«Wir müssen lernen, anders zu denken»
Kuble und die Metaverse Academy firmieren neu als «Kuble – House of Intelligence». Gustavo Salami und Roger Oberholzer erklären den Namenswechsel, ihre Sicht aufs Zeitalter der Intelligenz und den Umgang mit KI.
Ein neuer Name, ein neues Kapitel: Mit «Kuble – House of Intelligence» richtet sich das Unternehmen konsequent auf die KI-Zukunft aus. Im Interview erzählen Gustavo Salami und Roger Oberholzer, warum jetzt der richtige Moment für diesen Wandel ist – und wie Kuble Unternehmen fit fürs Zeitalter der Intelligenz macht.
m&k: Die Metaverse Academy wurde vor 3 Jahren gegründet und tritt nun unter «Kuble – House of Intelligence» als Kuble Academy auf. Wie ist es zu diesem Schritt gekommen?
Roger Oberholzer: Der Weiterbildungsbedarf für Führungs- und Fachkräfte im Bereich Künstliche Intelligenz ist enorm. Bereits im Jahr 2023 haben wir angefangen, neben Weiterbildungen im Bereiche Virtual Reality und Web3 neue KI-Trainings anzubieten. Mittlerweile haben über 600 Teilnehmende an öffentlichen und individuellen Weiterbildungen teilgenommen. Im letzten Jahr haben wir das Programm «AI Superpowers» lanciert. Mit der Entwicklung hat der deskriptive Name nicht mehr zur Ausrichtung gepasst.
Gustavo Salami: Es kommt dazu, dass Bildung in diesem neuen Feld in allen Arbeitsschritten nötig ist. Auch in den KI-Projekten mit unseren Kundinnen und Kunden begleitet das Vermitteln von Wissen jeden Schritt. Der Zyklus von Lernen, Anwenden, Umsetzen und Weiterlernen wird immer schneller. Ein Projekt-Kickoff inkludiert eine Teaching-Session, für die Anwendung von neuen Tools braucht es Schulung.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl verschiedener Angebote und Anbieter, die KI vermitteln. Was macht die Kuble ACADEMY anders?
Roger Oberholzer: Am besten können das unsere Teilnehmenden erklären, die schon an mehreren Weiterbildungen an verschiedenen Orten teilgenommen haben. Der grösste Nutzen sehen sie nebst praktischem Trainieren in der Orientierung. Wo stehen wir mit KI? Wo geht die Reise hin? Welche Entwicklungen sind relevant? Das sind oft «Eye-Opener» und ermöglichen den Lernenden, mit KI mitzuwachsen.
KI wird oft nur auf der Ebene der Tools vermittelt. Von denen gibt es aber Tausende und sie verändern sich laufend. Sich im Hamsterrad der Neuigkeiten zu orientieren, ist selbst für diejenigen schwierig, die sich den ganzen Tag damit auseinandersetzen.
In den Trainings entsteht oft eine neue Art zu denken, eine «AI first»-Mentalität. Es geht um die eigene Transformation und die des Teams. Das benötigt ein neues Mindset, eine Verhaltensveränderung UND Fähigkeiten, mit KI-Tools umzugehen. Wer sich nur damit auseinandersetzt, welches Tool denn jetzt gerade für diese Anwendung das Beste ist, unterschätzt die Tragweite der Veränderung.
Gustavo Salami: Wir legen grossen Wert auf Praxisnähe. Da wir selbst intensiv KI-Tools entwickeln, sie im Alltag nutzen und ständig mit den neuen Modellen und Funktionen experimentieren, kennen wir sowohl die praktischen Möglichkeiten als auch die Hürden. Wir setzen lieber auf Live-Demos und nutzen mit den Lernenden aktiv die Tools, anstatt auf reine Wissensvermittlung zu setzen.
Zudem merkt man der kreative Freiraum vom Kuble LAB. Unsere Experimente finden oft im Bereich der Kunst oder Musik ihren Anfang. Daraus entstehen dann Erfahrungen für die Weiterbildung und neue Lösungen. Durch die Entwicklung eines KI-Radios beispielsweise habe ich früh enorm viel praktische Erfahrung für die Automatisierung von KI-Workflows gesammelt.
Die Digital-Agentur Kuble gibt es seit 2009. Wie hat der Weg der letzten Jahre zur neuen Positionierung als «Kuble – House of Intelligenz» geführt. Ist das die Folge des aktuellen KI-Trends oder steckt mehr dahinter?
Gustavo Salami: Bereits im 2017 haben wir KI in Marketing-Projekte eingesetzt, z.B. in der Gesichtserkennung oder für einen einfachen Chatbot. Algorithmen für die Optimierung von Kampagnen nutzen wir, seit es Social Media gibt.
