Die neue Besetzung der SRG-Ombudsstelle war eigentlich anders vorgesehen
Kurt Schöbi und Esther Girsberger übernehmen ab April 2020 als Team die Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz. Wie jetzt bekannt wurde, ging der Ernennung ein verpatztes Wahlprozedere voraus.
Ende März 2020 tritt SRG-Ombudsmann Roger Blum sein Amt ab und überlässt das Feld seinen Nachfolgern. Als im Dezember 2019 bekannt wurde, dass Kurt Schöbi und Esther Girsberger die Aufgabe in Zukunft als Team wahrnehmen werden, verschwieg die SRG in der Mitteilung eine Tatsache, die nun von der Schweiz am Wochenende publik gemacht wurde: Die beiden neuen Ombudsleute sind das Resultat eines verpatzten Wahlprozederes.
Eigentlich wählt der Publikumsrat den Ombudsmann aus den Bewerbungen, die nach einer öffentlichen Ausschreibung eingehen. So geschehen, als man im vergangenen Jahr die Nachfolge von Blum bestimmen wollte. Gewählt wurde die Anwältin und UBI-Vizepräsidentin Catherine Müller sowie ein Aargauer Lehrer. Die Kandidaten bewarben sich einzeln und unabhängig voneinander, da die Ausschreibung nicht berücksichtigte, dass die beiden Ombudsleute als Team funktionieren müssen.
Als sich die beiden Gewählten nach der Wahl erstmals trafen, zeigte sich gemäss Schweiz am Wochenende, dass sie «nicht kompatibel» waren. Der medieninteressierte Lehrer zog sich in der Folge zurück. Man habe, so Publikumsrats-Präsidentin Susanne Hasler, unterschätzt, wie wichtig es sei, dass die Chemie zwischen den Personen stimmen müsse und dass diese ähnliche Werte vertreten würden, um als Co-Leitung zu funktionieren. Dies war scheinbar bei Müller und dem Lehrer nicht der Fall.
Kandidaten wurden aktiv angefragt
Laut Hasler war es nicht möglich, aus den rund vierzig Bewerbungen («darunter auch Studierende der Medienwissenschaften, die eine 50-Prozent-Stelle noch attraktiv gefunden hätten») einen neuen geeigneten Kandidaten zu finden. Statt eine neue, offene Ausschreibung zu starten, erstellte der Publikumsrat eine Liste mit 16 Namen. Fünf davon wurden anschliessend mit der bereits gewählten Catherine Müller zu «Turnus-Gesprächen» – also eine Art Speed-Dating – geladen. Gesucht: das ideale Paar. Zwei der Auserwählten wollten sich dem Verfahren nicht unterziehen und zogen sich zurück.
In der Mitteilung der SRG zum neuen Ombuds-Team Girsberger/Schöbi stand weder, dass die Wahl nichts mit der öffentlichen Ausschreibung zu tun hatte, noch dass die eigentlich im ersten Wahlgang gewählte Ombudsfrau Müller im zweiten Durchgang ausgebootet wurde.
Im Aprili treten die Blum-Nachfolger ihre Stelle mit jeweils einem 40-Prozent-Pensum an. Wieviel sie dabei verdienen, will Susanne Hasler gegenüber der Schweiz am Wochenende nicht verraten. Es handle sich aber um eine «Fachkaderstelle».