Keine Witze für Roschee
Fernsehen Schawinskis Deutschland-Abenteuer beginnt mit einem Fehlstart: Sat1 verliert Harald Schmidt.
Fernsehen Schawinskis Deutschland-Abenteuer beginnt mit einem Fehlstart: Sat1 verliert Harald Schmidt.
Wie er mit dem Aushängeschild Harald Schmidt umgeht, daran wollte die Frankfurter Allgemeine Zeitung den neuen Sat-1-Chef Roger Schawinski messen. Zu der Lackmus-probe kommt es nicht: Schmidt hat eine «kreative Pause» für 2004 angekündigt, nur drei Tage nach Schawinskis Inthronisierung. Obwohl der neue Boss als erste Amtshandlung bei Schmidt angerufen hatte, um ihn beim Sender zu halten, wie Schawinski dem Spiegel erzählte. Offiziell hat Schmidts plötzliche Unlust nichts mit dem Führungswechsel bei Sat 1 zu tun. Doch es ist kein Geheimnis, dass Schmidt mit dem geschassten Geschäftsführer Martin Hoffmann befreundet ist. Und noch zu Beginn derselben Woche hatte der Talkmaster bei der Aufzeichnung zur Show «20 Jahre Sat 1» die Frage, ob er seine Sendung bis zum Rentenalter machen wolle, mit Ja beantwortet – an einen Lügendetektor angeschlossen, wie der Branchendienst Kress berichtete.
Kaum Gespür für Unterhaltung
Der Abgang des Zugpferds Harald Schmidt ist ein schwerer Rückschlag für Roger Schawinski, noch bevor er sein Amt richtig angetreten hat. Das zeigen auch Einschätzungen von Weggefährten, welche die Werbewoche noch vor Schmidts Entscheid befragt hatte. Schawinskis Stärke ist der Nachrichtenbereich, sind sich Markus Gilli, Michi Frank und Peter Rothenbühler einig. Da fehlte es Sat1 bisher an Kompetenz, und da könnte Schawinski auch am meisten bewegen, glaubt IPM-Chef Frank, der 6 Jahre lang als Belcom-Geschäftsführer Schawinskis Medien vermarktet hat. «Für Unterhaltung – wo Sat1 stark ist – hatte Schawinski aber eigentlich nie ein besonderes Gespür», urteilt Rothenbühler, der sich 2001 ein halbes Jahr als Programmleiter von Tele 24 versucht hat und heute als Chefredaktor von Le Matin amtet. «Für die Unterhaltung braucht Schawinski nun die besten Leute – aber wenn man Harald Schmidt an Bord hat, hat man ja schon den besten Mann!»
Hatte. Nun steht der einstige Radiopirat vor der schweren Aufgabe, einen würdigen Ersatz für eine Kultfigur zu finden. Die Suche sei be-
reits eröffnet, sagte Schawinski am Dienstag zum Boulevardblatt Bild. Sein Konzept: Die neue Show soll «aktueller sein – die wichtigste Person des Tages soll Thema sein oder sogar live in der Show sitzen». Dass er selbst diese Show moderieren könnte, wies Schawinski in Interviews ab. Der Talker aus Leidenschaft sei «eine frühere Inkarnation» gewesen.
Harald Schmidt zweifelte offenbar daran. In seiner Sendung ätzte er, so gut, wie Schawinski aussehe, mache der sicher bald eine eigene Show: «Nur die Kasse zählt.» Auch Peter Rothenbühler meldet Be-
denken an: «Roger ist Programmmacher, er ist bildschirmgeil. Ob er es lange in seinem Managerbüro aushalten wird, bezweifle ich. Aber ein Fernsehdirektor darf bei diesen grossen Sendern nicht selber Star sein.»
Machtmensch mit Verantwortung
Auch wenn Schawinski im Hintergrund bleibt, wird er es nicht leicht haben, den beliebten und zuletzt erfolgreichen Martin Hoffmann vergessen zu machen. Zumal er nicht dafür bekannt ist, eine feine Klinge zu führen. Ob sich der Radiopirat in der Hierarchie und dem Intrigenspiel des Grosskonzerns ProSieben Sat1 zurechtfindet, muss sich erst zeigen. Frühere Mitarbeiter sind aber davon überzeugt. «Roger ist zwar ein Machtmensch», meint Frank, «doch er kann auch Verantwortung tragen und jenen übertragen, denen er vertraut.» Für Markus Gilli, schon zu Piratenzeiten bei Radio 24 und heute Programmleiter von TeleZüri, ist Schawinski vor allem ein hervorragender Motivator. «Täglich sprang von ihm der Funke auf das Team von Radio 24 über», erzählt Gilli. «Der Geist Schawinski wird sicher auch bei Sat1 wehen.»
Mit rund 180 Angestellten ist Sat1 nicht einmal viel grösser als die Belcom AG auf ihrem Höhepunkt. Dennoch weht in Deutschland ein anderer Wind – «der raue Wind des Wettbewerbs, den Schawinski sich für die Schweiz immer gewünscht hat», so Rothenbühler. Nun müsse er zeigen, was er kann. «Dass er sich dieser Prüfung stellt, statt sich auf dem Status des Elder Mediaman auszuruhen, finde ich absolut grossartig.»
