Warten auf die Geräteindustrie

Weder die SRG noch das Uvek wissen, wie es mit dem digitalen Radio weitergeht

Weder die SRG noch das Uvek wissen, wie es mit dem digitalen Radio weitergehtVor rund neun Monaten hat die SRG den Ausbau des digitalen Radios gestoppt, nur sechs Monate nach dessen Start. «Lediglich der Weiterausbau, nicht aber der Betrieb von DAB ist sistiert», stellt Hans Strassmann, Leiter Technik und Informatik bei der SRG, klar.Konkret heisst das: Die SRG strahlt derzeit pro Sprachregion bis neun Programme digital aus (zum Teil parallel zu UKW), doch kaum jemand hört hin. Im Tessin ist Digital Broadcasting (DAB) entgegen der ursprünglichen Planung noch gar nicht empfangbar (siehe Karte). Anders in der West- und Deutschschweiz: Autofahrer zwischen Genf und Winterthur könnten die SRG-Programme zwar fast durchgehend über DAB hören – doch kaum einer besitzt einen DAB-Empfänger. Derzeit sind in der Schweiz erst knapp 2000 DAB-Empfänger im Umlauf. Der Grund: Die Geräte sind teuer (rund 1000 Franken) und benutzerunfreundlich, was bisher den Durchbruch von DAB verhindert hat.
Als die SRG im Herbst 1999 damit begann, 40 Millionen Franken in den Aufbau eines DAB-Sendernetzes zu stecken, ging man noch davon aus, dass die Geräteindustrie bei der Entwicklung einfacherer und billigerer Geräte schneller vorwärts macht. Doch DVD und Mobiltelefonie hatten Vorrang.
Deshalb sistierte die SRG im letzten Frühjahr den DAB-Ausbau. Das Departement für Umwelt, Verkehr und Kommunikation (Uvek) akzeptierte diesen Entscheid zwar, will demnächst aber erfahren, wies weitergeht. Aber auch Strassmann muss trotz ständigem Kontakt zur Geräteindustrie passen, meint jedoch: «Wir haben volles Vertrauen in DAB.»
Doch nicht nur die SRG, auch rund ein Dutzend private Projekte von Radio 24plus über Eviva und Radio 105 bis Aldente warten auf DAB. Gemäss den Uvek-Plänen sollte die SRG bezüglich Technik und Kommunikation DAB-Lokomotive spielen und die Privaten ab 2003 auf den fahrenden Zug aufspringen lassen.
Diesen Auftrag erfüllt die SRG nun aber nicht. Zudem stehen für insgesamt rund 20 Projekte ohnehin zu wenig DAB-Frequenzen zur Verfügung. Ob es weitere geben wird, kann nach Strassmanns Angaben erst 2003 an einer internationalen «Wellenkonferenz» ausgehandelt werden. Definitive Entscheide seien frühestens 2005 zu erwarten… Markus Knöpfli

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