Zu guter Letzt: Plagiat aus der Unterwelt

Vor rund einer Woche hat ein Auslandredaktor in der Weltwoche über ein neues Buch des Historikers Antony Beevor berichtet. Wie sich herausstellte, hat sich der Redaktor dabei nicht nur an der Vorarbeit einer britischen Zeitung bedient, sondern auch ein Telefongespräch plagiiert.

Der Historiker Beevor hat in seinem Buch die Kriegsverbrechen während der letzten Offensivschlacht der deutschen Truppen in den Ardennen im Winter 1944/45, wie die NZZ am Sonntag schreibt. Damit habe der Autor eine Debatte über Kriegsverbrechen auch amerikanischer Soldaten ausgelöst. Urs Gehringer schrieb in seinem Artikel «Lotse in der Unterwelt» der Autor habe «schlaflose Nächte» und hätte ihm am Telefon seine Mühen mit dem historischen Stoff geschildert.

Sechs Wochen zuvor ist gemäss NZZ am Sonntag ein Artikel zu Beevors Buch in der britischen Zeitung Telegraph erschienen, welcher mit diesem Satz beginnt und auffallend viele weitere Ähnlichkeiten dieser Art aufweist. So finde man die gesamte Schilderung Beevors über seinen Umgang mit den schrecklichen historischen Fakten und wie sie ihn dennoch einholen, auch im Telegraph. Einziger Unterschied zum Weltwoche Artikel: Das Gespräch des Telegraph findet nicht telefonisch, sondern in Beevors Londoner Haus statt, wie die NZZ am Sonntag schreibt. Gehringer habe für seinen Weltwoche-Artikel ganze Textabschnitte wortwörtlich übernommen.

Und was meint der britische Redaktor Keith Lowe dazu? «Wenn jemand meinen Artikel so unwiderstehlich gefunden hat, dass er grosse Teile davon kopieren wollte – nun, dann ist das die höchste Form des Lobes. Ein etwas unanständiges zwar, aber immer noch ein Lob.» (Dieses Zitat wurde unanständigerweise direkt aus dem gut recherchierten Artikel der NZZ am Sonntag entnommen – ein Telefongespräch zwischen Lowe und der Werbewoche hat nicht stattgefunden). (uma)
 

Weitere Artikel zum Thema