Die kultivierte Provokation

AY&R wirbt für die SonntagsZeitung mit Menschen, die diese Zeitung nicht lesen

AY&R wirbt für die SonntagsZeitung mit Menschen, die diese Zeitung nicht lesenHöflichkeit sei der Versuch, die anderen so zu sehen, wie sie nicht sind, behauptete einmal der deutsche Bonvivant und Charakterdarsteller Victor de Kowa. Aber falsche Rücksichtnahme war noch nie Sache der SonntagsZeitung. Im Gegenteil, sie nimmt für sich in Anspruch, die Sachen beim Namen zu nennen. Folglich durfte auch die neuste Werbekampagne für das TA-Media-Produkt nicht zahm sein, sondern musste Ecken und Kanten aufweisen. Die hat sie in der Tat auch, wenngleich sie, an ihren Vorläufern gemessen, ziemlich gut gepolstert sind. Die Gefahr, dass dem bald an der Börse gehandelten Unternehmen wegen seiner werblichen Blutgrätschen Ehrverletzungsklagen ins Haus stehen, hat das Kreativteam von Advico Young & Rubicam wohlweislich reduziert, ohne seinen Hang zur Provokation vollständig aufzugeben. Die Werbebotschaft fokussiert nicht mehr auf die Inhalte des Blattes, sondern, und das ist das Unübliche daran, auf seine Nichtleser. Auf die, die am Sonntag vermeintlich Besseres zu tun haben, als auf dem Laufenden zu bleiben. Seite 10

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