«Banking wird es immer geben, Banken wahrscheinlich nicht»
Das Startup Alpian möchte den Schweizer Private-Banking-Markt aufmischen. Werbewoche.ch hat den Alpian-CMO Roman Balzan gefragt, wie das Startup diese Aufgabe meistern möchte, und mit Foundry-Gründer Sacha Moser über die Kommunikationsarbeit für innovative Unternehmen gesprochen.

Roman Balzan, vor zwei Jahren haben Sie – als Ex-Googler, danach als erster europäischer Mitarbeiter von Lime, mit besten Aussichten auf eine komfortable Tech-Karriere – alles in die Waagschale geworfen und sind CMO von Alpian geworden. Was hat Sie dazu bewogen, diesen Schritt zu machen?
Roman Balzan: Die Schritte von Google zu Lime und schliesslich zu Alpian waren eigentlich kleiner als angenommen werden kann. Es gibt durchaus einige Ähnlichkeiten. Bei Google ging es darum, den Zugang zu Informationen zu vereinfachen, bei Lime um den Zugang zu nachhaltiger Mobilität für alle. Bei Alpian geht es jetzt darum, den Zugang zur Welt des Private Banking zu ermöglichen. Menschen Zugang zu vorher vielleicht unerreichbaren Möglichkeiten zu schaffen, betrachte ich als sinnstiftend. Wir möchten Menschen inspirieren und ermutigen, sich mit Themen rund um Finanzen, Investieren und Vermögensbildung zu beschäftigen.
Mit welchen Werten sollen Menschen Ihre Marke in Verbindung bringen?
Unser Ziel ist, die Menschen zu ihrer eigenen Vision von Wohlstand – wir nennen das «Wealth Beyond Money» – zu führen. Jeder Mensch eine andere Vorstellung von Vermögen. Es gibt es keine Einheitslösung, die für alle passt – denn diese reichen einfach gesagt vom alltäglichen Banking bis zu langfristigen Investitionen.
Was ist das genaue Angebot von Alpian?
Über die App haben Kund:innen einen direkten Zugang zur Vermögensverwaltung und zu unseren Finanzexperten, die Sie persönlich und unkompliziert beraten – wie bei einer Privatbank. Auf der anderen Seite haben Sie eine Debitkarte und ein Mehrwährungskonto in vier Währungen, um tägliche Transaktionen und Bankgeschäfte zu erledigen. Ich bezeichne diesen Ansatz gerne als «personalisiertes Premium-Banking».
Und was macht Alpian dabei anders?
Wir kombinieren das Beste aus Mensch und Systemintelligenz. Unsere Technologie kann tausende von Parametern und Szenarien berücksichtigen, um ein einzigartig optimiertes Anlageportfolio zu erstellen. Kombiniert mit dem Fachwissen erfahrener Anlageexperten, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kundeneingehen, weil sie wissen, dass es bei der Vermögensbildung auch eine sehr persönliche Komponente gibt.
Welche Rolle nehmen ihre Kund:innen dabei ein?
Wir ermutigen unsere Kund:innen, ihre eigenen Werte in ihren persönlichen Ansatz zur Vermögensbildung mit einfliessen zu lassen. Ob es um Impact Investing, geografische Präferenzen oder die Optimierung für bestimmte Ziele geht – man soll seine persönliche Vision von «Wealth beyond money» verfolgen.
Sie wollen eine radikale Neuausrichtung im Umgang mit Wealth Management. Warum ist das nötig?
Wir haben Alpian mit einer Frage gegründet: «Wie können wir mehr Menschen – die etwas Geld beiseitegelegt haben und nichts damit tun – Zugang zu modernem Private Banking und zu zukunftsorientierten Anlagedienstleistungen geben und uns gleichzeitig um ihre alltäglichen Bankbedürfnisse kümmern?». Damit wollen wir nicht sagen, dass das Streben nach Wohlstand einfach ist. Aber die Einstellung und die Fähigkeiten, die für das Streben nach Vermögen erforderlich sind, können leichter zugänglich gemacht werden. Und interessant.
Welche Kund:innen nehmen Sie in den Fokus?
Alpian richtet sich an eine aufstrebende Generation von Menschen, die mehr aus ihren Finanzen machen wollen. Sie haben Ziele, Ambitionen und Werte, die ihr Vermögen widerspiegeln soll.
Sacha Moser, Foundry ist bekannt dafür, gerne mit Marken zu arbeiten, die den «Status Quo» radikal in Frage stellen. Warum haben derartige solche Projekte so eine magnetische Wirkung auf Sie und Ihr Team?
Sacha Moser: Ganz ehrlich, es gibt kein Magnet, mit dem wir arbeiten. Auch haben wir nicht gesucht, sondern werden immer wieder gefunden. Unsere Ausrichtung seit der Gründung ist einfach: mit innovativen Unternehmen Partnerschaften einzugehen, die viel tiefgreifender gehen als nur «Werbung». Ich verstehe natürlich, dass das nach aussen wie ein Magnet wirken mag, aber unser Mindset und unsere Herangehensweise basiert am erfolgreichsten auf nachhaltigen Partnerschaften.
Banking ist ein stark reguliertes, von Gesetzgebung und Traditionen geprägtes Business. Hat sich das in Ihrer Arbeit für Alpian bemerkbar gemacht?
Banking wird es immer geben, Banken wahrscheinlich nicht. Das klingt jetzt erstmal schockierend und – verstehen Sie mich nicht falsch – ich mag gute Banken. Doch es braucht neue Lösungen und wir werden Banking in Zukunft ganz anders erleben als wir das traditionell gewohnt sind. Regulierungen sind oft auch eine Überreaktion, doch wo immer es grosse Herausforderungen gibt, kommen innovative und neue Lösungen her.
Wie zum Beispiel bei Alpian?
Alpian hat in diesen Bereichen einen grossen Vorteil und kann mit ganz frischer Sicht das Banking der Zukunft gestalten, von Grund auf. Nicht nur neu denken, sondern auch zurück in die Zukunft: Wieder zurück zu den Kunden, weniger die Bank selbst. Insoweit hat der derzeitige Status Quo eine frische Sicht geradezu aufgezwungen und, wie ich finde, zu einem herausragenden Ergebnis geführt. Darauf kann das Team sehr stolz sein.
Erzählen Sie ein bisschen von der Idee hinter der «Zwillings-Kampagne». Wie sind Sie darauf gekommen – und was wollen Sie mit zum Ausdruck bringen?
Solche Ideen entstehen immer aus einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, was zu einzigartigen Insights führt. Das Team hat schnell verstanden, was Alpian von herkömmlichen Privatbanken und Neobanken unterscheidet. Es ist die Kombination aus intuitiver Technologie und erfahrenen Vermögensberatern. Und der springende Punkt dabei ist: jedes Portfolio ist so einzigartig wie der Mensch. Es gibt keine DNA zwei Mal. Mit dem Gedanken hat das Kreativteam, geführt von Evgenia Kubas und Nitin George, die Idee «No Two Alike» entwickelt. Da die beiden im Grunde auch Zwillinge sind – das Bild (unten, Anm. d. Red.) ist der Beweis – lag die Exekution auf der Hand.