Die No-Billag-Befürworter liegen vorn – 57 Prozent würden heute Ja sagen
Laut einer repräsentativen Meinungsumfrage bekennt sich eine Mehrheit der Stimmbürger aktuell zur No-Billag-Initiative. 3+-Chef Dominik Kaiser bereitet sich auf eine Annahme vor.
Stand heute würde die No-Billag-Initiative angenommen. Das geht aus einer Umfrage hervor, welche das Marktforschungsunternehmen Marketagent.com – auch verantwortlich für den Impact Check der Werbewoche – durchgeführt hat und die von der SonntagsZeitung veröffentlicht wurde.
57 Prozent würden demnach der Abschaffung der TV- und Radiogebühren zum aktuellen Zeitpunkt zustimmen. Lediglich 34 Prozent sind dagegen und 8 Prozent noch untentschlossen.
Dabei wird klar: Das Argument, dass eine Annahme der Initiative das Ende der SRG bedeuten würde, sticht scheinbar nicht – 60 Prozent der Befragten glauben nicht daran. 46 Prozent gehen davon aus, dass auch nach einer Annahme grosse nationale und unabhängige Radio- und Fernsehprogramme angeboten würden. Scheinbar gehen viele Stimmberechtigte davon aus, dass sich – bis auf die wegfallende Billag-Rechnung – nicht viel ändern würde.
Diese Haltung erklärt wohl auch, wie ein weiteres Resultat der Befragung möglich sein kann: Knapp 55 Prozent der Befragten sind voll oder mehrheitlich zufrieden mit dem SRF-Angebot. Nur 33 Prozent sind ganz oder teilweise unzufrieden.
Als Grund für die 57 Prozent Befürworter wird angeführt, dass die Initiativ-Gegner von der frühen Befürworter-Kampagne «überrumpelt» worden seien und man bisher die ganze Gegenkampagne der SRG überlassen habe. Die Bemühungen der SRG werden von Kritikern als eher kontraproduktiv eingeschätzt.
Wird die Gegenkampagne lanciert – geplant ist das erst im neuen Jahr – schmilzt der Vorsprung normalerweise zusammen. Unter diesem Gesichtspunkt ist dieser mit 57 Prozent in diesem frühen Stadium eher gering.
Kaiser würde noch mehr in Fiktion investieren
Dennoch: Eine Annahme wird vielerorts auch als realistisches Szenario angesehen. So kann sich beispielsweise 3+-Senderchef Dominik Kaiser ein Ende der SRG durchaus vorstellen – und wäre bereit, in einzelnen Bereichen in die Bresche zu springen.
Man würde «noch schneller noch mehr Geld in zusätzliche Schweizer Programminhalte investieren», sagt er zur Schweiz am Wochenende. Nämlich in «serielle Fiktion und weitere Unterhaltungsformate». Man habe sich als Unterhaltungssender für ein junges Publikum positioniert, begründet Kaiser das fehlende Interesse an SRF-Erfolgsformaten wie «Reporter», «Dok» oder «Arena».
In die Fiktion-Produktion investiert Kaiser aber ohnehin. Der in der Werbewoche angekündigte Plan, eigene Serien zu produzieren, wird 2018 in die Tat umgesetzt – egal, wie die No-Billag-Initiative ausgeht. Im Herbst soll eine Krimi-Serie lanciert werden, in der ein Ermittlerpaar in den Bergen Fälle löst.
Der SRG-Kritiker will damit SRF den Krimi-Abend streitig machen. SRF bewirtschaftet diesen Bereich mit der Publikums-Hit «Der Bestatter» und neuerdings mit «Wilder» erfolgreich. (hae)