Tafelsilber wird in Baden poliert
Ab Januar 2002 ist der Printwerbemarkt zwischen Baden und Solothurn integriert – ohne Swisspool
Ab Januar 2002 ist der Printwerbemarkt zwischen Baden und Solothurn integriert – ohne SwisspoolVon Daniel SchifferleDie Mittelland Zeitung vereinigt ab Januar 2002 vier Titel unter einem Zeitungsdach und wird mit einer Auflage von rund 200000 Exemplaren die drittgrösste Zeitung der deutschen Schweiz. Dem Werbemarkt serviert der jüngste Wurf in der Schweizer Pressefusionsgeschichte ein nahrhaftes Stück Marktabdeckung zwischen Baden und Solothurn hinzu. Eine Mitgliedschaft beim Swisspool steht aber nicht zur Diskussion.
Das Seilziehen rund um die Mittelland Zeitung war zäh und langwierig. Über mehr als anderthalb Jahre wurde mit verschiedenen Seiten verhandelt. Denn auch die Berner Zeitung und der Bund/ NZZ waren erpicht darauf, ihr Gebiet ins Mittelland auszudehnen. Eine Zusammenarbeit mit der Solothurner Zeitung wäre für beide ein attraktiver Schritt in diese Richtung gewesen. Doch die Aargauer Zeitung (AZ) hat wie erwartet den Sieg davon getragen. Ab Januar 2002 erscheint sie zusammen mit der Solothurner Zeitung (SZ), dem Oltner Tagblatt (OT) und dem Zofinger Tagblatt (ZT) unter dem Label Mittelland Zeitung, einem gemeinsamen Zeitungsdach, das die gesamte Region Mittelland zwischen Baden und Solothurn abdeckt. Das Grundrezept für die Zusammenarbeit – die Partner behalten rechtlich ihre Eigenständigkeit – folgt den erfolgreichen Vorbildern Südostschweiz und St. Galler Tagblatt, die in den vergangenen Jahren vergleichbare Konstruktionen schufen.
Gemeinsam werden die vereinigten Titel entlang der Aare eine Auflage von rund 200000 Exemplaren sowie täglich rund 374000 Leser erreichen. Damit nimmt die Mittelland Zeitung mit einem Schlag den dritten Platz unter den Top Ten der Deutschschweizer Zeitungen ein, gleich hinter Blick und Tages-Anzeiger und noch vor der Berner Zeitung. Beim Anzeigenmarketing setzen Publicitas und die AZ Media, Vermarktungsunit der Aargauer Zeitung, ihre bereits eingespielte «doppelte Marktbearbeitung» in modifizierter Form fort (siehe Seite 5).
Publizistische Dominanz der Aargauer Zeitung
Die Rolle des publizistischen Schwergewichts im Verbund übernimmt die Aargauer Zeitung. Deren Redaktion in Baden wird ab 2002 den Mantelteil für sämtliche vier Titel übernehmen. Das heisst, von den fünf Zeitungsbünden werden deren vier von der Aargauer Zeitung geliefert. Lediglich die Verantwortung für den fünften Bund, der den kantonalen und regionalen Themen reserviert ist, wird noch in den Regionen liegen. Allerdings werden auch hier Einsparmöglichkeiten genutzt: AZ und ZT einerseits und SZ und OT andererseits spannen für ihre Kantonal- und Regionalseiten künftig zusammen.
Ein grosser Schritt bedeutet die Kooperation für die Solothurner Zeitung, die vom Mantellieferanten der noch bis Ende Jahr gültigen Neuen Mittelland Zeitung in der neuen Konstruktion zum Mantelbezüger absteigt.
Im Werbemarkt, aus dessen Mehrerträgen der Hauptnutzen für das neue Zeitungssystem erwartet wird, bietet die Mittelland Zeitung attraktive Leistungsdaten an: Haushaltabdeckung von über 50 Prozent, 32 Prozent der Leser verfügen über ein Haushalteinkommen von mehr als 8000 Franken, annähernd zwei Drittel wohnen in einer Stadt oder Agglomeration, jeder fünfte hat einen Hochschulabschluss, jeder vierte ist in einer Kaderfunktion oder selbstständig.
Mit dieser geballten Marktmacht fühlt sich die Mittelland Zeitung stark genug, um auch ohne Swisspool erfolgreich zu sein. Eine Mitgliedschaft ist laut Ueli Eckstein, Verlagschef der Aargauer Zeitung sowie Projektleiter und Spiritus Rector des Zusammenschlusses, «im Moment kein Thema». Man habe schon vor vier Jahren mit der Aargauer Zeitung keine Lösung für eine Beteiligung am Swisspool gefunden. Der Grund: Das Kosten- Nutzen-Verhältnis sei nicht attraktiv gewesen. Eckstein sagt, Priorität habe im Moment die Umsetzung der neuen Zeitungskooperation. «Später könnte Swisspool allenfalls eine Option sein», fügt er an.
