Verstärkung aus Schweden
Die PubliGroupe steigerte ihren Jahresgewinn 1999 dank Joint Venture um 103 Prozent
Die PubliGroupe (mit französischem «e» geschrieben: Lausanner Hauptsitz oblige …) kauft 20 Prozent der Aktien der Planit Media in Malmö. Gleichzeitig wurde die Übernahme der Zeitungsdatenbank der PPN durch Planit Media vereinbart, ebenso der Einsatz des PPN als Verkaufsagentur für die Angebote der Planit Media.
Planit Media wurde vor drei Jahren gegründet. Sie bietet – über die Basisplattform www. planitmedia.com – Werbeagenturen, Mediaagenturen und Verlagshäusern Preise und Daten von mehr als 39000 Zeitschriften an. Das Angebot wird von mehr als 4000 Abonnenten in 64 Ländern genutzt. Zur Zeit wird an neuen Datenbanken gearbeitet, die Zusatzinformationen über Zeitungen, Online-Werbung, Ausstellungen und Aussenwerbung enthalten sollen.
Das Abkommen mit PubliGroupe ermöglicht Planit Media den Zugang zu den PPN-Zeitungsdaten. Gleichzeitig sichert sie sich die Marktpower der PPN, die mit ihren 52 Gesellschaften den Werbeverkauf von 2000 Printmedien betreuen und einen Jahresumsatz von 423 Millionen Franken erarbeiten. Kein Wunder, verspricht sich Planit-Media-Chef Colm Barry von der neuen Zusammenarbeit grossen Erfolg. Welches aber ist das Interesse der P an dieser schweizerisch-schwedischen Verlobung? «PPN sieht im Zusammengehen mit Planit Media eine zusätzliche Dienstleistung für seine Werbekunden und Agenturen sowie eine zusätzliche Marktpräsenz für seine Vertretungstitel», erläutert CEO Hans-Peter Rohner.
Geschäftsabschluss 1999 mit verdoppeltem Reingewinn
Indessen ist die PPN nicht die einzige P-Abteilung auf Expansionskurs: Sämtliche Geschäftsbereiche sind zurzeit am Wachsen. Es erstaunt nicht, dass Generaldirektor Jean-Jacques Zaugg an der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz in Lausanne ein äusserst zufriedenes Gesicht zeigte.
Immerhin konnte 1999 der Konzerngewinn um 103 Prozent auf 156 Millionen Franken gesteigert werden, was den höchsten Profit in der Unternehmensgeschichte bedeutet (Konzernumsatz 2,31 Milliarden Franken). Deshalb beantragt der Verwaltungsrat, den Aktionären eine Dividende von 25 Franken auszuzahlen (plus 108 Prozent). Und weil dieser Antrag von den Aktionären genehmigt werden muss, darf erwartet werden, dass er angenommen wird …
«Alle Geschäftsbereiche der Gruppe haben ihre Marktanteile und ihre Produktivität gesteigert», betonte Zaugg. Ein gutes Zeichen für die Printmedien: Auch das Stammgeschäft – der Handel mit Inseraten – trug zum verbesserten Ergebnis bei. Insbesondere bei den Stellenanzeigen blühte das Geschäft.
PubliGroupe nimmt Abschied von den Plakatwänden
Dennoch ist das Glanzergebnis 1999 zu einem guten Teil auf ausserordentliche Finanzerträge (Verkauf von Immobilien und Beteiligungen) zurückzuführen, die diesmal 113 Millionen Franken erreichten (plus 195 Prozent). Insbesondere hat die PubliGroupe ihren 30-Prozent-Anteil an der APG Holding (Allgemeine Plakatgesellschaft) veräussert. Damit hat die PubliGroupe von ihrem jahrelang gehegten Traum Abschied genommen, im Plakatgeschäft Fuss zu fassen.
