Rod Kommunikation: 15 Fragen zum 15-Jahre-Jubiläum

Die Agentur Rod Kommunikation feiert ihren fünfzehnten Geburtstag: Werbewoche.ch hat die Partner Regula Bührer Fecker und David Schärer sowie Geschäftsführer Pablo Koerfer zum Jubiläums-Interview getroffen und 15 Fragen gestellt – eine für jedes Jahr Agentur-Arbeit.

Rod Kommunikation
Rod feiert Jubiläum: Regula Bührer Fecker, David Schärer und Pablo Koerfer blicken gemeinsam mit Werbewoche.ch auf 15 Jahre zurück.

1. Happy Birthday! Dafür, dass Rod als Agentur schon den 15. Geburtstag feiert, sind Ihre Arbeiten bemerkenswert frisch geblieben. Welches «kreatives Geheimnis» steht dahinter?

Pablo Koerfer: Vielen Dank für die Blumen. Wir richten unsere Arbeiten seit Gründung konsequent auf die Zielgruppen aus. Weil die sich konstant verändern, bleiben vielleicht auch die Arbeiten frisch?

 

2. Schauen wir gemeinsam zurück: Wie erinnern Sie sich an die Anfänge von Rod – war das eine gute, wilde, vor allem herausfordernde Zeit? Woran denken Sie besonders häufig zurück?

Regula Bührer Fecker: Es war eine sehr gute Zeit. Wir waren eine kleine, eingeschweisste Truppe, haben viel gearbeitet, viel gelacht und fast jeden Mittag im Bederhof, der Beiz bei uns um die Ecke, zusammen gegessen. Ikea, Sanitas und 20 Minuten waren unsere Startkunden und haben uns von Beginn weg mächtig auf Trab gehalten. Ohne sie und ihr Vertrauen in uns gäbe es Rod wohl heute nicht.

 

3. Regula Bührer Fecker wurde mit Rod zwei Mal, David Schärer bereits ein Mal «Werber:in des Jahres». Hat Rod eine Kultur, welche die Agentur zur WdJ-Schmiede macht?

Koerfer: Regi als Vollblut-Strategin und David als PR-Spezialist sind beides nicht die klassischen «Werber des Jahres». Vor ihnen wurden meist Kreative oder Agentur-Manager ausgezeichnet. Die Tatsache, dass Regi und David als Spezialisten ausgezeichnet wurden, beweist, wie relevant in den letzten Jahren die Werbestrategie und PR / Amplification wurden.

 

4. Als Sie sich 2019 mit Farner zusammengeschlossen haben, ging ein Raunen durch die Schweizer Kommunikationsbranche: Manche fürchteten die kombinierte Kompetenz, andere beklagten eine zunehmende Konsolidierung des Marktes. Wie sind Ihnen die drei Jahre seit Beginn der «Partnerschaft in Unabhängigkeit» mit Farner bekommen?

Koerfer: Wir hatten gar nicht so viel Zeit, uns mit uns selbst zu beschäftigen, denn kurz nach dem Zusammenschluss kam Corona, das BAG-Corona-Mandat und damit kommunikativ die grösste Herausforderung, die wir je zu erledigen hatten. Wir konnten auf viele Spezialist:innen von Farner auf Kundenprojekten zugreifen – das macht das Leben leichter. Unsere eigene Identität, den Standort, die Kunden haben wir beibehalten und pflegen wir weiterhin.

 

5. Sie sind mittlerweile geschätzte Expert:innen für Kampagnen in Krisenzeiten: Für das BAG sensibilisierten Sie die Schweiz für Schutzmassnahmen und Covid-Regeln während der Pandemie. Welche «Key Learnings» haben Sie aus dieser Tätigkeit gezogen – und hat sich Ihre Agentur dadurch verändert?

David Schärer: Die Stimmung in der Bevölkerung änderte sich im Verlauf der Pandemie laufend. Wir mussten in Echtzeit Kampagnen entwickeln, die das aktuelle Kommunikationsbedürfnis der Menschen stillten. Diese Realtime-Kampagnenmache bewirkte, dass wir über Monate sehr eng mit dem BAG-Team zusammenarbeiteten, als «One Team». Dieses verzahnte Arbeiten war äusserst konstruktiv und lehrreich.

 

6. Viele Agenturen beklagen eine zunehmende Mutlosigkeit der Auftraggeber:innen. Das Paradoxon wurde mir kürzlich wie folgt geschildert: «Es soll ständig etwas ‚Neues‘ kreiert werden … das aber schon drei Mal funktioniert hat!». Beobachten Sie dieses Phänomen auch? Was kann man dagegen tun?

Schärer: Dieses Paradoxon erleben wir glücklicherweise selten. Wenn man wirklich etwas ganz Neues kreiert hat, braucht es aber einfach gute Argumente, damit sich der Kunde mit Innovationen und Experimenten wohlfühlt.

 

7. Wenn Sie einen Umstand, eine Tatsache, eine Gegebenheit innerhalb der schweizerischen Kommunikationsbranche nach Ihrem Gusto ändern könnten – was wäre das dann?