Hansjürg Klöti, Direktor Leiter Anzeigenmarkt bei der Tamedia und Leiter Swisspool, sagte auf Anfrage, auch von seiner Seite würde das Gespräch mit der Mittelland Zeitung nicht gesucht. Trotz der Auflage von 200000 Exemplaren, denn der Swisspool vereine die Zeitungen der grösseren Agglomerationen. «Und dieses Angebot wollen wir nicht mit einem Titel verwässern, der doch eine sehr breite Abdeckung hat.»
Die Synergiemöglichkeiten, die der Mittelland Zeitung ihren Sinn geben, bleiben vorläufig auf den Anzeigenmarkt und gewisse Einsparungen in den Redaktionen beschränkt. Sogar beim Druck, wo zentrale Lösungen Vereinfachungen und Einsparungen bringen, ist auf lange Sicht nichts zu machen. Jede der beteiligten Zeitungen verfügt über noch auf Jahre hinaus funktionstüchtige Druckmaschinen. Und die wollen ausgelastet sein. «So lange die Maschinen nicht abgeschrieben sind und ihren Dienst tun, werden unsere Partner sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nutzen», sagt Eckstein. Deshalb werde jede der beteiligten Zeitungen ihre Ausgabe vorläufig selber drucken. Kleine Ausnahme: Die Zofinger Zeitung wird nur ihren Regionalteil über die eigene Rotation laufen lassen, alles Übrige macht für sie die Druckerei der Aargauer Zeitung.
Alte Partner kehren nach
Familienkrach gestärkt zurück
Die an der Mittelland Zeitung beteiligten Partner bringen bereits Kooperationserfahrung aus früheren und laufenden Kooperationen mit. Bereits 1994 hatten OT, ZT und Aargauer Tagblatt (später zur Aargauer Zeitung fusioniert) ein Kopfblattsystem mit dem Untertitel Mittelland-Zeitung (mit Bindestrich!) gestartet. Doch schon 1996, nur zwei Jahre später, kehrte das Aargauer Tagblatt dem Dreierbund den Rücken, um zusammen mit Peter Wanners Badener Tagblatt die Aargauer Zeitung zu gründen – und damit in die magische 100000er-Auflagen-Liga aufzusteigen. Die allein gelassenen Partner der Mittelland-Zeitung brauchten Ersatz. Sie fanden ihn im Westen mit der Solothurner Zeitung (SZ), die in der jetzt Neue Mittelland Zeitung benannten Kooperation auch die verwaiste Rolle des Mantelproduzenten übernahm. Jetzt kehrt die Aargauer Zeitung zurück und landet im neuen System Mittelland Zeitung (ohne Bindestrich!) bei der stolzen Auflage von 200000 Exemplaren. Fazit: Der Krach rund um die Fusion der Aargauer Zeitung hat 1996 zwar die Familie gründlich auseinander gebracht, doch nun kehren alle zurück und bringen reichlich hinzugewonnene Marktabdeckung mit: Bis Solothurn und Baden reicht das neue Gebiet. Eine Explosion im Vergleich zur Kooperationsregion Aarau–Olten–Zofingen, wie sie noch bis Oktober 1996 bestand.
Das Seilziehen rund um die Mittelland Zeitung war zäh und langwierig. Über mehr als anderthalb Jahre wurde mit verschiedenen Seiten verhandelt. Denn auch die Berner Zeitung und der Bund/ NZZ waren erpicht darauf, ihr Gebiet ins Mittelland auszudehnen. Eine Zusammenarbeit mit der Solothurner Zeitung wäre für beide ein attraktiver Schritt in diese Richtung gewesen. Doch die Aargauer Zeitung (AZ) hat wie erwartet den Sieg davon getragen. Ab Januar 2002 erscheint sie zusammen mit der Solothurner Zeitung (SZ), dem Oltner Tagblatt (OT) und dem Zofinger Tagblatt (ZT) unter dem Label Mittelland Zeitung, einem gemeinsamen Zeitungsdach, das die gesamte Region Mittelland zwischen Baden und Solothurn abdeckt. Das Grundrezept für die Zusammenarbeit – die Partner behalten rechtlich ihre Eigenständigkeit – folgt den erfolgreichen Vorbildern Südostschweiz und St. Galler Tagblatt, die in den vergangenen Jahren vergleichbare Konstruktionen schufen.
Gemeinsam werden die vereinigten Titel entlang der Aare eine Auflage von rund 200000 Exemplaren sowie täglich rund 374000 Leser erreichen. Damit nimmt die Mittelland Zeitung mit einem Schlag den dritten Platz unter den Top Ten der Deutschschweizer Zeitungen ein, gleich hinter Blick und Tages-Anzeiger und noch vor der Berner Zeitung. Beim Anzeigenmarketing setzen Publicitas und die AZ Media, Vermarktungsunit der Aargauer Zeitung, ihre bereits eingespielte «doppelte Marktbearbeitung» in modifizierter Form fort (siehe Seite 5).
