Dreikönigstagung: Jans fordert stärkeren Schutz für Medien im Internet
An der diesjährigen Dreikönigstagung anerkennt Beat Jans den zentralen Beitrag der Schweizer Medienverlage zur Demokratie, aber auch deren grosse Herausforderungen. Daher soll der Schutz journalistischer Inhalte mit dem Leistungsschutzrecht verbessert werden, so der Justizminister. VSM-Präsident Andrea Masüger spricht von einer Branchenkrise, ist allerdings zuversichtlich, dass die Politik diese mit den geplanten Massnahmen abmildern kann. Alarmiert zeigt sich auch der deutsche Urheberrechtsexperte Prof. Dr. Thomas Höppner: Er fordert eine rasche, starke Regulierung.
Die rund 250 Gäste der Dreikönigstagung 2025 dürften alle mit Justizminister Jans einig sein: «Die Schweizer Verlage und Redaktionen leisten einen zentralen Beitrag zur Demokratie». Die Anlass zeigt aber auch deutlich auf, vor welchen grossen Herausforderungen die Medien weiterhin stehen und welche neuen Herausforderungen der Aufschwung der künstlichen Intelligenz mit sich bringt.
Im Jahr 2024 feierte der VSM sein 125-Jahr-Jubiläum und blickte zugleich auf ein herausforderndes Jahr zurück. Präsident Andrea Masüger bedauert insbesondere den dramatischen Stellenabbau von rund 700 Arbeitsplätzen in der Medienbranche. Der Umstand, dass dieser Schritt bei mehreren Verlagen getätigt werden musste, zeige deutlich: «Wir befinden uns in der Branchenkrise».
Exklusive m&k-Interviews zur Dreikönigstagung 2025: KI, Werbemarkt und Medienzukunft
Die Dreikönigstagung des Verbands Schweizer Medien brachte 2025 zentrale Themen wie künstliche Intelligenz, Big Tech und die Zukunft der Medienbranche auf die Agenda. In exklusiven Interviews sprechen Natali Helberger, Frank Bodin und Andrea Masüger mit m&k über seismische Veränderungen, die Verantwortung der Werbewirtschaft und die Bedeutung unabhängiger Medien für die Demokratie – ergänzt durch einen süßen Moment mit der Gewinnerin der Dreikönigskrone.
Stabsübergabe auf der Geschäftsstelle des VSM
An der Dreikönigstagung 2025 erfolgte auch die Stabsübergabe der Geschäftsführung des VSM. Stefan Wabel hat den Verband per Ende 2024 verlassen. Pia Guggenbühl wird ab Februar 2025 den Verband als Direktorin führen. Verlegerpräsident Masüger nutzte die Gunst der Stunde, um Stefan Wabel für sein Engagement zu danken und Pia Guggenbühl viel Erfolg zu wünschen. Im exklusiven Interview spricht Guggenbühl über ihre Beweggründe, die Schwerpunkte ihrer Arbeit sowie die Bedeutung von Zusammenarbeit und Dialog, um den Herausforderungen der Medienbranche zu begegnen. Einblicke von der Dreikönigstagung 2025 inklusive.
«Medienverlage müssen entschädigt werden»
Bundesrat Beat Jans dankt in seiner Rede auch den Verlagen und Redaktionen für ihren zentralen Beitrag zur Demokratie. Aufgrund aktueller Entwicklungen wie der angekündigten Abschaffung der Faktenchecker bei Facebook in den USA «brauchen wir die Medien umso mehr», appelliert Jans. Vor diesem Hintergrund sei der Bundesrat überzeugt, dass Medienverlage für die Nutzung ihrer Inhalte, etwa in Form von Snippets, fair entschädigt werden müssen. Der Justizminister nutzte seinen Auftritt an der Dreikönigstagung, um die Notwendigkeit und die Unterstützung des Bundesrates für ein Leistungsschutzrecht zu unterstreichen. Mit dem Aufschwung künstlicher Intelligenz erhalte die Debatte um den Schutz journalistischer Inhalte zudem eine neue Dimension.
Politik muss im Internet aktiv werden
«Die Politik hat bei der Regulierung schon lange zugewartet, jetzt muss man sich klar positionieren», bestätigt die Schwyzer Ständerätin Petra Gössi (FDP.Die Liberalen) als Teilnehmerin des abschliessenden Panels. Sie hat den Bundesrat mit einer Motion jüngst aufgefordert, klarzustellen, dass journalistische Inhalte auch gegenüber KI-Anwendungen ausreichend geschützt sind. Die Schweiz mit ihrem demokratischen System sei besonders stark von einem ausreichenden Schutz der Medien abhängig.
Der deutsche Urheberrechtsexperte Prof. Dr. Thomas Höppner macht schon vor dem Panel deutlich: «Es braucht jetzt ein Leistungsschutzrecht, einen stärkeren urheberrechtlichen und wettbewerbsrechtlichen Schutz und weitere Regulierungen», um die Medien vor der dramatisch ansteigenden Macht der Plattformen zu schützen. Er zeigt sich alarmiert, dass etwa Perplexity AI längst kein Suchportal mehr, sondern ein Presseportal geworden ist. Der Traffic für die Medien nimmt weiter ab. «Wenn die Verlage darauf angewiesen sind, dass ihnen KI-Chatbots Traffic bringen, sind ihre Schwierigkeiten noch grösser als bisher», so Höppner.
Grosse Profiteure der Entwicklungen sind die «drei Könige der Online-Werbung», wie Höppner Meta, Google und OpenAI passend zum Anlass nennt. Sie funktionieren als Netz privilegierter Partner, die ein Überleben der Medienvielfalt kaum zulassen. Dagegenhalten müssen gemäss Höppner einerseits die Politik mit einer raschen, klaren Regulierung und andererseits die Medien, in dem sie mit ihren Key Selling Points wie Aktualität, Vertrauenswürdigkeit oder Expertise den Plattformen entgegenwirken.
«Verpflichtung, Vernunft, Verantwortung»
Weltverlegerpräsidentin Ladina Heimgartner schlägt im abschliessenden Panel einen Pflock ein. Der Beitrag der Medien ist für die Informationsversorgung der Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Die professionellen Medien grenzen sich dank drei V von anderen Informationsanbietern ab: Professionelle Medien haben eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. Die Vernunft der Redaktionen ist zentral für die Qualität professioneller Medien. Zudem ist die Verantwortung, die professionelle Medien für ihre Inhalte übernehmen, ein entscheidender Faktor. Mit diesen Eigenschaften müssen die Medien den Tech-Giganten entgegentreten – und sich auch einen Teil des Werbemarktes zurückholen. «Es gibt keine Finanzierungskrise, sondern ein Verteilproblem», so Heimgartner treffend: Der journalistische Aufwand entsteht bei den Verlagen, die Werbeerträge wandern aber hauptsächlich zu den Plattformen.
In den nächsten Tagen gibt es bei m&k vertiefende Insights von der Dreikönigstagung zu entdecken.