«Wir haben unser Budget angepasst»
TV3-Chef Jürg Wildberger über die radikalen Programmänderungen bei seinem Sender
TV3-Chef Jürg Wildberger über die radikalen Programmänderungen bei seinem SenderUmstruktierungen im Programm am Laufmeter – das ist derzeit der einzige sichere Wert bei TV3. Senderchef Jürg Wildberger ist überzeugt, dass nur wirklich neue Formate eine Chance haben im Schweizer Publikumsmarkt. Die aber sind rar und teuer.Mit der neuen Absetzung diverser Eigenproduktionen erwirkt TV3 einen Kahlschlag im Programm. Welches ist Ihre Vision?
Jürg Wildberger: Das ist kein Kahlschlag. Diese Sendungen laufen in dieser Saison aus und werden im Herbst nicht fortgesetzt. Wir müssen konsequent auf Programme setzen, die im Publikumsmarkt einen Aufwärtstrend zeigen. Für alles andere haben wir einfach keinen Platz mehr.
Welche Lehren ziehen Sie aus den ersten sieben Monaten von TV3.
Wildberger: Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass niemand auf uns gewartet hat. Wenn man in der Schweiz eine Alternative zum etablierten Angebot aufbauen will, muss man wirklich sehr gut sein. Chancen haben nur wirklich neue Dinge, die sich deutlich vom Angebot auf SFDRS und der deutschen Sender unterscheiden.
Konkret: Welche neuen Sendungen plant TV3 anstelle der abgesetzten Programme?
Wildberger: Im Moment diskutieren und verhandeln wir. Entscheide sind noch keine gefallen. Vieles hängt davon ab, ob wir «Big Brother» bringen oder nicht. Kommt die Sendung, dann haben wir während fünfzehn Wochen täglich ein starkes Programm.
Mit Sendungen wie «Robinson», «Millionärsshow» oder «Big Brother» lassen sich kurzfristig Erfolge erzielen. Sind sie aber aus dem Programm, ist auch das Publikum weg. Solche Sendungen sind kein Rezept, um regelmässig Zuschauer zu binden. Die aber braucht TV3.
Wildberger: Wir sind immer noch in der Aufbauphase und müssen Reichweite schaffen. Da helfen solche Programme. Aber wir sind auch an einem Punkt, wo wir festere Strukturen schaffen müssen, damit die Leute uns auch regelmässiger schauen. Das ist klar. Deshalb überlegen wir uns zum Beispiel für den Herbst, die «Millionärsshow» regelmässig einmal pro Woche zu senden.
Diese Quotenrenner sind auch wahnsinnig teuer. Sie lassen sich ja gar nicht refinanzieren.
Wildberger: Im Moment stimmt das. Aber Sendungen wie «Robinson» oder die «Millionärsshow» haben eine Marketingfunktion. Wenn wir solche Formate künftig regelmässig senden, sinken auch die Produktionskosten. Für den Herbst planen wir, die «Millionärsshow» regelmässig einmal wöchentlich zu bringen, und auch von «Robinson» wird es im nächsten Jahr eine neue Auflage geben.
TV3 hat seine Programminvestitionen in den werbeschwachen Monaten heruntergefahren. Für einen neuen Sender ist es gefährlich, sich nach den Zyklen der Werbewirtschaft zu richten. Zuerst müssen Sie ja die Zuschauer gewinnen, und das funktioniert nur mit einem konstanten Programm.
Wildberger: Wir müssen auch die Einnahmen und Ausgaben einigermassen im Gleichgewicht halten. Ein teures Programm, das viele Zuschauer anlockt, aber wenig Werbeeinnahmen generiert, können wir uns nicht leisten.
Auch die Werbewirtschaft pocht auf ein berechenbares und deshalb konstantes Programm. Das ist nicht möglich, wenn Sie dauernd umbauen.
