Onsite Search im Wandel: Navigation oder Search Centric Design?

Wer suchet, der findet – das steht schon in der Bibel. Doch heute haben immer weniger User die Geduld, sich bei der Informationsbeschaffung auf eine lange Suche zu begeben. Wer nicht innerhalb weniger Klicks Antworten bekommt, wechselt die Website.

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Das haben Unternehmen erkannt und setzten auf strukturierte Inhalte, die sich primär über die Navigation finden lassen. Doch dieser Ansatz hat ausgedient. An seine Stelle tritt das Search Centric Design (SCD), bei dem die Suche im Fokus steht. Doch ist die Navigation wirklich tot und welche Chancen und Grenzen offenbart SCD? Zusammen mit Experten geht der Artikel diesen Fragen nach.

Bedeutung: Warum Search Centric Design so wichtig ist

Ein Erfolgsrezept von Amazon ist die Nutzerfreundlichkeit. Diese zeigt sich schon auf der Startseite. Hier lädt die Suchfunktion auf Höhe des Logos zum Stöbern ein. Warum ist das so erfolgsversprechend? Einen Grund kennt Hans Even, Geschäftsführer TWT Digital Group: «Navigation funktioniert nicht mehr. Das Nutzungsverhalten im Internet hat sich durch Google entscheidend verändert. Webauftritte werden immer komplexer und beinhalten eine Vielzahl unterschiedlicher Dateien und Unterseiten.»

Wer hier also nur auf eine Navigation setzt, erschwert es seinen Usern, das Gewünschte zu finden. Mehr noch: SCD erhöht die Kaufwahrscheinlichkeit und Conversion-Rate. Im besten Fall kommt der Kunde sogar wieder. Zudem konzentriert sich das Web-Design auf das Nötigste und lenkt nicht ab. In diesem Zusammenhang ist auch folgender Aspekt wichtig: «SCD kann, vor allem in Kombination mit Anticipatory Design, die Usability einer Website enorm steigern», ergänzt Roland Leisse, Director Business Consulting und Creation von Arvato. «Predictive-Search oder auf Phonologie basierende Korrekturvorschläge lassen sich mit vielen modernen Search-Frameworks umsetzen und ermöglichen eine intuitivere, bedarfsgerechtere Suche.»

Diese Search-Form wird von einer Vielzahl der User nicht nur gewünscht, sondern regelrecht erwartet. Kein Wunder, sind sie doch durch Google und Co. eine hohe Search Experience gewohnt.

Grenzen: Wann sich Search Centric Design lohnt

Nun überstürzt auf eine suchfokussierte Gestaltung zu setzen, ist nicht zu empfehlen. Denn dieser Trend eignet sich nicht für alle Unternehmen. So profitieren primär Firmen, die ein grosses und unübersichtliches Produktportfolio offerieren. Auch Firmen, die viele Informationen zur Verfügung stellen, können über die Suche noch besser ihre Besucher ansprechen und Mehrwerte liefern.

«Insbesondere im B2C-Bereich ist Search Centric Design wichtig, um Wettbewerbs-vorteile zu sichern» weiss Godelef Kühl, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Godesys. Er ergänzt: «Aber auch in Intranets kann Search Centric Design zur Unterstützung der Mitarbeiter hilfreich und sinnvoll sein.» Vor allem für die wachsende Mobilität der Mitarbeiter. Von unterwegs Daten abrufen, wird immer wichtiger. Gerade wenn das Intranet als Wissensspeicher gesehen wird.

Damit dieser Ansatz aber erfolgreich ist, müssen Unternehmen genau planen, eine Strategie entwickeln und die passende Software einsetzen. Denn nur, wenn die Suche reibungslos, schnell und zufriedenstellend funktioniert, kann Search Centric Design sein Potenzial wirklich entfalten. Ansonsten bleibt der erhoffte Mehrwert für den User aus.

Fazit: Ist die Navigation wirklich tot?

Trotz der Chancen ist SCD kein Allheilmittel. Das zeigt sich auch bei erklärungsbedürftigen Produkte oder Dienstleistungen. Hier ist es sinnvoll, die Navigation nicht für tot zu erklären, sondern Nutzern beides anzubieten: Eine schlüssige Menüstruktur und eine komfortable Seitensuche. Denn einige Besucher sind sich vielleicht noch nicht im Klaren, wonach sie suchen. Darum stellt die Kombination der Ansätze eine praktikable Lösung dar. Dann gilt auch für verschiedene Suchtypen das Motto: Wer suchet, der findet – und zwar schnell.

mw

Matthias Weber ist Geschäftsführer von MWBSC. MWBSC ist ein Full-Service-Provider für das Spezial-Thema Unternehmenssoftware. Neben dem allgemeinen Enterprise-Resource-Planning (Business) hat das Münchner Unternehmen auch die Disziplinen Software-Entwicklung (Software) und ERP-Beratung (Consulting) im Fokus.

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