Die Ära der auffälligen SonntagsBlick-Boxen geht zu Ende

Am Sonntag wurden die Ringier-Zeitungsautomaten zum letzten Mal mit dem SonntagsBlick befüllt. In der Deutschschweiz prägten die auffälligen Boxen lange das Dorfbild.

(Bild: Keystone)

Einst betrieb Ringier rund 3200 Boxen. «Zu den besten Zeiten verkauften wir pro Sonntag bis zu 100’000 Zeitungen», sagt Ringier-Mediensprecher Michele Paparone gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch der Blick konnte zwischen 1988 und 2009 am Automaten bezogen werden.

Doch das veränderte Leseverhalten führte zum Ende der Automaten. Nur noch 938 Boxen hatte Ringier zuletzt im Einsatz. Gegenüber Persönlich sprach Ringier noch von einer Verkaufszahl im «tiefen vierstelligen Bereich». Nach dem letzten Sonntag im Juli wurden auch diese Automaten abgebaut.

Schon 1969 lanciert

Die Boxen gehörten lange zum Dorfbild in der Deutschschweiz. Ringier startete damit schon 1969 – bei der Lancierung des SonntagsBlick. Das heutige Modell ist seit 2006 im Einsatz. Bis 2015 beziehungsweise 2016 standen die auffälligen rot-gelben Boxen noch in Konkurrenz mit Tamedia und NZZ.

Laut Paparone haben die Automaten in ländlichen Regionen und Agglomerationen lange ein Kund:innenbedürfnis bedient. Auch während der Corona-Pandemie mit den Sonntagsverkaufsverboten sei dadurch ein einigermassen geregelter Zeitungsvertrieb möglich gewesen. Doch die Gründe für das längere Betreiben der Automaten fallen jetzt weg: «Das Leseverhalten hat sich nochmal stark verändert. Die Automaten lassen sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben», sagt der Mediensprecher.

Ein Automat als falscher Blitzkasten

So bleiben bald nur noch Anekdoten von den auffälligen Zeitungsboxen. Davon gebe es einige, sagt Paparone. Etwa, dass ein Automat wegen eines Nachbarschaftsstreits in einem Garten platziert wurde. Oder dass die Seepolizei schon mal einen aus den Gewässern gefischt hatte.

Vor allem an der Fasnacht waren die SonntagsBlick-Automaten ein beliebtes Ziel: Teilweise tauchten sie wieder auf, andere verschwanden für immer. Einige wurden ohne die Zustimmung von Ringier auf dem Online-Marktplatz Ricardo zum Verkauf angeboten. Ausgediente Automaten seien aber auch beliebt als Barschrank oder Gartenlaterne.

Nicht zuletzt sorgte ein Scherzbold auch im Internet für Aufsehen, als er ein Bild einer Zeitungsbox als Radarfalle verfälschte. In den Jahren 2011, 2012 und 2014 herrschte grosse Aufregung über den «Blitzkasten». (SDA/swi)

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