Wildberger: Die Werbung will regelmässige Leistungen durch die ganze Woche planbar auf ein Jahr oder ein halbes. Leider kann man das aber nicht garantieren, solange der Sender im Aufbau ist. Immerhin: Bis zum Sommer verändern wir jetzt ganz bewusst überhaupt nichts. Auf den Herbst hin stellen wir dann vieles wieder um, das ist richtig.
TV3 hat ja nicht nur mit Eigenproduktionen Mühe. Auch die grossen Filme haben zu wenig Publikum. Selbst Blockbusters bleiben meistens deutlich unter fünf Prozent Marktanteil.
Wildberger: Das ist richtig. Wir sind auch hier noch nicht dort, wo wir hin wollen. Filme brauchen einfach Zeit. Schweizer Sender haben das Image, keine guten Filme zu bringen. Dagegen müssen wir kämpfen und Zeichen setzen. Zum Beispiel haben wir jetzt «Titanic» programmiert, gleichzeitig mit den Sendern in Deutschland und Österreich.
Das wird aber wohl eine Ausnahme bleiben. Bei den Erstausstrahlungsrechten werden die finanzkräftigen Pro7 und RTL die Nase immer vorn haben.
Wildberger: Vorausstrahlungsrechte sind für uns in der Regel nicht bezahlbar. Gleichzeitige Ausstrahlungen muss man hart verhandeln. Da sitzen wir im selben Boot wie SFDRS.
TV3 spricht wieder von steigenden Marktanteilen. Das ist aber nur auf aussergewöhnliche Formate wie «Robinson» oder «Millionärsshow» zurückzuführen. Andere Sendungen haben nicht zugelegt.
Wildberger: «Robinson» und «Millionärsshow» zeigen uns, dass wir mit dem richtigen Programm eine Chance haben im Markt. Daneben legen Sendungen wie «Fohrler live» oder die Serie «Eine himmlische Familie» zu.
Solche neuen, erfolgreichen Formate sind aber knapp und die Lizenzen dafür sehr teuer. Ein ganzes Vollprogramm lässt sich damit wohl nie füllen.
Wildberger: Es gibt im Moment sicher fünfzehn Formate, die das Potenzial haben, eine Top-Sendung zu werden, und die wir sofort machen könnten. Aber natürlich ist das immer eine Frage des Geldes.
Und das fehlt, wie die massiven Einsparungen im Programm von TV3 belegen. Die Kürzungen passierten kurz nach der Übernahme Ihrer Partnerin SBS durch die UPC. Sind die aktuellen Sparanstrengungen als Signal Ihrer neuen Miteigentümerin zu deuten?
Wildberger: Unser aktueller Kurs hat überhaupt nichts mit der Übernahme der SBS durch UPC zu tun. Die Übernahme ist noch nicht vollzogen. Sicher ist, dass UPC selber eine langfristige Investitionsstrategie hat. Und sie braucht dazu Content aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. UPC will in diese Länder.
Aber Sie gehen mit Ihren Mitteln sparsamer um, das ist offensichtlich.
Wildberger: Wir müssen versuchen, Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht zu halten. Unsere Werbeeinnahmen sind tiefer als geplant. Das wirkt sich natürlich auch auf das Budget aus.
Ursprünglich hatte TV3 ein Jahresbudget von 73 Millionen Franken. Um wie viel haben Sie es zurückgenommen?
Wildberger: Wir haben unser Budget den geringeren Einnahmen angepasst. Zahlen kann ich aber keine nennen.
Haben Sie auch Ihre Marktanteilsziele revidiert? Vor dem Start von TV3 war ja die Rede von einem Marktanteil von 10 bis 15 Prozent in drei Jahren. Das scheint im Moment nicht mehr realistisch?
Wildberger: Unsere Zielsetzung ist immer noch ein Marktanteil von zehn Prozent, und im Augenblick steigen die Ratings.
TV3 hat nicht nur mit seinem Programm Sorgen. Jetzt kommt auch noch das Bakom und klärt ab, ob TV3 mit der Absetzung von «News um 7» seine Konzession verletzt.
