Andrea Arcidiacono wird neuer Bundesratssprecher

Der Tessiner Andrea Arcidiacono wird neuer Vizekanzler und Bundesratssprecher. Der HSG-Betriebswirtschafter, frühere Journalist, Kommunikationsverantwortliche und Agenturchef wird Nachfolger des verstorbenen Vizekanzlers André Simonazzi.

Der neue Bundesrattsprecher Arcidiacono wurde am Freitag vorgestellt. (Screenshot: Srf.ch)

Der 58-jährige parteilose Arcidiacono tritt seine Stelle am 1. Oktober an, wie die Bundeskanzlei am Freitag mitteilte. Noch bis Ende September ist er Direktor der Agentur Arcidiacono Consulting Partners, wird aber diesen Posten und seine Stammanteile am Unternehmen abgeben. Er wohnt in Bern.

Zur Wahl vorgeschlagen wurde Arcidiacono von Bundeskanzler Viktor Rossi. Der designierte neue Vizekanzler kenne das Bundeshaus, die Bundespolitik und die Aufgaben der Bundeshausmedien, sagte Rossi in Bern vor den Medien. Arcidiacono ist italienischer Muttersprache und spricht Deutsch, Französisch und Englisch.

«Unterschiedliche Rollen»

Er sei überzeugt, dass Arcidiacono für Kontinuität sorge. Am Anfang seiner Karriere sei Arcidiacono Journalist gewesen. Danach habe er für die Bundesverwaltung gearbeitet, für Präsenz Schweiz, für Curafutura und für die Universität der italienischsprachigen Schweiz im Tessin sowie das Bundesverwaltungsgericht.

Arcidiacono dankte in den vier Landessprachen für die Wahl. Es sei für ihn eine grosse Ehre und Verantwortung, diese wichtige Funktion zu übernehmen. «Gegenseitiges Vertrauen ist der Ausgangspunkt, um meine spannende und schwierige Aufgabe bestmöglich auszuführen.»

Auf die Zusammenarbeit mit den Medienvertretern freue er sich, versicherte Arcidiacono den Journalist:innen, «auch wenn wir unterschiedliche Rollen wahrnehmen werden».

In einer ersten Phase seiner Tätigkeit wolle er für Kontinuität sorgen, sagte er. In einer zweiten Phase wolle er analysieren, wo Stärken und Schwächen lägen, und prüfen, wo und was wie weiterentwickelt werden könne.

«Gesamtbundesrat wird Partei sein»

Auf die Frage nach seiner Parteizugehörigkeit sagte Arcidiacono: «Ich stehe zu Solidarität, Eigenverantwortung und Chancengleichheit. Meine Partei wird der Gesamtbundesrat sein. Ich gehöre zu keiner Partei.» Er habe bereits für Bundesratsmitglieder verschiedener Parteien gearbeitet.

Seine Laufbahn begann Arcidiacono im Journalismus. Er arbeitete als Journalist und Bundeshaus-Korrespondent für die Zeitung Corriere del Ticino und das Fernsehen der italienischen Schweiz RSI. Von 2007 bis 2009 leitete er die italienischsprachige Redaktion von Swissinfo.

Danach sammelte er Erfahrung in der Kommunikation innerhalb und ausserhalb der Bundesverwaltung. Er war stellvertretender Informationschef der Bundesräte Ruth Dreifuss und Pascal Couchepin. 2017 und 2018 war er Mediensprecher im Bundesamt für Gesundheit BAG.

Bei der Imageagentur Präsenz Schweiz des Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA leitete er die Programme «Gotthard 2016», «Italien/Expo Milano 2015» und «Verso Expo Milano 2015». Zudem war er für die Öffentlichkeitsarbeit der Università della Svizzera italiana und für den Krankenkassen-Verband Curafutura zuständig. 2009 bis 2011 war er Kommunikationsverantwortlicher des Bundesverwaltungsgerichts.

Akkordeon, Joggen, Reisen

Als Hobbys gibt Arcidiacono Akkordeon-Spielen, Joggen und Reisen an. Sein Vorgänger André Simonazzi (SP) war im Mai bei einer Wanderung 55-jährig gestorben. Er hatte das Amt 15 Jahre lang ausgeübt. Bis zum Amtsantritt von Arcidiacono übt Simonazzis engste Mitarbeiterin Ursula Eggenberger dessen Funktionen ad interim aus.

Sie führt die Sektion Kommunikation in der Bundeskanzlei. Nach dem Amtsantritt des neuen Vizekanzlers wird sie in diese Funktion zurückkehren. Die zweite Vizekanzlerstelle besetzt seit dem 1. Juli Rachel Salzmann (Mitte). (SDA/swi)

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