Schnitt weniger Erfahrung besitzen als Männer. Abgesehen davon: Für Frauen ist Kommunikation als Nutzungsmotiv viel wichtiger als für Männer.
Für Frauen ist die Kommunikation mit anderen Menschen ein Hauptmotiv der Internetnutzung. Für Männer ist die Beschaffung von Produkteinformationen von grösster Bedeutung. Auch bei anderen Anwendungen unterscheiden sich weibliche und männliche Internauten erheblich voneinander: Weiterbildung, Forschung, Nachrichten lesen, das Web als tägliches Arbeitsinstrument und E-Commerce haben für Internetbenützer eine deutlich höhere Bedeutung als für Internetbenützerinnen.
Zu diesem Schluss kommt die Studie Internetnutzung Schweiz 2001 des Gottlieb-Duttweiler-Lehrstuhls für internationales Handelsmanagement am Institut für Marketing und Handel der Universität St. Gallen. Die Studie hat nicht nur die unterschiedliche Internetnutzung von Männern und Frauen verglichen, sondern auch junge und ältere Nutzer sowie Fun- und Professional-User.
Männer sind fleissigere Onlineshopper
Die divergierenden Ergebnisse können teilweise mit der ungleich längeren Interneterfahrung erklärt werden. Frauen sind durchschnittlich seit 2,33 Jahren online, Männer hingegen 2,91 Jahre. Mehrere Studien haben zudem nachgewiesen, dass vor allem erfahrene User online einkaufen. Darum erstaunt es nicht, dass Männer beim Interneteinkauf mehr Geld ausgeben als Frauen.
Alle Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit diesem Argument erklären zu wollen, ist aber sicher falsch. Gerade die Wichtigkeit der Kommunikation, die das Internet vor allem für die Nutzerinnen hat, ist nicht einfach als Anfängermerkmal abzutun.
Ein Beispiel für die unterschiedliche Nutzung des Internets durch Männer und Frauen sind auch die Brands, an denen sie sich orientieren. Gefragt nach zwei regelmässig besuchten Websites nannten Frauen viel häufiger Mailanbieter als Männer:
10,3 Prozent aller befragten Frauen gaben Hotmail an, gegenüber nur 3,3 Prozent bei den Männern.
Grosse Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab es auch bei GMX (Frauen: 5,4 Prozent, Männer 2,7 Prozent) und Caramail (Frauen 4,2 Prozent, Männer 1,7 Prozent). Dass 2,3 Prozent der Frauen Swisstalk als häufig besuchte Website nannten, ist ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung des Internets als Kommunikationsmedium für die Frauen. Bei Männern wurde die Chatplattform nur von 0,9 Prozent der Befragten genannt.
Männer messen dafür Finanzplattformen eine viel grössere Bedeutung zu als Frauen: 2,4 Prozent nannten UBS und 1,8 Prozent Swissquote als häufig angeklickte Site, während es bei den Frauen nur 1,3 Prozent beziehungsweise 0,4 Prozent waren.
Die Top Sieben der regelmässig besuchten Sites bei den Männern sind Yahoo, Altavista, Bluewin, Hotmail, GMX, UBS und Swiss“ bei den Frauen sind es Yahoo, Hotmail, Altavista, Bluewin, GMX, Caramail und Search.ch. Die Rangliste ist nicht repräsentativ für den tatsächlichen Traffic auf den Sites. Thomas Rudolph, Professor am Gottlieb-Duttweiler-Lehrstuhl, betonte, es handle sich bei den Resultaten vielmehr um eine subjektive Aussage, die vor allem über die Brand-Awareness und die persönliche Relevanz der betreffenden Website Aufschluss gebe.
Trotz des Bedürfnisses nach Kommunikation: Frauen schätzen es stärker als Männer, im Web anonym zu bleiben, und wären weniger bereit, ihre Profile an Firmen zu verkaufen. Auch Männer sind noch keine Surfexhibitionisten: Der überwiegende Teil der männlichen User schätzt es, im Internet anonym zu bleiben. Das Weitergeben von Profilen an interessierte Firmen lehnt die Mehrheit der Männer und Frauen ab, auch wenn dies den betreffenden Unternehmen erlauben würde, sie gezielter zu bedienen und ihr Angebot zu verbessern.
Aufbau der studie

Die Studie Internetnutzung Schweiz 2001 (Download als pdf-Datei unter gd-lehrstuhl. imh.unisg.ch) basiert auf 1358 Passantenbefragungen, die Mitte bis Ende September in 13 Schweizer Städten durchgeführt worden sind. Die Untersuchung, die nur Internetnutzer berücksichtigt, basiert auf einem ausgeglichenen Verhältnis von Schülern und Angestellten und einer ausgewogenen Altersstruktur. Zentrales Element der Studie sind Internetnutzungsmotive und E-Commerce.
Hauptsächliche Nutzung des Internets Mittelwertvergleich: Geschlecht

Ich nutze das Internet, Mittelwert um…

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