Wildberger: Ich bin optmistisch, dass das Verfahren zu unseren Gunsten ausgehen wird. Information findet ja nicht nur in den Newssendungen statt. Wir haben eine ganze Reihe anderer infolastiger Programme wie etwa «Fohrler live» oder die Dokumentarfilme. Interview: Daniel Schifferle
Jürg Wildberger: Das ist kein Kahlschlag. Diese Sendungen laufen in dieser Saison aus und werden im Herbst nicht fortgesetzt. Wir müssen konsequent auf Programme setzen, die im Publikumsmarkt einen Aufwärtstrend zeigen. Für alles andere haben wir einfach keinen Platz mehr.
Welche Lehren ziehen Sie aus den ersten sieben Monaten von TV3.
Wildberger: Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass niemand auf uns gewartet hat. Wenn man in der Schweiz eine Alternative zum etablierten Angebot aufbauen will, muss man wirklich sehr gut sein. Chancen haben nur wirklich neue Dinge, die sich deutlich vom Angebot auf SFDRS und der deutschen Sender unterscheiden.
Konkret: Welche neuen Sendungen plant TV3 anstelle der abgesetzten Programme?
Wildberger: Im Moment diskutieren und verhandeln wir. Entscheide sind noch keine gefallen. Vieles hängt davon ab, ob wir «Big Brother» bringen oder nicht. Kommt die Sendung, dann haben wir während fünfzehn Wochen täglich ein starkes Programm.
Mit Sendungen wie «Robinson», «Millionärsshow» oder «Big Brother» lassen sich kurzfristig Erfolge erzielen. Sind sie aber aus dem Programm, ist auch das Publikum weg. Solche Sendungen sind kein Rezept, um regelmässig Zuschauer zu binden. Die aber braucht TV3.
Wildberger: Wir sind immer noch in der Aufbauphase und müssen Reichweite schaffen. Da helfen solche Programme. Aber wir sind auch an einem Punkt, wo wir festere Strukturen schaffen müssen, damit die Leute uns auch regelmässiger schauen. Das ist klar. Deshalb überlegen wir uns zum Beispiel für den Herbst, die «Millionärsshow» regelmässig einmal pro Woche zu senden.
Diese Quotenrenner sind auch wahnsinnig teuer. Sie lassen sich ja gar nicht refinanzieren.
Wildberger: Im Moment stimmt das. Aber Sendungen wie «Robinson» oder die «Millionärsshow» haben eine Marketingfunktion. Wenn wir solche Formate künftig regelmässig senden, sinken auch die Produktionskosten. Für den Herbst planen wir, die «Millionärsshow» regelmässig einmal wöchentlich zu bringen, und auch von «Robinson» wird es im nächsten Jahr eine neue Auflage geben.
TV3 hat seine Programminvestitionen in den werbeschwachen Monaten heruntergefahren. Für einen neuen Sender ist es gefährlich, sich nach den Zyklen der Werbewirtschaft zu richten. Zuerst müssen Sie ja die Zuschauer gewinnen, und das funktioniert nur mit einem konstanten Programm.
Wildberger: Wir müssen auch die Einnahmen und Ausgaben einigermassen im Gleichgewicht halten. Ein teures Programm, das viele Zuschauer anlockt, aber wenig Werbeeinnahmen generiert, können wir uns nicht leisten.
Auch die Werbewirtschaft pocht auf ein berechenbares und deshalb konstantes Programm. Das ist nicht möglich, wenn Sie dauernd umbauen.
Wildberger: Die Werbung will regelmässige Leistungen durch die ganze Woche planbar auf ein Jahr oder ein halbes. Leider kann man das aber nicht garantieren, solange der Sender im Aufbau ist. Immerhin: Bis zum Sommer verändern wir jetzt ganz bewusst überhaupt nichts. Auf den Herbst hin stellen wir dann vieles wieder um, das ist richtig.
