Bund nimmt Mediapulse-Messsystem in Schutz

Der Bund hat nichts am neuen Messsystem für die Erhebung der TV-Nutzungsdaten auszusetzen. Aus Sicht des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation Uvek sollten die derzeit blockierten Nutzungsdaten publiziert werden.

Die Datenerhebung halte die gesetzlichen Grundanforderungen der Wissenschaftlichkeit ein, hielt das Uvek am Donnerstag fest. Das von mehreren TV-Sendern kritisierte System sei gesetzeskonform. Zu diesem Schluss komme das Departement in seinem Aufsichtsentscheid aufgrund der vorliegenden Informationen. Dazu gehören laut Entscheid die Gutachten, welche die Stiftung Mediapulse in Auftrag gegeben hatte.

Diese Gutachten enthalten allerdings auch Empfehlungen für punktuelle Verbesserungen, welche Mediapulse in einem Massnahmenplan zusammen mit Anregungen aus der Branche umsetzen will. Dass es zu Anpassungen im Bereich der Feinjustierung kommt, begrüsst auch das Uvek. Es verpflichtet den Mediapulse-Verwaltungsrat, den Plan umzusetzen und das Uvek über die Arbeiten monatlich zu informieren.

Trotz Verbesserungsmöglichkeiten gibt es aber für das Uvek keinen Grund, die Daten zurückzuhalten. «Aus Sicht des Uvek sollten die mit dem neuen System erhobenen Daten deshalb weitergegeben, publiziert und dem Markt zur Verfügung gestellt werden können», heisst es im Entscheid. Das Uvek räumt aber ein, dass es die Qualität der Daten nicht im Einzelnen überprüft hat.

Qualitätskontrolle durch Kommission

Die Qualität der Daten prüfte das Uvek nicht. Dafür zählt es auf die Arbeit der Medienwissenschaftlichen Kommission MWK, welche Mediapulse zur Qualitätssicherung einsetzen muss. Das mit drei bis fünf Medienwissenschaftlern bestückte Gremium wird bis Ende 2013 das neue Messsystem auswerten. Deutlich hält das Uvek fest, dass die neuen Daten wegen der Unterschiede der Panels nicht mit den alten verglichen werden könnten. Da das alte System den Markt nicht mehr korrekt abzubilden vermochte, sei es normal, dass es nun Abweichungen gebe. Das sei aber kein Grund, «an der Qualität der neuen Daten zu zweifeln». (SDA)

Das Uvek ist als Aufsichtsbehörde aktiv geworden, nachdem mehrer TV-Sender das Erhebungssystem harsch kritisieren und bis heute die Publikation der Nutzungsdaten gerichtlich verhindern. Bisher kündigten zehn Regionalfernsehsender ihre Verträge (Werbewoche.ch berichtete).

Mediapulse zufrieden

«Wir haben mit Befriedigung von der Verfügung des Uvek Kenntnis genommen», sagt Manuel Dähler, Geschäftsleiter von Mediapulse in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die detaillierte Überprüfung des Vorgehens von Mediapulse durch die oberste Aufsichtsbehörde bestätige einerseits das korrekte Vorgehen in Bezug auf die neue schweizerische Fernsehforschung und stelle andererseits unmissverständlich fest, dass es keine Gründe gebe, die neuen Fernsehdaten nicht umgehend zu publizieren.

Rückzug der Klage von 3plus wird erwartet

Nach der klaren Bestätigung des neuen schweizerischen TV-Messsystems durch das Uvek sei der Weg frei für einen Rückzug der Klage des TV-Senders 3plus wegen angeblicher Verletzung des Bundesgesetzes über unlauteren Wettbewerb UWG, schreibt Mediapulse in der Mitteilung abschliessend. Gemäss Uvek sprechen die Fakten eindeutig für eine uneingeschränkte Veröffentlichung der Daten zu  Gunsten aller Marktteilnehmer. Nach wie vor sei die Publikation der neu erhobenen Fernsehquoten nicht möglich: Der TV-Sender 3plus hatte im April 2013 mittels einer superprovisorischen Verfügung die  Publikation der neuen Fernsehmessdaten verhindern lassen. Das  Verfahren ist weiterhin beim Obergericht Nidwalden hängig (Werbewoche.ch berichtete).

Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen Printausgabe der Werbewoche: Dominik Kaiser: «Wir sind nicht das Problem»

Bild: Mediapulse.ch

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