Shortlist für die Schweiz – Die Young Lions feiern 30 Jahre kreatives Feuer
Die Young Lions Wettbewerbe 2025 zeigten erneut, was passiert, wenn junge Kreative weltweit an einem Ort zusammenkommen. Mit dabei: vier Schweizer Teams – eines davon schaffte es auf die Shortlist. m&k war vor Ort im Palais und hat die Highlights, Stimmen und Emotionen eingefangen.
Drei Jahrzehnte jung und kreativer denn je
Die Young Lions feiern ihr 30-jähriges Bestehen – und 2025 war ein besonderer Jahrgang. Rund 10’000 Kreative nahmen weltweit an den Vorausscheidungen teil, 450 schafften es bis nach Cannes. Darunter vier Teams aus der Schweiz – ein Team, bestehend aus Josephine Jeanguenin und Patricia Schneider von thjnk Zürich, holte einen Shortlistplatz. Eine schöne Anerkennung, wie auch David Droga in seiner Keynote sagte: «Bereits die Shortlist ist eine riesige Anerkennung.»
Schweizer Statement: «Mega viel»
Für Josephine Jeanguenin und Patricia Schneider war der Shortlist-Platz im Young Lions Campus ein emotionaler Höhepunkt. Die beiden beschreiben die Erfahrung als überwältigend – ein echter Ritterschlag. «Es war mega, mit vielen Eindrücken, auch reizüberflutend, aber es ist eine Woche, das haltet jeder aus. Einfach super!»
Ihr Wettbewerbsbeitrag setzte sich kreativ mit dem Thema bedrohte Wildbienen auseinander. Die Idee: verlassene Instagram-Accounts einst populärer Plattformen wie Tumblr oder Twitch als Bühne für Aufklärung und Awareness nutzen – ein digitaler «letzter Dienst» für die Natur. Die Inspiration dazu kam auch aus Beispielen anderer Länder, doch das Konzept war neu gedacht und schlüssig aufbereitet.
Trotz des Wissens, dass die Schweiz in der globalen Werbewelt nicht zu den lautesten Playern gehört, freuen sie sich besonders über die Anerkennung: «Wir sind nicht Brasilien. Aber dass unser Projekt trotzdem angenommen wurde von der krassesten Konkurrenz – das ist schon krass.»
Für die beiden ist klar: Das war kein Schlusspunkt, sondern ein Startsignal.
Gold für Guatemala – ein historischer Moment
Für Ana Paula Escobar Farrington und Diego Apen Díaz von El Taier DDB Guatemala wurde es ein goldener Tag. In der Königskategorie Film überzeugte ihr Spot «Victoria has a Secret» die Jury – der erste Cannes-Gold-Löwe überhaupt für ihr Heimatland. Ihr Film setzte ein emotionales Zeichen für World Ovarian Cancer Day und verwandelte ein bekanntes Markenbild in einen feministischen, kraftvollen Insight. «Wir wollten zeigen, dass jede Frau diesen Schmerz kennt», so die beiden im m&k-Interview. «Wir haben fast alles gegeben – aber es war jede Sekunde wert. Jetzt ist Guatemala auf der Landkarte.»
Emotionen, Insights und Erschöpfung
Die Wettbewerbswoche sei hart gewesen, erzählen die beiden. 48 Stunden Zeit für einen 60-Sekunden-Spot – das verlangt alles ab. Aber der Stolz über das Resultat überstrahlt alles. Ihr Film griff die Symbolik von Unterwäsche und Schmerz auf, verknüpfte sie mit Eierstockkrebs – und verlieh dem Thema Würde, Schärfe und Klarheit.
Ein globales Netzwerk trägt die Ideen
Simon Cook, CEO der Cannes Lions, betonte die Kraft dieses Formats: «Die Young Lions haben über 30 Jahre hinweg Talente gefordert – und gefördert.»
Fast ebenso viele Jahre später ist aus einem einstigen Gewinner ein Jurypräsident geworden – der Kreis schliesst sich. Die Wettbewerbe wären nicht möglich ohne Marken, NGOs und Partner, die die Briefings stellen und begleiten. Ebenso entscheidend: die Juror:innen, die ihre Expertise ehrenamtlich einbringen.
Kreativität als Superkraft
Ein Sprecher von Adobe, Hauptsponsor der Wettbewerbe, fand klare Worte: «Eure Kreativität ist eure Superkraft.» Er sprach von einer Woche, die schwer in Worte zu fassen sei – geprägt von Mut, Verbundenheit, Community und Zukunftsgeist. «Bold ideas are shaping the future», so sein Fazit. Der emotionale Abschluss seiner Rede: «Love you.»
Ein Fenster in die Zukunft
Lotte Jones von The News Movement, Medienpartner der Wettbewerbe, hob hervor, wie inspirierend der Nachwuchs sei. «Spotlighting the brilliant agency leaders of tomorrow becomes more essential each year», so ihre Einschätzung. Die Plattform will Stimmen verstärken, Ideen zeigen – und den Nachwuchs dort sichtbar machen, wo die Branche hinschaut.