Der TV-Konsum ist am Limit

Die SRG-Sender haben laut Forschungsdienst im Jahr 2000 in allen Landesteilen Marktanteile eingebüsst

Die SRG-Sender haben laut Forschungsdienst im Jahr 2000 in allen Landesteilen Marktanteile eingebüsstVon Daniel SchifferleTrotz ständig weiter wachsenden Programmangebots haben die Schweizer Zuschauer im Jahr 2000 ihren TV-Konsum nicht mehr erhöht. Die SRG-Sender bekamen das mit Marktanteilsverlusten in allen drei Landesteilen zu spüren. Auch bei den grossen Lokal-TVs gings nach jahrelangem Aufwärtstrend jetzt erstmals in den Krebsgang.
In den vorangehenden Jahren hatte die TV-Nutzung in der Schweiz immerhin noch in Fünf-Minuten-Schritten zugenommen. Doch im Jahr 2000 ist nun auch noch dieses geringe Wachstum fast auf Null geschrumpft. In der Deutschschweiz wurde genau gleich viel ferngesehen wie im vorangehenden Jahr, nämlich im Durchschnitt total 137 Minuten pro Tag. In der italienischen Schweiz war die Situation mit 171 Minuten (1999: 170 Minuten) so gut wie stabil. Und die nach den Tessinern fleissigsten Fernsehzuschauer der Schweiz, die Romands, haben mit einer durchschnittlichen täglichen Sehdauer von 159 Minuten (1999: 161) sogar weniger lang in die Röhre geguckt als im Jahr zuvor.
In ganz ähnlichem Verhältnis wie die Gesamtnutzungszeit ging ebenfalls die Zuwendung zu den SRG-Programmen zurück: In der Deutschschweiz auf 45 Minuten (1999: 46), in der Romandie auf 55 Minuten (58) und im Tessin auf 58 Minuten (61). Dabei ist es vor allem älteren Zuschauern und ihrem stark überdurchschnittlichen Fernsehkonsum zu verdanken, dass die Werte nicht noch tiefer sind.
Dies zeigt ein Vergleich zwischen der Altersgruppe der 3- bis 14-Jährigen und den über 65-Jährigen. Während die Kids in der Deutschschweiz im Mittel 87 Minuten vor dem Fernseher sitzen, bringen es die Senioren auf 208 Minuten. In der Romandie ist das Verhältnis mit 101 Minuten gegenüber 251 Minuten ganz ähnlich. Im Tessin hingegen klafft die durchschnittliche Sehdauer der jüngsten und der ältesten Zielgruppe noch dramatischer auseinander: Nur 91 Minuten verbringen die Kids hier vor dem Fernseher, während die über 65-jährigen Ticinesi mit 266 Minuten den Schweizer Rekord vor dem Bildschirm halten.
SRG-Sender in allen drei
Landesteilen im Krebsgang
Angesichts der stagnierenden TV-Nutzungszeit, die sich zudem auf immer mehr Programme verteilt, ist es logisch, dass die einzelnen Sender ihre Marktanteile nicht auf dem Niveau des Vorjahres zu halten vermochten. Sowohl im Ganztagesschnitt als auch in der Primetime (18 bis 23 Uhr) mussten alle SRG-Sender im vergangenen Jahr Verluste hinnehmen (siehe Grafik).
Für SF DRS (SF 1 und SF 2) ging der Marktanteil in der Primetime gegenüber 1999 um 1,1 Punkte auf 41,1 Prozent zurück, das Westschweizer Fernsehen TSR (TSR 1 und TSR 2) verlor 0,5 Punkte und landete bei 37,7 Prozent. Noch markanter bergab gings bei TSI (TSI 1 und TSI 2), nämlich um ganze 1,5 Punkte auf neu 38,2 Prozent Marktanteil.
Verlierer waren aber nicht nur die SRG-Programme, auch diverse ausländische Anbieter mussten Marktanteile abgeben. In der Deutschschweiz waren die meisten grösseren deutschen Sender leicht im Krebsgang. Einzig RTL konnte sich um 0,2 Marktanteilspunkte verbessern, während das ZDF sich immerhin auf dem vorjährigen Niveau halten konnte. Tele 24 stagnierte mit 2,6 Prozent Marktanteil auf dem Vorjahresresultat. TV 3, für das erstmals für ein ganzes Jahr Zuschauerzahlen vorliegen, erreichte 3,5 Prozent Marktanteil.
TeleZüri und TeleBärn haben etwas Publikum verloren
Von den diversen Regional-TV-Stationen in der Schweiz konnten die meisten im vergangenen Jahr ihr Publikum weiter ausbauen, wenn auch nur in kleinen Schritten. In der Deutschschweiz konnte TeleTell die Tagesreichweite um 6000 Zuschauer auf 80000 ausbauen, TeleBasel legte um 9000 auf 79000 zu, und Tele M1 verbesserte sich immerhin noch um 4000 auf 157000 Zuschauer.
Die beiden grössten Deutschschweizer Lokalfernsehsender allerdings, TeleZüri und TeleBärn, mussten erstmals in ihrer Geschichte leicht Publikum abgeben. Dabei war der Verlust von rund 10000 Zuschauern bei TeleBärn (neue Tagesreichweite: 216000 Zuschauer) noch deutlicher als bei TeleZüri, das lediglich 4000 Zuschauer einbüsste (neu: 452000 Zuschauer).
Auch für die übrigen Deutschschweizer Lokal-TVs gibt es bereits Zahlen, allerdings erst für kürzere Zeitabschnitte, so dass Vergleiche mit dem Vorjahr nicht möglich sind. Das Solothurner Intro-TV erzielte eine Tagesreichweite von 43000 Personen. TeleTop erreichte im vierten Quartal 2000 im Schnitt täglich 51000 Personen. Für dessen Konkurrenten TeleOstschweiz, das ebenfalls erst gegen Jahresende mitgemessen wurde, ermittelte Telecontrol mit 47000 nur gering weniger Zuschauer.
Ebenfalls keine berauschende Entwicklung gelang den Regional-TV-Stationen in den beiden anderen Landesteilen. Das Westschweizer Léman Bleu stagnierte bei 28000 Zuschauern, während das TV Région Lausannoise (TVRL) immerhin um 2000 Zuschauer auf 21000 zulegen konnte. In der Südschweiz erreichte TeleTicino rund 48000 Personen. Allerdings ist dieser Kanal ein Spezialfall unter den Schweizer Lokalfernsehsendern: Er ist für das gesamte Kantonsgebiet des Tessins konzessioniert, während die Sender in der Deutschschweiz und in der Romandie jeweils nur einen geografisch begrenzten Teil des entsprechenden Sprachraumes abdecken.

Weitere Artikel zum Thema