Dabei hätte ein Schulterschluss mit der APG prima vista durchaus Sinn gemacht: Die starke Position der PubliGroupe im Bereich Printmedien und das Know-how der APG in der Aussenwerbung hätten es erlaubt, einen noch süffigeren Medienmix anzubieten. Doch die APG wollte nichts von einem Zusammengehen mit der PubliGroupe wissen und wählte stattdessen die Rückendeckung durch den französischen Plakat-Marktleader Decaux. «Für uns war der Verkauf unserer Beteiligung die logische Folge daraus», heisst es im P-Hauptquartier. Allerdings dürfte der Abschied von den Plakatwänden den P-Leuten nicht ganz leicht gefallen sein.
Gute Wetterprognosen für das angebrochene Jahr
Reichlich Sonnenschein wird auch im laufenden Jahr erwartet. Das Geschäft laufe in allen Sparten rund, hiess es in Lausanne, sodass das hohe Niveau von 1999 trotz erheblicher Investitionen vor allem im Bereich Online gehalten werden sollte. Bei PubliGroupe erwartet man – «konjunkturelle Einbrüche vorbehalten»! – einen Betriebsgewinn in der Höhe von rund 85 Millionen Franken sowie ausserordentliche Erträge aus dem Verkauf von Immobilien im Wert von etwa 70 Millionen Franken.
Damit nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Mitarbeiter ihre helle Freude an einem weiteren Börsenhöhenflug der P-Aktien haben können, möchte die PubliGroupe ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Kapital beteiligen. Zu diesem Zweck wird der Generalversammlung die Schaffung eines bedingten Kapitals (zwei Prozent des Aktienkapitals) beantragt. Das Personal sollte Anteilscheine zu Vorzugskonditionen erwerben können.
Börsengang der Real Media Inc. mit Unbekannten
Was den unlängst angekündigten Börsengang der Online-Gruppe Real Media Inc. in New York betrifft, an der die PubliGroupe neuerdings 70 Prozent des Kapitals hält, wurden in Lausanne – mit Blick auf die derzeitigen Börsenturbulenzen und die strenge amerikanische Börsengesetzgebung – wenig Angaben gemacht.
Die P-Manager beschränkten sich auf die Versicherung, das Going public sei für Mai vorgesehen, die Konditionen aber noch nicht klar festgelegt. Es folgte die Präzisierung, wonach rund 15 Prozent des Aktienkapitals zum Verkauf ausgeschrieben werden. Wobei man offenbar einen Erlös von rund 80 Millionen Dollar erwartet (oder erhofft). Nach dem Börsengang sollte der Anteil der PubliGroupe von 70 auf 52 Prozent zurückgehen. «Wir wollen aber die Mehrheit behalten», fügte Zaugg an.
P wie «pedeckt»
Wie schön ist dies doch formuliert: «PubliGroupe unterstützt Initiativen von Verlagshäusern, die sich auf der Suche nach industriellen und redaktionellen Synergien in Verlagsgruppen zusammenschliessen, mit dem Ziel, in ihrer Region fest verankert und wirtschaftlich solide zu sein», war an der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz in Lausanne zu vernehmen. Und als Beweis dafür, dass schönen Worten auch Taten folgen können, wurde an die guten Dienste seitens der P beim Zusammenführen der beiden verkrachten Neuenburger Zeitungen L’Express und L’Impartial erinnert.
Nun beteiligt sich also PubliGroupe mit 35 Prozent auch an der Vogt-Schild AG, dem Verlag der Solothurner Zeitung. Ist dies ein Schritt hin zur grossen Strukturbereinigung zwischen Bern und Zürich? Und falls ja, wie könnte eine solche in den Augen der P-Männer aussehen? Auf diese Frage der WerbeWoche gibt sich PubliPresse-Chef Ernst Grab bedeckt. Ja, er glaube an die Notwendigkeit von Synergien in dieser Region, räumt er ein … aber es gebe sehr viele unterschiedliche Modelle, wie eine Kooperation zu bewerkstelligen sei. Nun – das hatten wir eigentlich schon selber erraten!