Es ist in der DNA der Kuble verankert, neue Technologien rasch in anwendbare Lösungen zu übersetzen. Als wir 2009 mit Social Media angefangen haben, hat noch niemand darüber gesprochen.
Roger Oberholzer: Als ich vor zwei Jahren zum Team dazugestossen bin, war ich echt beeindruckt von der Geschwindigkeit und Flexibilität. Die Neugier zu lernen und der Drive, sofort damit praktisch anzufangen und Kompetenz aufzubauen, ist hier überall spürbar. Das hilft insbesondere, wenn sich alles wie aktuell so rasch verändert.
Kuble heisst die Besucherinnen und Besucher auf der Website willkommen im Zeitalter der Intelligenz. Was ist damit gemeint?
Roger Oberholzer: In dem durch das Internet geprägten Informationszeitalter ging es vor allem um Zugang zu Informationen und Sammeln von Daten. Jetzt sind wir am Anfang einer Ära, in der wir diese Daten intelligenter nutzen können – mit künstlicher Intelligenz in Kombination mit menschlicher Intelligenz. KI kann Muster erkennen, Prozesse automatisieren und Entscheidungen unterstützen, während der Mensch Kreativität, Strategie und Ethik einbringt.
Unternehmen, die diese Entwicklungen verschlafen, werden Probleme haben, relevant zu bleiben. Ähnlich wie bei der ersten Digitalisierungs-Welle, in der neue Player entstanden sind, die ganze Industrien disruptiert und auf den Kopf gestellt haben. Mit dem Unterschied, dass es heute keine 10 oder 20 Jahre gehen wird.
Gustavo Salami: Der Mensch hat Intelligenz nicht für sich gepachtet. Um Geoffrey Hinton, den «Grandfather of AI», zu zitieren: «Wir haben keinerlei Erfahrung damit, was es bedeutet, etwas Intelligenteres auf unserem Planeten zu haben als wir selbst.» Der Zeitpunkt, wo wir Artificial General Intelligence erreichen, also KI, die gleich intelligent oder intelligenter als alle Menschen sind, liegt nicht mehr in einer undefinierten Ferne.
Darum ist die Bildung und die praktische Nutzung so wichtig. Es ist unbestritten die wichtigste Zutat, um sich vorzubereiten und fit für die Transformation zu sein. Das gilt sowohl für die Arbeitsmarktfähigkeit von Mitarbeitenden als auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Obwohl viele Unternehmen experimentieren und investieren, gibt es auch Unzufriedenheit mit der Qualität und die erwarteten Produktivitätsgewinne fehlen.
Gustavo Salami: Als erstes ist es wichtig, genau zu wissen, für was KI aktuell produktiv eingesetzt werden kann und wo noch nicht. Es ist gleichermassen falsch, zu hohe Erwartungen zu haben, wie auch abzuwarten und irgendwann später auf den Zug aufspringen zu wollen.
Der Gap zwischen denjenigen, die KI intelligent in ihre Denk- und Arbeitsweise integriert haben und denjenigen, die noch gar nicht damit angefangen haben, wird rasch grösser.
Relevant ist nicht der aktuelle Status Quo, sondern die Frage, wohin die Reise geht und vor allem – wie rasch? Dazu braucht es ein agiles Vorgehen. Darum starten wir mit unseren Kundinnen und Kunden bei jeder Aufgabe als erstes mit einer Exploration-Phase.
Roger Oberholzer: Eine kürzliche Befragung von KMU in Genf ergab, dass 73 % der Unternehmen von Produktivitäts-Gewinnen profitieren und 43% von einer Qualitätssteigerung. Viele Unternehmen stecken aber noch in Pilotprojekten fest, ohne eine klare Roadmap und einen Fokus auf die aufwändigsten Kernprozesse, die am meisten Potenzial bieten.
KI-Projekte werden häufig isoliert von einzelnen Teams oder Personen vorangetrieben, ohne dass das Management ein strukturiertes und gleichzeitig agiles Vorgehen definiert hat. Zudem fehlen oft klare KPIs zur Erfolgsmessung, sodass der konkrete Mehrwert nicht immer sichtbar wird.
Unternehmen, die KI ganzheitlich sowohl bottom-up wie auch top-down steuern, erzielen nachweisbare Effizienzsteigerungen – ein Ansatz, den mehr Firmen verfolgen sollten, um das Potenzial auszuschöpfen. Jetzt ist es immer noch ein guter Zeitpunkt, aktiv zu werden – zögern ist aus meiner Sicht keine Option.
Die Schweiz hat ihre Innovationskraft schon oft unter Beweis gestellt und hat gute Voraussetzungen, auch aus dieser Transformation als Gewinner herauszukommen. Doch das ist kein Selbstläufer – es braucht Engagement und Mut zur Veränderung. Diese Veränderung stossen wir an und begleiten sie.