TV3 hat ja nicht nur mit Eigenproduktionen Mühe. Auch die grossen Filme haben zu wenig Publikum. Selbst Blockbusters bleiben meistens deutlich unter fünf Prozent Marktanteil.
Wildberger: Das ist richtig. Wir sind auch hier noch nicht dort, wo wir hin wollen. Filme brauchen einfach Zeit. Schweizer Sender haben das Image, keine guten Filme zu bringen. Dagegen müssen wir kämpfen und Zeichen setzen. Zum Beispiel haben wir jetzt «Titanic» programmiert, gleichzeitig mit den Sendern in Deutschland und Österreich.
Das wird aber wohl eine Ausnahme bleiben. Bei den Erstausstrahlungsrechten werden die finanzkräftigen Pro7 und RTL die Nase immer vorn haben.
Wildberger: Vorausstrahlungsrechte sind für uns in der Regel nicht bezahlbar. Gleichzeitige Ausstrahlungen muss man hart verhandeln. Da sitzen wir im selben Boot wie SFDRS.
TV3 spricht wieder von steigenden Marktanteilen. Das ist aber nur auf aussergewöhnliche Formate wie «Robinson» oder «Millionärsshow» zurückzuführen. Andere Sendungen haben nicht zugelegt.
Wildberger: «Robinson» und «Millionärsshow» zeigen uns, dass wir mit dem richtigen Programm eine Chance haben im Markt. Daneben legen Sendungen wie «Fohrler live» oder die Serie «Eine himmlische Familie» zu.
Solche neuen, erfolgreichen Formate sind aber knapp und die Lizenzen dafür sehr teuer. Ein ganzes Vollprogramm lässt sich damit wohl nie füllen.
Wildberger: Es gibt im Moment sicher fünfzehn Formate, die das Potenzial haben, eine Top-Sendung zu werden, und die wir sofort machen könnten. Aber natürlich ist das immer eine Frage des Geldes.
Und das fehlt, wie die massiven Einsparungen im Programm von TV3 belegen. Die Kürzungen passierten kurz nach der Übernahme Ihrer Partnerin SBS durch die UPC. Sind die aktuellen Sparanstrengungen als Signal Ihrer neuen Miteigentümerin zu deuten?
Wildberger: Unser aktueller Kurs hat überhaupt nichts mit der Übernahme der SBS durch UPC zu tun. Die Übernahme ist noch nicht vollzogen. Sicher ist, dass UPC selber eine langfristige Investitionsstrategie hat. Und sie braucht dazu Content aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. UPC will in diese Länder.
Aber Sie gehen mit Ihren Mitteln sparsamer um, das ist offensichtlich.
Wildberger: Wir müssen versuchen, Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht zu halten. Unsere Werbeeinnahmen sind tiefer als geplant. Das wirkt sich natürlich auch auf das Budget aus.
Ursprünglich hatte TV3 ein Jahresbudget von 73 Millionen Franken. Um wie viel haben Sie es zurückgenommen?
Wildberger: Wir haben unser Budget den geringeren Einnahmen angepasst. Zahlen kann ich aber keine nennen.
Haben Sie auch Ihre Marktanteilsziele revidiert? Vor dem Start von TV3 war ja die Rede von einem Marktanteil von 10 bis 15 Prozent in drei Jahren. Das scheint im Moment nicht mehr realistisch?
Wildberger: Unsere Zielsetzung ist immer noch ein Marktanteil von zehn Prozent, und im Augenblick steigen die Ratings.
TV3 hat nicht nur mit seinem Programm Sorgen. Jetzt kommt auch noch das Bakom und klärt ab, ob TV3 mit der Absetzung von «News um 7» seine Konzession verletzt.
Wildberger: Ich bin optmistisch, dass das Verfahren zu unseren Gunsten ausgehen wird. Information findet ja nicht nur in den Newssendungen statt. Wir haben eine ganze Reihe anderer infolastiger Programme wie etwa «Fohrler live» oder die Dokumentarfilme. Interview: Daniel Schifferle