Fecker: Mein persönlicher Watchout ist, dass die Wertschätzung von Film- und Foto-Produktionen in der Schweiz seit längerem massiv leidet. Es ist normal geworden, dass für einen Bruchteil früherer Budgets heute das Mehrfache produziert werden muss. Und diese Bilder, Filme etc. dann in einer übersättigten Werbelandschaft herausstechen und bei visuell überreizten Menschen ankommen sollten. Diese Rechnung geht nicht auf. Ich glaube, hier wird zu oft am falschen Ort gespart, und das ist mittlerweile Usus geworden. Ich möchte das bitte nicht als Nostalgie-Gejammer verstanden haben, Exzellenz kriegt man einfach nicht zum Spartarif.

 

8. Der Talent-Markt in der Schweiz gilt als beinahe ausgetrocknet. Wie bringen Sie den Advertising-Nachwuchs dazu, vorhandene Fähigkeiten ausgerechnet für Rod einzusetzen?

Koerfer: «If you can’t take a joke, you can get out of my house» steht auf einem Plakat in meinem Büro. Wir haben eine spezielle und sehr aktive Teamkultur: Freundlich und freundschaftlich, damit fühlen sich viele Menschen sofort wohl bei Rod und bleiben lange.

 

9. Welche Voraussetzungen bringen die Kund:innen von Rod mit, mit denen die Zusammenarbeit am besten funktioniert?

Schärer: Es klingt vielleicht simpel, ist aber wahr: Die besten Kundenbeziehungen haben wir mit Kund:innen, die uns kreativ herausfordern und uns vertrauen, dass wir nur das Beste für sie und die Aufgabe wollen. Es darf kein Kampf und Krampf sein. Es soll herausfordern und Spass machen, das Beste abzuliefern.

 

10. Immer mehr kleine und mittlere Agenturen verschwinden vom Markt. Kann man ohne ein Netzwerk oder einen «grossen Partner» im Rücken überhaupt noch erfolgreich sein?

Koerfer: Der Markt ist schon lange in Bewegung und die Konsolidierung rund um drei, vier Agenturgruppen in der Schweiz fand schon lange statt. Wer die ganze Wertschöpfungskette abdecken will, braucht eine gewisse Grösse. Aber es gibt so viele Klein- und Kleinstagenturen, die ihre Kunden erfolgreich betreuen, dass man wohl sagen kann: Es hat Platz für beides.

 

11. Ist Schweizer Werbung international genug – und kann unser Land überhaupt der Ausgangspunkt für globale Kampagnen sein?

Fecker: Auf jeden Fall. Wir haben schlaue, kreative Menschen, können höchste Qualität bieten und wissen, wie man eine Idee über die Sprachgrenzen hinausdenkt. Das macht die Schweiz wettbewerbsfähig, wenn es um globale Kampagnen geht.

 

12. Wenn Sie sich die Arbeiten internationaler Kolleg:innen anschauen – bei Preisverleihungen, in Agentur-Ratings, in den Medien: Welche Idee der vergangenen Jahre hätten Sie richtig gerne selbst gehabt?

Schärer: Da gibt es nicht die eine Idee. Ich finde extrem spannend, dass Purpose-Driven-Marketing einen absoluten Moment erlebt. Dafür gibt es sehr viele kreative Beispiele, vor allem international. Weil wir diese Bewegung auch bei Rod verfolgen, finde ich diese Cases am spannendsten.

 

13. Die Cannes Lions fanden dieses Jahr zum ersten Mal wieder live statt; man glaubte aber, vor Ort eine gewisse «Fatigue» zu spüren. Wird sich die Einstellung der Branche zu Awards grundlegend verändern?

Schärer: Wir alle kommen müde aus einer Pandemie und werden schon wieder von der nächsten Herausforderung gefordert. Ich empfinde das ein wenig als eine emotionale Stop-and-Go-Situation. Dass das auch in Cannes spürbar wurde, finde ich verständlich. Nichts ist «normal» im Jahr 2022. Ich glaube nach wie vor, dass es wichtig ist, dass die Kreativwirtschaft zusammenkommt, um sich gegeneinander zu messen und voneinander zu lernen.

 

14. Angenommen, Sie dürften sich einen für die globale Expansion aussuchen: Welche Ländermärkte finden Sie gerade am spannendsten für die Kommunikationsbranche?

Koerfer: Mich interessiert Korea, weil das Digitalisierungslevel einfach beeindruckend ist. Vielleicht hat das Interesse aber auch mit dem Musikgeschmack meiner Töchter zu tun.

Schärer: Ich habe seit jeher ein Faible für gutes Design und bin fasziniert von Lissabon, San Sebastian, Biarritz und Bordeaux. Städte am Meer ziehen spannende Menschen an, das sorgt für kreativ faszinierende Biotope.

 

15. Schliessen möchte ich mit einer Frage respektive einem Buchtitel des Texters Howard Luck Gossage: Ist die Werbung noch zu retten?

Fecker: Ach Gottchen. Wäre die Werbung tot, dann würd’ ich mich fragen, wieso wir alle so viel zu tun haben.

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