Was bedeutet eigentlich… «Kudos»?

Benno Maggi befasst sich in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich…?» mit Begriffen aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal behandelt er den griechischen Begriff «Kudos».

Uralt zwar, dennoch sollte der knuddelige Begriff auch einmal seine Streicheleinheit erhalten. Kudos, du bist ein Superwort! Es ist ein griechisches Wort (κῦδος) – also richtig alt – und bedeutet «Lob» und «Ruhm». Den Sprung in den englischen Sprachgebrauch, so wird vermutet, schaffte es der Begriff durch den Dichter Robert Southey in einer formellen Rede, mit der er den König Georg III. beschrieb. Eine Art Tribut oder Hommage, die die Tugenden, Errungenschaften und positiven Eigenschaften des Herrschers hervorhob und gleichzeitig kritisierte. Erst im 19. Jahrhundert griffen Studenten und britische Politiker den Begriff wieder auf. Und heute gehört er zur Alltagssprache. Wenn auch nicht von allen angewendet.

Kudos ist so eine Art virtuelles Schulterklopfen und wird vor allem beim Gamen, in Foren und bei Online-Projekten einander zugeworfen wie Plüschbärchen.

Kudos meint Lob, Ehre oder Anerkennung für Leistungen oder Erfolge. Nun ist ein Lob eben ein informeller Ausdruck, der verwendet wird, um Zustimmung oder Anerkennung für Bemühungen, Leistungen oder Handlungen einer Person auszudrücken und diese zu würdigen. Kudos ist dasselbe, einfach empathischer. Das haben wir alle nötig. Vor allem, wer in komplexe Projekte mit Sprints, Milestones und Deep Dives involviert ist, scheint gerade süchtig danach. Da hilft so ein herzig klingendes «Kudos», die Laune zu behalten und der Empfänger freut sich, dass ihm jemand ein Lob oder eine Anerkennung für seine Arbeit ausspricht. Und es klingt wärmer als ein «Chapeau!», ein «Well done!» oder ein «High Five».

Loben ist eine Frage des Alters

Zu wenig Lob ist schlecht. Davon können Baby Boomer ein Lied singen. Denn für sie galt noch die Regel «Nichts gesagt ist genug gelobt». Früher waren Feedbacks grundsätzlich negativ, positives Feedback überflüssig. Zum Glück schreitet diese Generation geradeaus Richtung Pensionierung.

Die Generation X ist aufgewachsen mit einem 1:1 Verhältnis zwischen Lob und Kritik. Damit konnte man schon eher leben. Und die, die in unserer eher jungen Branche jetzt vielerorts grad am Drücker sind, nämlich die Millennials, sind kudos-technisch die Generation «W», das heisst Lob-Kritik-Lob-Kritik-Lob-Ratio. Und sich an ein Verhältnis 3:2 gewohnt.

Und die, die gerne schon am Drücker wären und von einigen auch mal kurz an die Schalthebel gelassen werden als Beratende, Propheten, Erklärer oder zur Belustigung, nämlich die GenZler, die brauchen ein Verhältnis zwischen Lob und Kritik von ungefähr 5:1. Und das ist gut so.

Warum? Jeder von uns braucht Lob. Das ist in der heutigen Zeit mit all den Unsicherheiten noch viel ausgeprägter als früher. Und: Lob tut gut. Probieren Sie es aus, statt über die knuddeligen Kudos zu schnöden. Lassen Sie sich anstecken von den süssen Dingern. Wenn das ihnen zu soft ist, dann kann es ja auch mal ein banales «Häsch guet gmacht!» oder ein kräftiges «Stark von dir!» sein. Einfach mehr auf das Positive fokussieren. Das wird vielen wohl nicht leichtfallen. Aber es ist nötig. Kostet nichts. Und wirkt Wunder. Aber Obacht: Bitte Lob nicht als Kompensieren von Vernachlässigung durch Verwöhnen anwenden. Das kennen alle, die Kinder haben und/oder keine verwöhnten Kinder mögen.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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