Publizistische Dominanz der Aargauer Zeitung
Die Rolle des publizistischen Schwergewichts im Verbund übernimmt die Aargauer Zeitung. Deren Redaktion in Baden wird ab 2002 den Mantelteil für sämtliche vier Titel übernehmen. Das heisst, von den fünf Zeitungsbünden werden deren vier von der Aargauer Zeitung geliefert. Lediglich die Verantwortung für den fünften Bund, der den kantonalen und regionalen Themen reserviert ist, wird noch in den Regionen liegen. Allerdings werden auch hier Einsparmöglichkeiten genutzt: AZ und ZT einerseits und SZ und OT andererseits spannen für ihre Kantonal- und Regionalseiten künftig zusammen.
Ein grosser Schritt bedeutet die Kooperation für die Solothurner Zeitung, die vom Mantellieferanten der noch bis Ende Jahr gültigen Neuen Mittelland Zeitung in der neuen Konstruktion zum Mantelbezüger absteigt.
Im Werbemarkt, aus dessen Mehrerträgen der Hauptnutzen für das neue Zeitungssystem erwartet wird, bietet die Mittelland Zeitung attraktive Leistungsdaten an: Haushaltabdeckung von über 50 Prozent, 32 Prozent der Leser verfügen über ein Haushalteinkommen von mehr als 8000 Franken, annähernd zwei Drittel wohnen in einer Stadt oder Agglomeration, jeder fünfte hat einen Hochschulabschluss, jeder vierte ist in einer Kaderfunktion oder selbstständig.
Mit dieser geballten Marktmacht fühlt sich die Mittelland Zeitung stark genug, um auch ohne Swisspool erfolgreich zu sein. Eine Mitgliedschaft ist laut Ueli Eckstein, Verlagschef der Aargauer Zeitung sowie Projektleiter und Spiritus Rector des Zusammenschlusses, «im Moment kein Thema». Man habe schon vor vier Jahren mit der Aargauer Zeitung keine Lösung für eine Beteiligung am Swisspool gefunden. Der Grund: Das Kosten- Nutzen-Verhältnis sei nicht attraktiv gewesen. Eckstein sagt, Priorität habe im Moment die Umsetzung der neuen Zeitungskooperation. «Später könnte Swisspool allenfalls eine Option sein», fügt er an.
Hansjürg Klöti, Direktor Leiter Anzeigenmarkt bei der Tamedia und Leiter Swisspool, sagte auf Anfrage, auch von seiner Seite würde das Gespräch mit der Mittelland Zeitung nicht gesucht. Trotz der Auflage von 200000 Exemplaren, denn der Swisspool vereine die Zeitungen der grösseren Agglomerationen. «Und dieses Angebot wollen wir nicht mit einem Titel verwässern, der doch eine sehr breite Abdeckung hat.»
Die Synergiemöglichkeiten, die der Mittelland Zeitung ihren Sinn geben, bleiben vorläufig auf den Anzeigenmarkt und gewisse Einsparungen in den Redaktionen beschränkt. Sogar beim Druck, wo zentrale Lösungen Vereinfachungen und Einsparungen bringen, ist auf lange Sicht nichts zu machen. Jede der beteiligten Zeitungen verfügt über noch auf Jahre hinaus funktionstüchtige Druckmaschinen. Und die wollen ausgelastet sein. «So lange die Maschinen nicht abgeschrieben sind und ihren Dienst tun, werden unsere Partner sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nutzen», sagt Eckstein. Deshalb werde jede der beteiligten Zeitungen ihre Ausgabe vorläufig selber drucken. Kleine Ausnahme: Die Zofinger Zeitung wird nur ihren Regionalteil über die eigene Rotation laufen lassen, alles Übrige macht für sie die Druckerei der Aargauer Zeitung.
Alte Partner kehren nach
Familienkrach gestärkt zurück
Die an der Mittelland Zeitung beteiligten Partner bringen bereits Kooperationserfahrung aus früheren und laufenden Kooperationen mit. Bereits 1994 hatten OT, ZT und Aargauer Tagblatt (später zur Aargauer Zeitung fusioniert) ein Kopfblattsystem mit dem Untertitel Mittelland-Zeitung (mit Bindestrich!) gestartet. Doch schon 1996, nur zwei Jahre später, kehrte das Aargauer Tagblatt dem Dreierbund den Rücken, um zusammen mit Peter Wanners Badener Tagblatt die Aargauer Zeitung zu gründen – und damit in die magische 100000er-Auflagen-Liga aufzusteigen. Die allein gelassenen Partner der Mittelland-Zeitung brauchten Ersatz. Sie fanden ihn im Westen mit der Solothurner Zeitung (SZ), die in der jetzt Neue Mittelland Zeitung benannten Kooperation auch die verwaiste Rolle des Mantelproduzenten übernahm. Jetzt kehrt die Aargauer Zeitung zurück und landet im neuen System Mittelland Zeitung (ohne Bindestrich!) bei der stolzen Auflage von 200000 Exemplaren. Fazit: Der Krach rund um die Fusion der Aargauer Zeitung hat 1996 zwar die Familie gründlich auseinander gebracht, doch nun kehren alle zurück und bringen reichlich hinzugewonnene Marktabdeckung mit: Bis Solothurn und Baden reicht das neue Gebiet. Eine Explosion im Vergleich zur Kooperationsregion Aarau–Olten–Zofingen, wie sie noch bis Oktober 1996 bestand.