Uni Luzern analysiert über eine Million Zeitungsartikel zur Corona-Pandemie
Im Rahmen einer Studie hat die Universität Luzern die Berichterstattung der Schweizer Printmedien während der Corona-Pandemie untersucht. In der Studie ziehen die Forschenden eine grundsätzlich positive Bilanz und sprechen Empfehlungen aus.
Massenmedien haben in Krisenzeiten eine zentrale Rolle inne. Dies zeigte sich bei Covid-19, als diesen die Aufgabe zukam, die Öffentlichkeit auf angemessene Weise mit den jeweils neuesten Informationen und Einschätzungen zur gegenwärtigen Lage zu versorgen – auf der Kommunikation der Gesundheitsbehörden und auch auf Eigenrecherchen basierend.
Zurzeit bestimmen mögliche Indiskretionen zwischen Politik und Medienschaffenden die öffentliche Diskussion. Dies stellt die Ausgewogenheit und Unabhängigkeit eines Teils der Medienberichterstattung infrage. Werden jedoch alle in Schweizer Medien zur Corona-Pandemie erschienenen Beiträge betrachtet, zeigt sich ein anderes Bild.
Dr. Alexander Ort, Lehr- und Forschungsbeauftragter für Gesundheitskommunikation an der Universität Luzern, und Mitautor Tobias Rohrbach haben dazu im «International Journal of Public Health» eine umfassende Studie mit dem Titel «Covering the Crisis» durchgeführt.
Die Studie ist Teil eines vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr. Sara Rubinelli und Dr. Nicola Diviani, das wichtige Erkenntnisse für die Kommunikation in zukünftigen Gesundheitskrisen liefern soll.
Das Forschungsteam hat dazu sämtliche Artikel, die zwischen Anfang 2020 und Mitte 2021, also in der «heissen» Phase von Corona, in Zeitungen der Deutsch- und Westschweiz erschienen sind, in einem automatisierten Verfahren unter die Lupe genommen. Ingesamt wurden 1’171’114 Artikel analysiert, das sind mehr als tausend Beiträge täglich mit einer mehr oder minder grossen Verbindung zur Pandemie.
Kompetente Expert:innen berücksichtigt
Diese schiere Menge an Artikeln verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen sich die Medienschaffenden angesichts der massiven Gesundheitskrise konfrontiert sahen: Zum einen galt es, dem gesteigerten Informationsbedürfnis Genüge zu tun, zum anderen, auch andere relevante News nicht zu vernachlässigen und eine Informationsmüdigkeit zu verhindern.
Wie die Analyse zeigt, erfolgte die Covid-Berichterstattung in allen Ressorts: Die Journalist:innen thematisierten die Auswirkungen auf sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen und bildeten den «Multisystemcharakter» der Krise treffend ab. Ein weiterer Befund ist eine «solide» Übereinstimmung zwischen Themen und Akteur:innen: Medienschaffende zitieren Expert:innen in denjenigen spezifischen Bereichen, in denen diese kompetent sind. «Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen in den USA gibt es nur wenige empirische Gründe für Kritik, den [hiesigen] Medien vorzuwerfen, den falschen Stimmen zu den falschen Themen eine Plattform zu bieten», so die Studie.
Im Hinblick auf die Kommunikation der Gesundheitsbehörden gelangen die Forschenden zum Schluss, dass diese in Krisenzeiten unbedingt «klar und konsistent» gestaltet sein soll, da auch die Medien zuerst Strategien und Routinen entwickeln müssen, um mit der neuen Situation umzugehen. «Wenn dies gelingt, können sich die Gesundheitsbehörden und -institutionen auf die Nachrichtenmedien verlassen, um relevante Informationen auf ausgewogene Weise zu verbreiten.»
Ein weiterer Schlüssel für eine gelingende Kommunikation sei es, den Medien Expert:innen aus verschiedenen Bereichen – neben Epidemiologinnen und Gesundheitsexperten beispielsweise aus der Wirtschaft oder dem Recht – als Auskunftspersonen zur Verfügung zu stellen, sodass diese in den jeweils passenden Kontexten zitiert werden können.