«Die Toni-Werbung hat mich begeistert und wurde wöchentlich fein säuberlich archiviert»

Marcel Schläfle, Mitinhaber und Creative Director der Kommunikations- und Designagentur Schläfle Trittibach, stellt sich unseren «13 Fragen».

marcel_schlaefle_querformat_web

1. Welche Printmedien haben Sie privat abonniert?

Brand Eins, das Wirtschaftsmagazin. Transhelvetica, das Schweizer Magazin für Reisen und Kultur. Die Samstagsausgabe des Tages-Anzeigers wegen dem geliebten Tagi Magi.

2. Welche Werbung sollte man verbieten?

Ich bin generell gegen Werbeverbote. Würde es aber begrüssen, wenn ich im Nespresso Shop Kaffeekapseln kaufe, nicht jedes Mal den Werbespot des Verkaufspersonals anhören zu müssen, bis ich bezahlen darf. Zum Glück bietet seit Neuestem die Zürcher Kaffeerösterei Black & Blaze ihren Kaffee auch in Kapselform an.

3. Das beste Buch, das Sie in letzter Zeit gelesen haben?

In den Sommerferien hat mich Max Goldt mit «Lippen abwischen und lächeln» täglich erfreut.

4. Worauf können Sie unmöglich verzichten?

Musique Non-stop.

5. Ein Buzzwort, das Ihnen auf die Nerven geht?

Es ist zwar kein Buzzwort, aber wenn die Leute den Begriff «fötele» verwenden, dreht sich bei mir der Magen um.

6. Was hat Sie inspiriert, in die Werbe- / Kommunikationsbranche einzusteigen?

Marken faszinieren mich seit meiner Kindheit. Es fing an mit Sammlungen von Markenabziehbildern, Coladosen, Parfumflacons, Swatch-Uhren et cetera. Später entriss ich meinem Vater jeweils am Samstagmorgen das Tagi Magi, um die letzte Umschlagsseite zu sehen. Die Toni-Werbung hat mich begeistert und wurde wöchentlich fein säuberlich archiviert. Dass ich Jahrzehnte später beim Erfinder dieser Kampagne in derselben Agentur arbeite, hätte ich im Traum nie gedacht.

7. Welchen Werbeträger finden Sie abscheulich?

Es ist eigentlich kein Werbeträger per se abscheulich. Abscheulich ist meistens die Werbung auf dem Träger.

8. Was wollen Sie unbedingt noch erreichen?

Da gibt es noch viele Träume in der Schublade. Zum Beispiel ein Branding für eine Airline kreieren oder für eine Musikgruppe das Bühnenbild und die Backgroundscreens konzipieren.

9. Nennen Sie uns eine Kampagne, die Ihnen in letzter Zeit positiv aufgefallen ist – aber nicht von Ihnen stammt.

Leider sieht man ausser bei der ADC-Jurierung nicht sehr viel Auffallendes im Alltag. Einzig Apple schafft es bei mir immer wieder, dass ich hingucke, wenn die reduzierten Plakate die Innenstadt verschönern. Die Umsetzungen geben mir immer wieder einen Ansporn, unseren Agenturleitsatz «Less is more» noch konsequenter umzusetzen.

10. Welche fünf Songs würden Sie mit auf die einsame Insel nehmen?

Mein Mixtape würde wie folgt aussehen: Bei der Ankunft würde Chris Martin mit «Paradise» den Einstand geben. Bei einer Wanderung durchs Inselinnere kommt Robert Smith mit «A Forest» zum Zug. Wenn plötzlich ein Monsunregen einsetzt, ist die Zeit reif für Annie Lennox und «Here Comes The Rain Again». Bei der Ankunft am feinsandigen Strand auf der anderen Seite der Insel dürfte Dave Gahan mit «Enjoy The Silence» den perfekten Moment zelebrieren. Beim letzten Schwumm vor der Abreise setzt Brian Molko den Schlusspunkt mit «The Bitter End».

11. Erhält die Werbebranche für ihre Arbeit genug Wertschätzung?

Ich kann das nicht global für die Branche beantworten. Bei unseren Kunden ist die Wertschätzung auf alle Fälle erfreulich hoch. Das liegt wohl auch daran, dass wir bei jedem Projekt selber Hand anlegen und erst zur Präsentation fahren, wenn wir 100 Prozent überzeugt sind. Es gibt wohl nichts Schlimmeres für Agenturinhaber, als eine mittelmässige Kreation präsentieren zu müssen.

12. Was war das Beste, was Sie in den letzten fünf Jahren getan haben?

Den Schritt in die Selbstständigkeit und die Gründung der eigenen Agentur. Dazu die Entwicklung und Vermarktung unseres eigenen Produktes – die Brandeau Tap Water Flasche. Alle Prozesse vom Naming über die Produkteentwicklung bis zur Werbung und Markteinführung selbst an die Hand zu nehmen, löste sehr viele Glücksgefühle aus.

13. Mit welchem Filmtitel lässt sich Ihre bisherige Karriere am besten beschreiben?

Do The Right Thing.

Marcel Schläfle ist Mitinhaber der Zürcher Agentur Schläfle Trittibach, die sich auf Branding, Kommunikation und Design spezialisiert hat. Die letzten 22 Jahre war er in Kreativagenturen wie Publicis, Havas und Ruf Lanz tätig. Er ist langjähriges Mitglied des Art Directors Club Schweiz. Mit seinen Kampagnen gewann er diverse nationale und internationale Werbepreise.

Weitere Artikel zum Thema