Die SRG kritisiert ausländische Werbefenster – verdient aber an ihnen mit
Dass die SRG über Admeira an ausländischen Werbefenster mitverdient, stösst Kritikern sauer auf. Die SRG selbst sieht darin aber kein Problem.
Den Abfluss von Werbegeldern ins Ausland zu mindern, ist eines der erklärten Ziele der Werbeallianz Admeira, an der sich nebst Swisscom und Ringier auch die SRG beteiligt. Dabei geht es nicht nur darum, eine Alternative zu den Internetgiganten Facebook und Google zu schaffen, sondern auch zu den Werbefenstern der ausländischen TV-Stationen, die hierzulande vor allem durch Goldbach vermarktet werden.
Kritik an Doppelrolle von Natalie Rickli
Natalie Rickli, die prominenteste Vertreterin des Küsnachter Unternehmens, wurde deshalb von den Medien-Gewerkschaften SSM und Syndicom, sowie dem Journalisten-Berufsverband Impressum in einem offenen Brief dazu aufgefordert, als Präsidentin der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen zurückzutreten. Im Brief wird kritisiert, dass Rickli einerseits führend die Dossiers «Service public» und «No Billag» bearbeitet, andererseits in ihrer Funktion als Goldbach-Kader eine direkte Konkurrenz zur SRG darstellt und als Präsidentin der «Aktion Medienfreiheit» auch als bekennende SRG-Gegnerin auftritt.
«Deshalb fordern wir Sie auf, Berufsinteresse und politische Arbeit zu trennen und in diesen medienpolitischen Fragen als Kommissionspräsidentin der KVF in den Ausstand zu treten», so die Forderung.
Kritik an der Werbeallianz Admeira wird gerne mit besagtem Abfluss von Werbegeldern erwidert. Die Sonntagszeitung zitiert Noch-SRG-Generaldirektor Roger de Weck – dieser habe im Blick damit argumentiert, dass bereits «die Hälfte der Einnahmen aus Werbespots Schweizer Werbefenstern ausländischer Kanäle» zufliesse. Und auch Medienministerin Doris Leuthard stellt auf Admeira-Kritik die Frage, wieso man «diesen Markt ins Ausland abwandern lassen» solle.
Admeira hat ausländische Werbefenster im Portfolio
Die Sonntagszeitung schreibt nun, es sei «vor diesem Hintergrund […] umso erstaunlicher, dass auch die SRG via Admeira Reklame auf ausländischen Kanälen» vermarkte. Die Rede ist von den beiden französischen Privatsendern TF1 und TMC, die Admeira in der Westschweiz «im Angebot» hat. Die SRG fördere somit eine Entwicklung, vor der sie normalerweise eindringlich warne, heisst es im Artikel.
Das stösst in der Politik auf Kritik, aber auch auf Verständnis. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen bezeichnet es als «ordnungspolitischen Sündenfall», dass Öffentlich-Rechtliche ein Business betreiben, das die Privaten selbst machen könnten. SP-Politikern Jacqueline Badran sieht zwar einen Widerspruch zum Admeira-Ziel, Werbegelder im Land zu behalten. Andererseits ist sie der Meinung, dass sich Admeira an den geänderten Bedürfnissen der Werbewirtschaft orientieren müsse: «Kunden wollen heute ein konvergentes Päckli», sagt sie.
SRG kritisiert nicht Werbefenster generell
Weniger Probleme mit der Thematik sieht die SRG selbst. Sprecher Daniel Steiner sagt zur Sonntagszeitung, man kritisiere nicht Werbefenster per se, sondern deren Bevorteilung gegenüber Schweizer Anbietern. So müssten ausländische Sender nichts von ihren Einnahmen in den Schweizer Film investieren, wie das bei Schweizer Veranstaltern der Fall ist. Und auch das Verbot von zielgerichteter Werbung gelte für die ausländische Konkurrenz nicht. Man kritisiere lediglich die Diskriminierung der Schweizer Anbieter, die trotz der Reinvestition in den Schweizer Journalismus benachteiligt würden, so Steiner. (hae)