Zeitungen blicken nach verlorener Abstimmung nach vorn
Die Ablehnung der zusätzlichen Medienförderung stösst in den Schweizer Tageszeitungen auf ein unterschiedliches Echo. Während die grossen Verlage Leidenschaft vermisst haben, blicken die mittleren und kleineren Zeitungen in eine unsichere Zukunft.
Eher nüchtern kommentieren die Zeitungen in der Deutschschweiz das Abstimmungsergebnis über die Medienförderung. Leidenschaftliche Debatten über den Zusammenhalt des Landes seien dieses Mal ausgeblieben, hält der Tages-Anzeiger fest.
Die Argumente, weshalb die vierte Gewalt im Staat dringend auf Unterstützung angewiesen sei, hätten nicht verfangen. Es bleibe abzuklären, ob die Ablehnung das Ergebnis einer tieferliegenden Unzufriedenheit mit den Schweizer Medien sei oder nicht.
Ordnungspolitisch fragwürdig
Ein Aufatmen ist bei der Neuen Zürcher Zeitung zu spüren. Es sei gut, dass die Mehrheit des Stimmvolkes Nein zum Medienpaket gesagt habe. Die Vorlage sei ordnungs- und staatspolitisch mehr als fragwürdig gewesen. Das Parlament habe das Fuder überladen.
Womöglich sei die Absage an zusätzliche Finanzhilfen auch eine Reaktion auf die Berichterstattung in der Corona-Zeit. Die Glaubwürdigkeit der Medien sei in den letzten zwei Jahren auf die Probe gestellt worden. Die Staatsnähe habe das Vertrauen erschüttert.
Anderer Meinung ist der Blick. Die Abfuhr für das Mediengesetz sei deutlich und trotzdem kein Misstrauensvotum. Die Pandemie habe gezeigt, dass sich die meisten Menschen in der Krise bei den etablierten Medien informierten.
Leistungsschutzrecht gefordert
Tatsächlich litten die Medien nicht darunter, dass ihnen Leserschaft, Zuschauerinnen und User abhandenkommen seien, sondern dass Werbung zu Google, Facebook & Co. abfliesse. Es brauche nun mehr denn je ein Leistungsschutzrecht, fordern die CH-Medien.
Die Schaffhauser Nachrichten sehen bereits einen Silberstreifen am Horizont. Von den Gegnern des Medienpaketes sei stets unbestritten gewesen, die Unterstützungsbeiträge bei der Zustellung für die kleinen und mittleren Verlage auszuweiten.
Kaum thematisiert wird von den Zeitungen der Röstigraben, der sich etwa bei den Abstimmungsergebnissen in den Kantonen Wallis und Freiburg zeigt. Während die deutschsprachige Minderheit in diesen Kantonen jeweils gegen die zusätzliche Medienförderung votierte, stimmte der frankophone Teil für das Paket.
Westschweizer Zeitungen sehen Kluft
Die Abstimmung über das Mediengesetz zeige einmal mehr, dass das Stimmvolk zu gross geschnürte Pakete verabscheue, schreibt die Westschweizer Tageszeitung Le Temps. Bundesrat und Parlament müssten künftig besser zuhören, sonst werde die Kluft zwischen den gewählten Vertretern und der Bevölkerung noch grösser.
Die Zeitung 24 Heures blickt voraus und hält fest, dass die Presse in nächster Zeit ohne neue finanzielle Mittel auskommen müsse, um die gute alte Zeitung zu einem angemessenen Preis in die Briefkästen zu verteilen – in der Stadt wie auf dem Land, und bei steigenden Papierpreisen. Mit oder ohne Hilfe, die Redaktionen würden auch in Zukunft mit Leidenschaft und Unabhängigkeit informieren. (SDA)