Schweizer Banken hinken im globalen Digitalranking hinterher

Schweizer Retailbanken fallen im globalen Digitalisierungsrennen immer weiter zurück. Lange Wartezeiten bei der digitalen Kontoeröffnung, keine Mehrwertdienste, fehlende Basisfunktionen – 2024 erreichten die Banken hierzulande in der Digital Banking Maturity Studie von Deloitte nur noch Platz 27 – 2018 reichte es noch für einen Platz in den Top 5.

(Bild: Tierney/Stock.adobe.com)

Schweizer Retailbanken sind bei der Digitalisierung im Hintertreffen. Der Rückstand hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter vergrössert, wie die aktuelle Digital Banking Maturity Studie von Deloitte zeigt. Während es die Schweiz im globalen Vergleich bei der ersten Studie im Jahr 2018 noch unter die Top 5 geschafft hatte, belegte sie im Jahr 2024 nur noch Platz 27. Vor vier Jahren erreichte die Schweiz bereits nur Platz 18, vergangenes Jahr Platz 21. Dies verdeutliche, dass Schweizer Retailbanken im globalen Digitalranking über die Jahre immer weiter an Boden verlieren, schreibt das Beratungsunternehmen.

Gemäss der Studie erreichen die Schweizer Banken einen digitalen Reifegrad von 39 Punkten. Demnach liegen sie unter dem globalen Durchschnitt von 41 Punkten, wie auch weit hinter den digitalen Vorreitern (60+ Punkte), unter denen sich keine Schweizer Bank einreiht.

Der digitale Reifegrad der Banken im Vergleich. Der Digital Banking Maturity Score (maximal 100) misst die digitale Reife über einen Kanal, einen Schritt in der Kundeninteraktion oder eine Produktgruppe hinweg. (Grafik: Deloitte)

Auf eine rasche Kontoeröffnung lässt sich hierzulande warten

Bei der digitalen Kontoeröffnung stellte Deloitte eine Verbesserung fest: Alle ausser einer der 12 untersuchten Schweizer Banken bieten dies mittlerweile an. Nichtsdestotrotz müsse man hierzulande noch häufig mit Wartezeiten von Stunden oder gar Tagen rechnen, wohingegen internationale Digitalbanken Kontoeröffnungen mit KI-gestützten Echtzeit-Prüfungen innert Sekunden bieten würden. «Schweizer Banken haben bei digitalen Kontoeröffnungen kleine Fortschritte gemacht, doch im Vergleich mit ausländischen Banken ist der Prozess nach wie vor vergleichsweise kompliziert und langsam», sagt Cyrill Kiefer, Banking Consulting Lead bei Deloitte Schweiz.

Globale Standards, die Schweizer Banken vernachlässigen

Im Ausland etabliere sich zudem das Smartphone als primären Zugangskanal für Bankgeschäfte. In der Schweiz unterstützen dies laut Deloitte jedoch nur ein Drittel der Banken. Noch einschneidender seien die Unterschiede bei intelligenten Sprachfunktionen: Nur vereinzelte Schweizer Banken nutzen laut Mitteilung KI-gestützte Algorithmen, die auf dem Nutzungsverhalten basieren. Zudem fehle es den Schweizer Mobile-Banking-Apps oftmals an Basisfunktionen, welche Interaktionen und die Kundenbindung fördern – beispielsweise müssten Kund:innen von Schweizer Banken ihre Ausgaben oft manuell verwalten oder auf externe Apps ausweichen.

Weiter würden digitale Vorreiter des Rankings zweieinhalbmal häufiger Mehrwertdienste wie ÖV-Tickets, Streaming-Abos und Finanzmanagement-Tools zur Verfügung stellen, während Schweizer Banken selten solche Dienste anbieten. Auch bei der Automatisierung von administrativen Aufgaben können Retailbanken hierzulande laut Mitteilung nicht Schritt halten. In vielen globalen Märkten sei dies längst Standard.

Regulierungen und eine konservative Strategie würden die Digitalisierung der Schweizer Banken bremsen. Oft fehle aber auch eine klare Mobile-First-Strategie: Schweizer Banking-Apps blieben oft nur E-Banking-Erweiterungen, während führende Digitalbanken Apps als zentrale Schnittstelle nutzen. Der Digitalisierungs-Rückstand könnte Konsequenzen haben, konstatiert Deloitte in der Studie. Zum einen sei die Kundenbindung in Gefahr, zum anderen bleibe eine wichtige Umsatzquelle der Banken unerschlossen. Demnach vergeben Schweizer Banken im ausländischen Vergleich einiges an Wachstumspotenzial. (Dylan Windhaber/rja)


In der Studie hat Deloitte laut Mitteilung weltweit 349 Banken in 44 Ländern hinsichtlich ihrer digitalen Reife analysiert. In die Untersuchung miteinbezogen wurden 12 Schweizer Retailbanken, die zusammen über 80 Prozent des Marktes abdecken. 

Dieser Artikel erschien zuerst in der Netzwoche.

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