Muss erst «Dirty Harrys» Abgang verdauen: Roger Schawinski.
Wie er mit dem Aushängeschild Harald Schmidt umgeht, daran wollte die Frankfurter Allgemeine Zeitung den neuen Sat-1-Chef Roger Schawinski messen. Zu der Lackmus-probe kommt es nicht: Schmidt hat eine «kreative Pause» für 2004 angekündigt, nur drei Tage nach Schawinskis Inthronisierung. Obwohl der neue Boss als erste Amtshandlung bei Schmidt angerufen hatte, um ihn beim Sender zu halten, wie Schawinski dem Spiegel erzählte. Offiziell hat Schmidts plötzliche Unlust nichts mit dem Führungswechsel bei Sat 1 zu tun. Doch es ist kein Geheimnis, dass Schmidt mit dem geschassten Geschäftsführer Martin Hoffmann befreundet ist. Und noch zu Beginn derselben Woche hatte der Talkmaster bei der Aufzeichnung zur Show «20 Jahre Sat 1» die Frage, ob er seine Sendung bis zum Rentenalter machen wolle, mit Ja beantwortet – an einen Lügendetektor angeschlossen, wie der Branchendienst Kress berichtete.
Kaum Gespür für Unterhaltung
Der Abgang des Zugpferds Harald Schmidt ist ein schwerer Rückschlag für Roger Schawinski, noch bevor er sein Amt richtig angetreten hat. Das zeigen auch Einschätzungen von Weggefährten, welche die Werbewoche noch vor Schmidts Entscheid befragt hatte. Schawinskis Stärke ist der Nachrichtenbereich, sind sich Markus Gilli, Michi Frank und Peter Rothenbühler einig. Da fehlte es Sat1 bisher an Kompetenz, und da könnte Schawinski auch am meisten bewegen, glaubt IPM-Chef Frank, der 6 Jahre lang als Belcom-Geschäftsführer Schawinskis Medien vermarktet hat. «Für Unterhaltung – wo Sat1 stark ist – hatte Schawinski aber eigentlich nie ein besonderes Gespür», urteilt Rothenbühler, der sich 2001 ein halbes Jahr als Programmleiter von Tele 24 versucht hat und heute als Chefredaktor von Le Matin amtet. «Für die Unterhaltung braucht Schawinski nun die besten Leute – aber wenn man Harald Schmidt an Bord hat, hat man ja schon den besten Mann!»
Hatte. Nun steht der einstige Radiopirat vor der schweren Aufgabe, einen würdigen Ersatz für eine Kultfigur zu finden. Die Suche sei be-
reits eröffnet, sagte Schawinski am Dienstag zum Boulevardblatt Bild. Sein Konzept: Die neue Show soll «aktueller sein – die wichtigste Person des Tages soll Thema sein oder sogar live in der Show sitzen». Dass er selbst diese Show moderieren könnte, wies Schawinski in Interviews ab. Der Talker aus Leidenschaft sei «eine frühere Inkarnation» gewesen.
Harald Schmidt zweifelte offenbar daran. In seiner Sendung ätzte er, so gut, wie Schawinski aussehe, mache der sicher bald eine eigene Show: «Nur die Kasse zählt.» Auch Peter Rothenbühler meldet Be-
denken an: «Roger ist Programmmacher, er ist bildschirmgeil. Ob er es lange in seinem Managerbüro aushalten wird, bezweifle ich. Aber ein Fernsehdirektor darf bei diesen grossen Sendern nicht selber Star sein.»
Machtmensch mit Verantwortung
Auch wenn Schawinski im Hintergrund bleibt, wird er es nicht leicht haben, den beliebten und zuletzt erfolgreichen Martin Hoffmann vergessen zu machen. Zumal er nicht dafür bekannt ist, eine feine Klinge zu führen. Ob sich der Radiopirat in der Hierarchie und dem Intrigenspiel des Grosskonzerns ProSieben Sat1 zurechtfindet, muss sich erst zeigen. Frühere Mitarbeiter sind aber davon überzeugt. «Roger ist zwar ein Machtmensch», meint Frank, «doch er kann auch Verantwortung tragen und jenen übertragen, denen er vertraut.» Für Markus Gilli, schon zu Piratenzeiten bei Radio 24 und heute Programmleiter von TeleZüri, ist Schawinski vor allem ein hervorragender Motivator. «Täglich sprang von ihm der Funke auf das Team von Radio 24 über», erzählt Gilli. «Der Geist Schawinski wird sicher auch bei Sat1 wehen.»
Mit rund 180 Angestellten ist Sat1 nicht einmal viel grösser als die Belcom AG auf ihrem Höhepunkt. Dennoch weht in Deutschland ein anderer Wind – «der raue Wind des Wettbewerbs, den Schawinski sich für die Schweiz immer gewünscht hat», so Rothenbühler. Nun müsse er zeigen, was er kann. «Dass er sich dieser Prüfung stellt, statt sich auf dem Status des Elder Mediaman auszuruhen, finde ich absolut grossartig.»
Muss erst «Dirty Harrys» Abgang verdauen: Roger Schawinski.
Stefano Monachesi